Ligue 1: Diese Teams können Branchenprimus PSG gefährlich werden
11. August 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert
Paris Saint-Germain sicherte sich vergangene Saison den Titel in der Ligue 1. Nicht immer war PSG souverän unterwegs, es gab einige Phasen, in denen der Branchenprimus etwas anbot. Das war in den letzten Jahren häufiger der Fall, so profitierte der OSC Lille seinerzeit von Patzern und sicherte sich 2021 die Meisterschaft. Doch welche Klubs haben in dieser Saison die Möglichkeit, dem Favoriten den Titel streitig zu machen?
PSG im Umbruch und doch der haushohe Favorit in der Ligue 1
Paris Saint-Germain hat im Sommer wieder einmal vieles verändert. Noch immer hat der Klub aus der Ligue 1 das große Ziel, den Gewinn der Champions League, nicht erreicht. Luis Enrique (53) wurde als Trainer installiert, um diesen Titel endlich zu gewinnen. Und er veränderte im Sommer mehr oder minder radikal den Kader, wenngleich der Prozess noch läuft. Lionel Messi (35) wechselte in die MLS, Neymar (31) soll den Klub verlassen, steht gemeinsam mit Spielern wie Marco Verratti (30) auf der Streichliste und bei Kylian Mbappe (24) sind sich bei PSG alle einig, dass ein ablösefreier Abgang 2024 vermieden werden soll. Ist PSG ohne die „großen Drei“ oder mit nur einem dieser Spieler etwa besonders angreifbar?
Nicht unbedingt. Denn auf dem Transfermarkt hat der Klub schon ordentlich zugelangt und dabei bewiesen, dass ein klarer Plan verfolgt wird. Die Mischung aus jungen, vielversprechenden und teils noch formbaren Spielern und erfahrenen Akteuren, die wissen, wie Titel gewonnen werden, soll es richten. Homogenität statt Fokus auf individueller Klasse.
Die Übersicht über die Neuzugänge verdeutlicht das. Manuel Ugarte (22, Sporting), Lucas Hernandez (27, Bayern), Kang-in Lee (22, Mallorca) sowie der fest verpflichtete Hugo Ekitike (21, Reims) kosteten zusammen rund 150 Millionen Euro. Aber: Ablösefreie Neuverpflichtungen wie Milan Skriniar (28, Inter), Marco Asensio (27, Real Madrid) oder Cher Ndour (18, Benfica B) gehörten ebenfalls zum Transfersommer, auch wurde Goncalo Ramos (22, Benfica) mit Kaufoption ausgeliehen. Der Kader wirkt zwar noch etwas unfertig, aber bei einer großen Streichliste überrascht das auch nicht. PSG ist und bleibt das Maß aller Dinge. Doch wer sind jetzt die Herausforderer?
Vizemeister RC Lens will angreifen
Der größte und hartnäckigste Herausforderer von PSG in der Vorsaison war der RC Lens. Mit am Ende nur einem Punkt Abstand landete das Team von Trainer Franck Haise (52) auf dem zweiten Platz. Allerdings mussten im Sommer 2023 zwei Schlüsselspieler verkauft werden, die noch nicht vollends ersetzt wurden. Lois Openda (23), der Toptorschütze des Klubs, wechselte nach Leipzig, Mittelfeldstabilisator Seko Fofana (28) zu Al-Nassr. Beide Deals brachten zusammen zwar knapp 70 Millionen Euro ein, aber erst 30 wurden reinvestiert.
Andy Diouf (20, Basel), Oscar Cortes (19, Millonarios), Neil El Aynaoui (21, Nancy): Lens schlug wieder primär im Talentesegment zu. Um Paris wirklich gefährlich werden zu können, sollten in den letzten Wochen des Transferfensters noch zwei, drei individuell starke Spieler zum Klub wechseln, zumal das Team auch die Belastung der Champions League vor der Brust hat.
