FA Cup | Final-Kritik: Gündogan wie Jordan, Sancho ohne Pancho

3. Juni 2023 | Trending | BY 90PLUS Redaktion

Manchester City hat durch einen 2:1-Sieg über Manchester United im Finale den FA Cup gewonnen. Ilkay Gündogan war der Mann des Tages. Die Einzelkritik. 

Wenn Manchester City ihn braucht, ist er da: Kapitän Ilkay Gündogan. An einem Tag, an dem seine Mannschaft zwar das klare Übergewicht hatte, aber im letzten Drittel ungewohnt pomadig agierte, schoss der Kapitän die Cityzens zum 2:1-Sieg über ein sehr defensives Manchester United und damit zum Gewinn des FA Cups. Unsere Einzelbewertung:



Manchester City: Auch im FA-Cup – Gündogan im Jordan-Modus

Stefan Ortega: Quasi gar nicht gefordert. Beim Elfmeter von Bruno Fernandes verladen, wenngleich der Deutsche einen flachen, mittigen Schuss antizipiert hatte – allerdings in die falsche Richtung. Mutige Rettungstat in der Nachspielzeit. Note: 2,0

Kyle Walker (bis 90+4): Im Angriff relativ unauffällig, wirkte zwischenzeitlich regelrecht frustriert. Defensiv hatte er Marcus Rashford gut im Griff. Note: 3,0 

John Stones: In seiner Verteidiger-Sechser-Hybridrolle gewohnt akkurat, aber zunächst nicht so präsent wie sonst. Wie die gesamte Mannschaft deutlich aktiver nach dem Seitenwechsel. Hellwach im defensiven Umschaltspiel, sauber im Aufbau.  Note: 2,0

Ruben Dias: Selten gefordert, aber wenn, dann war er eine unüberwindbare Wand. Sauber im Spielaufbau.  Note: 2,5

Manuel Akanji: Als gelernter Innenverteidiger links natürlich defensiver als sein Gegenüber. Ließ aber nichts anbrennen, offensiv unspektakulär aber fehlerlos. Note: 2,5 

Rodri: Nicht in der Weltklasse-Form der letzten Wochen. Sein Radar-artiges Gespür für den gegnerischen Pass und unnatürliche Ruhe im Ballbesitz blitzten trotzdem immer wieder auf. Gerade in Halbzeit und in der Schlussphase aber vereinzelt zu entspannt, was United einige Druckmomente beschaffte. Note: 3,0. 

Ilkay Gündogan: Nicht falsch verstehen – der Nationalspieler ist die gesamte Saison über einer der besten seines Fachs. Aber wie NBA-Legende Michael Jordan, steigt Gündogan in den wichtigen Spielen und Momenten auf ein neues Level. Dieses FA-Cup-Finale, in der die Offensivmaschinerie nicht so richtige ins Laufen kommen wollte, entschied er quasi im Alleingang. Das 1:0 nach 13 Sekunden – ein traumhafter Volley in den Winkel – war das schnellste Final-Tor in der Geschichte des Wettbewerbs. Nach der Pause sorgte er für die erneute Führung. Wieder mit einem Volley, nicht so schön wie der erste, aber womöglich sogar anspruchsvoller, weil mit dem schwachen Fuß. Auch unabhängig von den Toren wie immer ein belebendes Element. Note: 1,5

Kevin De Bruyne (bis 76.): Exemplarisch dafür, wie ManCity seine Dominanz nicht in Torchancen ummünzte. Zu umständlich, indirekt und pomadig im letzten Drittel. Schaltetet wie die gesamte Offensive in der zweiten Hälfte einen Gang hoch. Note: 2,5

Bernardo Silva: Auch er war vorne mit seinen Ballaktionen viel zu unentschlossen. Für seine Verhältnisse relativ blass, was auch am aggressiven Luke Shaw lag. Nach der Pause etwas lebhafter. Note: 4,0

Jack Grealish (bis 89.): Ähnlich wie Silva kam er nur schwer ins Spiel. Wurde von Wan-Bissaka gut bearbeitet. War dennoch bemüht und defensiv diszipliniert – sehr unglücklich beim Handelfmeter, als er der Ball aus kürzester Distanz seine Finger streifte. Note: 3,0

Erling Haaland: Ließ sich immer wieder fallen, um den Ball abzuschirmen und schirmte ihn teilweise gegen zwei Gegenspieler geschickt ab. Leitete das 1:0 mit einem gewonnen Kopfball ein. Insgesamt glücklos im Abschluss, allerdings sehr engagiert und ein Unruheherd. Note: 2,5

Einwechslungen Manchester City

Phil Foden (ab 76.): Sehr quirlig, brachte Leben in die Offensive. Note: 2,5

Nathan Aké (ab 89.): nicht zu bewerten. 

