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Gvardiol, Kovacic und Co.: So baut Manchester City für die Zukunft um

20. Juli 2023 | Spotlight | BY David Schöngarth

News | In der abgelaufenen Saison setzte sich Manchester City mit dem lang ersehnten Champions-League-Titel die Krone des europäischen Vereinsfußballs auf. Doch im blauen Teil Manchesters wird bereits an der Zukunft geschraubt. Eine Analyse.

Manchester City: Die alte Garde verabschiedet sich

Was lange währt, wird endlich gut? Diese Weisheit lässt sich auf Manchester City übertragen, das sich nach vielen gescheiterten Anläufen im vergangenen Juni endlich zum Champions-League-Sieger krönte. Doch die Cityzens, die sich seit 2009 im Besitz der Herrschaftsfamilie von Abu Dhabi befinden, zählten nicht immer zu den unumstrittenen Spitzenteams in Europa. Obwohl man bereits 2012 und 2014 englischer Meister wurde, begann die Ära der himmelblauen Dominanz erst mit der Verpflichtung von Pep Guardiola im Sommer 2016 und einer großen Transferoffensive in den darauffolgenden Wechselfenstern. Fünf Mal wurde City in den letzten sieben Jahren englischer Meister, gewann mehrfach die nationalen Pokale und nun auch die Champions League. Das Auffällige: Die siegreiche Startelf im Champions-League-Finale gegen Inter bestand mit Ederson (29), John Stones (29), Kevin De Bruyne (32), Bernardo Silva (28) und Ilkay Gündogan (32) aus gleich fünf Spielern, die fast die gesamte bisherige Guardiola-Ära miterlebt und geprägt haben. Rechtsverteidiger Kyle Walker (33), der 2017 zu City kam, wurde eingewechselt.



Ein harter Kern an Spielern hat die letzten Jahre bei Manchester City also entscheidend geprägt. Kein Wunder, dass die Erleichterung über den lang ersehnten Champions-League-Gewinn bei Akteuren wie Ilkay Gündogan besonders groß war. Zumal der Deutsche nicht nur 2021 mit City, sondern bereits 2013 mit Dortmund ein Finale der Königsklasse verlor. Man könnte meinen, dass Vereine dazu tendieren, sich auf großen Erfolgen zu lange auszuruhen und dabei die Zukunftsplanung aus den Augen zu verlieren. Nicht so Manchester City: Denn bei den Cityzens deutet sich in diesem Sommer ein größerer Umbruch an, bei dem sich vor allem die „alte Garde“ verabschiedet und Platz für neue Gesichter macht. Nachdem City sich in den vergangenen Jahren mit einigen Blockbuster-Transfers bereits punktuell verstärkt hat (man denke an die Verpflichtungen von Jack Grealish (27) oder Erling Haaland (22)), werden die Weichen nun endgültig auf Zukunft gestellt.

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Joško Gvardiol ist der Königstransfer von Manchester City

Konkret bedeutet das, dass City in diesem Sommer von Ilkay Gündogan, Kyle Walker und wahrscheinlich auch Riyad Mahrez (32) Abschied nehmen muss. Der schmerzhafte ablösefreie Abgang von Kapitän Gündogan zum FC Barcelona ist bereits in trockenen Tüchern. Kyle Walker hat dem Verein klar gemacht, dass er zum FC Bayern wechseln möchte und Riyad Mahrez steht kurz vor einem Transfer nach Saudi-Arabien. Weitere Abgänge könnten selbstverständlich noch folgen. Auch Bernardo Silva hat Offerten aus Saudi-Arabien erhalten und steht vor einer ungewissen Zukunft. Innenverteidiger Aymeric Laporte (29), der zuletzt immer weniger auf dem Feld stand, gilt ebenfalls seit geraumer Zeit als Wechselkandidat.