Es bleibt also spannend. Für Lens spricht auf jeden Fall die herausragende Organisation unter Haise. Er hat dem Team eine defensive Struktur mit auf den Weg gegeben, die beeindruckend ist. Nur 29 Gegentore kassierte Lens in der Vorsaison, verlor nur vier Spiele. Wenn es geling, eine ähnliche Ordnung und Balance auf das Feld zu bringen, wird zumindest ein Platz in den vorderen Regionen der Tabelle der Ligue 1 die logische Folge sein.
Wohin geht die Reise bei Olympique Marseille?
Olympique Marseille landete in der Vorsaison auf dem dritten Platz in der Ligue 1. Und das, obwohl die Spielzeit geprägt von einigen Turbulenzen war. 22 Siege in 38 Spielen waren am Ende aber eine gute Quote und lediglich etwas zu viele Gegentore verhinderten, dass Marseille noch näher an die beiden Topklubs heranrückte. Nun will das Team mit einem neuen Trainer einen neuen Anlauf starten, um in der Liga anzugreifen. Marcelino (57), ein taktisch ausgebuffter Spanier, soll OM zum Erfolg führen.
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Leicht wird das aber nicht, denn auch die Transferaktivitäten von Olympique sind nicht mit denen von PSG zu vergleichen. Gleichzeitig wurde trotzdem einiges an Qualität hinzugeholt, insbesondere Pierre-Emerick Aubameyang (34), Ismaila Sarr (25) und Iliman Ndiaye (23) sollten die Offensive einen Schritt nach vorne bringen. Auch Renan Lodi (25) und Geoffrey Kondogbia (30) helfen dem Team sicher weiter.
Vieles wird davon abhängig sein, wie schnell die Mannschaft die Automatismen entwickelt, die für das Meisterrennen unabdingbar sind. Wie auch bei Lens sollte klar sein, dass es nur dann gelingt, ganz oben anzugreifen, wenn PSG eine Saison spielt, in der etwas angeboten wird. Den amtierenden Titelträger einfach so ohne Weiteres zu überflügeln, dürfte utopisch sein.
Stade Rennais: Mehr als nur ein Außenseiter?
Ein Klub in Frankreich hat in diesem Sommer seine Hausaufgaben besonders gut gemacht. Dabei handelt es sich um Stade Rennais. Trainiert wird dieses Team vom erfahrenen Bruno Genesio (57), der durchaus die Möglichkeit hat, mit seiner Mannschaft eine Überraschung zu schaffen. Zwar verließ der talentierte Lesley Ugochukwu (19) den Klub gen Chelsea, er war aber in der letzten Saison kein unangefochtener Stammspieler, sodass die knapp 30 Millionen Euro Einnahmen gerne mitgenommen wurden.
Enorm wichtig war die Verbesserung der Offensive in der Spitze wie in der Breite. 35 Millionen Euro gab Rennes für die Dienste von Ludovic Blas (25) und Enzo Le Fee (23) aus. Beide sind extrem spielintelligent, bringen technische Qualitäten und den nötigen Zug zum Tor mit. Gemeinsam mit Desire Doue (18), der gerade erst seinen Vertrag verlängert hat, sollen sie hinter den Spitzen für Furore sorgen. Rennes hat eine spielstarke Mannschaft, gepaart mit einigen sehr schnellen und dribbelstarken Spielern, allen voran Jeremy Doku (21).
Gelingt es im restlichen Transferfenster noch, der Defensive noch einen starken Spieler, möglichst auf der rechten Seite, im Zentrum oder als Hybrid, hinzuzufügen, dann wird die Mannschaft nur noch stärker. Angesichts der Tatsache, dass es für Rennes keine Belastung durch die Champions League gibt, bringt das Team alles mit, um zu einer großen Überraschung zu avancieren – vorausgesetzt, der restliche Kader bleibt weitestgehend zusammen.
(Photo by JEAN-FRANCOIS MONIER/AFP via Getty Images)
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.