Aymeric Laporte (ab 90+4): nicht zu bewerten. 

Noten von Chris McCarthy 

Manchester United: Ex-BVB-Star Sancho nur noch ein Schatten seiner selbst, Garnacho belebt FA-Cup-Finale

David de Gea: Mit dem ersten Torschuss der Partie nach 13 Sekunden direkt von Matchwinner Gündogan bezwungen – allerdings machtlos. Die Abschläge des Spaniers offenbarten eine enorme Streuung. Beim 1:2 zumindest mit einer Teilschuld, da seine Reaktionsschnelligkeit zu wünschen übrig ließ (51.). Gute Parade gegen de Bruyne (62.). Note: 4,0

Aaron Wan-Bissaka: Offensiver positioniert als sein Pendant auf der linken Abwehrseite. Bei einem dieser Ausflüge holte der 25-Jährige den umstrittenen Strafstoß gegen Grealish (Handspiel) heraus. In vielen direkten Duellen nur zweiter Sieger (lediglich 20 Prozent gewonnene Zweikämpfe). Note: 4,0

Victor Lindelöf (bis 83.): Legte das 0:1 nach 13 Sekunden unglücklich per Kopf auf. In der Folge allerdings souveräner Chef der Defensive mit Ausstrahlung sowie starker Zweikampfbilanz (4/5 Duellen). Fels in der Brandung (sechs Klärungsaktionen!). Note: 2,5

Raphaël Varane: Ließ sich vor Haalands Möglichkeit zu einfach düpieren (21.). Kurz vor der Pause mit einer großen Gelegenheit, die „Red Devils“ in Führung zu bringen (42.). Überdies mit einer soliden Vorstellung. Note: 3,0

Luke Shaw: Starker Zweikampf gegen de Bruyne (22.). Ansonsten hingebungsvoll in den direkten Duellen. Der englische Nationalspieler beschränkte sich fast ausschließlich auf die Defensive. Note: 3,0

Fred: Gewohnt laufintensives Spiel des Brasilianers. Zu passiv bei de Bruynes Abschluss in der 28. Minute. Hatte zudem Glück, dass Schiedsrichter Paul Tierney bei seinem Einsatz gegen den Belgier nicht auf Elfmeter entschied (39.). Wirkte insgesamt fahrig und kam oftmals einen (plumpen) Schritt zu spät (sechs Fouls). Note: 5,0

Casemiro: Verlor das Kopfballduell gegen Haaland im Vorfeld der frühen 1:0-Führung der „Sky Blues“. Der unverzichtbare Mittelfeldabräumer fand nach etwa 10 Minuten den gewohnten Zugriff in den Zweikämpfen. Abgezockter Stratege und Ruhepol im Zentrum. Note: 2,5

Christian Eriksen (bis 62.): Der angedachte Spielgestalter war intensiv in die Defensivarbeit eingebunden. Des Weiteren trat der Däne im United-Angriffsspiel höchst selten in Aktion. Note: 4,0

Bruno Fernandes: Verlor Rodri bei dessen Kopfballchance in der 4. Minute aus den Augen. Der 28-Jährige erzielte in nonchalanter Manier den 1:1-Ausgleich per Elfmeter (33.). Dabei schickte er Ortega Morena in die falsche Ecke. Initiierte mit einem tollen Vertikalpass die Garnacho-Großchance (72.). Allerdings auch mit vielen leichten Fehlern (schlechteste Passquote der „Red Devils“ nach de Gea). Note: 2,5

Jadon Sancho (bis 79.): Ein großes Rätsel des FA-Cup-Endspiels. Konnte seine Dribbelstärke nicht ansatzweise auf den Rasen bringen. Wie alle Offensivakteure des ten-Hag-Teams vollumfänglich im Rückwärtsgang gefordert. Spielerische Glanzlichter und Esprit suchte man beim ehemaligen BVB-Superstar vergeblich. Note: 5,0

Marcus Rashford: Versuchte seinen Körper respektive das hohe Tempo gegen die massive Abwehrreihe der Cityzens einzusetzen. Bugsierte das Leder in der 69. Minute knapp über das Gehäuse. Note: 3,5

Einwechslungen Manchester United

Alejandro Garnacho (ab 62.): Beinahe mit dem Ausgleich in der 72. Minute. Der starke Schlenzer des Youngsters verfehlte den City-Kasten nur hauchzart. Brachte Schwung in das phlegmatische United-Spiel. Note: 2,0

Wout Weghorst (ab 79.): nicht zu bewerten.

Scott McTominay (ab 83.): nicht zu bewerten.

Noten von Steven Busch

(Photo by ADRIAN DENNIS/AFP via Getty Images)


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