Um auf den Abgang dieser allesamt verdienten und erfahrenen Spieler zu reagieren, hat Manchester City bereits Mateo Kovacic (29) vom FC Chelsea verpflichtet, der die durch Gündogan entstandene Lücke im Mittelfeld füllen soll. Der Kroate steht mit 29 Jahren auf dem Zenit seiner Fähigkeiten, spielte für Real Madrid und Chelsea und weiß vor allem, wie man die Champions League gewinnt: Vier Mal reckte er den Pokal bereits in die Höhe. Auch an Declan Rice (24) waren die Cityzens interessiert, der englische Nationalspieler wechselte letztendlich jedoch zu Arsenal. Um den absehbaren Wechsel von Kyle Walker zum FC Bayern zu kompensieren, wollen sich die Skyblues wiederum bei den Münchenern umsehen und Benjamin Pavard (27) nach Manchester locken. Übereinstimmende Medien berichteten in den letzten Tagen, dass Pep Guardiola persönlich den wechselwilligen Franzosen zum Transferziel gemacht hat. Pavard hat allerdings auch andere Optionen.

Der Königstransfer von Manchester City wird hingegen ein anderer Verteidiger aus der Bundesliga: Joško Gvardiol (21) von RB Leipzig steht kurz vor einem Wechsel zu City. Gvardiol, der als eines der größten Talente weltweit gilt und sowohl als Innenverteidiger als auch als Linksverteidiger auflaufen kann, dürfte dann zum teuersten Verteidiger aller Zeiten werden. Es steht eine Ablösesumme von über 100 Millionen Euro inklusive Boni im Raum. Mit dem erst 21-jährigen Gvardiol stellen sich die Skyblues in der Verteidigung damit langfristig auf. Mit Blick auf die vergleichsweise hohe Ballsicherheit und Passstärke, die Gvardiol auszeichnet (87 versuchte Pässe pro Spiel bei einer Passquote von 90%, davon 4,45 progressive Pässe), dürfte Gvardiol ideal für die taktischen Manöver von Pep Guardiola sein, der dafür bekannt ist, seine Innenverteidiger ins Mittelfeld vorzuschicken oder die Außenverteidiger invers einrücken zu lassen.

Man City Gvardiol

Manchester Citys Königstransfer: Joško Gvardiol. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Zementiert Manchester City das Triple und bleibt Europas Nummer Eins?

Manchester City hat erkannt, dass man sich auf dem Triple-Erfolg nicht zu lange ausruhen kann und lässt mit Kyle Walker, Mahrez und Co. einige der Säulen der letzten Jahre ziehen. Gleichzeitig legen die Engländer nach und bekommen mit Joško Gvardiol eines der größten Talente im Weltfußball. Es ist ein weiterer Schritt des langsamen, aber sicher vorangetriebenen Umbruchs bei Manchester City. Viele Transfers der Skyblues stellten sich dabei als goldrichtig heraus: Der 2019 verpflichtete Rodri (27) oder der ein Jahr später von Benfica geholte Ruben Dias (26) sind aus dem Team von Pep Guardiola nicht mehr wegzudenken. Jack Grealish hatte zwar mit Startschwierigkeiten zu kämpfen, hat sein hohes Preisschild inzwischen allerdings auch gerechtfertigt. Und über Erling Haaland brauchen wir erst gar nicht reden.

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Eine Zukunft, in der Manchester City nicht am Tisch der größten Vereine in Europa sitzt, ist somit schwer vorstellbar. Finanziell leben die Skyblues ohnehin sorglos – nicht nur aufgrund des sportlichen Erfolgs. Und auch Erfolgstrainer Pep Guardiola bleibt wohl noch mindestens bis zum Ablauf seines Vertrags 2025 an Bord, danach ist die Zukunft des Katalanen jedoch ungewiss. Das einzige, aber nicht unerhebliche Haar in der Suppe sind die schweren Vorwürfe, die die Premier League Anfang des Jahres gegen City erhob. Angesichts der sportlichen Erfolgswelle sind die jedoch bei vielen Fans in den Hinterkopf geraten.

(Photo by ADRIAN DENNIS/AFP via Getty Images)

David Schöngarth

Aufgewachsen mit Grafite, Luca Toni und Co. entfachten Gareth Bale und Mauricio Pochettinos Spurs in David eine Leidenschaft für die Premier League. Interessiert sich für alles, was auf der Insel vor sich geht. Seit 2022 bei 90Plus.


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