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Premier League | Citys Hattrick-Duo sorgt für sieben Fünfen bei United – Das wilde 6:3-Derby in der Einzelkritik

2. Oktober 2022 | Spotlight | BY Victor Catalina

Spotlight | 6:3 gewann Manchester City das Derby gegen ein hoffnungslos überfordertes und unterlegenes Manchester United. Die Akteure in der Einzelkritik.

Haaland 3, Foden 3, United 3: City demontiert den Stadtrivalen im Derby!

Vom Start weg ließ Manchester United keinerlei Zweifel am Ausgang der Partie aufkommen. In Minute 8 vollendete Phil Foden einen feinen Spielzug zur Führung. Spätestens nach dem Doppelschlag Erling Haalands (34’/37′) war der Deckel endgültig auf der Partie. Ab hier durfte sich Manchester City nach Belieben offensiv austoben. Noch vor der Pause machte auch Foden seinen Doppelpack perfekt (44′).

 



 

Im zweiten Durchgang gelang Antony zwar ein äußerst sehenswerter Anschlusstreffer, den Haaland (64′) sowie Foden (72′) jeweils mit ihrem Dreierpack konterten. Eine Viertelstunde vor Schluss wechselte Pep Guardiola gleich viermal. Dadurch war bei den Gastgebern etwas die Luft raus, sodass der eingewechselte Anthony Martial per Doppelpack (84’/90’+1, Elfm.) etwas Schadensbegrenzung betreiben durfte. Dennoch zeigte sich City seinem Stadtrivalen über die gesamte Spieldauer gut zwei, drei Klassen überlegen und springt dank dieses wilden 6:3 auf Platz 2. Tabellenführer ist weiterhin Arsenal, die ihr Derby gegen Tottenham am Samstagmittag mit einem etwas sachlicheren 3:1 ins Ziel brachten.

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Manchester City: Foden und Fünffach-Haaland nicht zu stoppen

Ederson: Über weite Teile des Spiels unterbeschäftigt. Wenn angespielt, aber immer wieder mit kleineren Unsicherheiten. Besonders in der Schlussphase, nach Pep Guardiolas Vierfachwechsel durfte er sich noch einige Male auszeichnen. Note: 3,0.

Kyle Walker (bis 41′): Sah nach einer guten Viertelstunde suboptimal aus, als er über den Ball trat, wodurch Christian Eriksen eine Abschlussgelegenheit bekam. Ansonsten bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung in Minute 41 souverän. Note: 3,0.

Manuel Akanji: Musste in der Anfangsviertelstunde zweimal ausbügeln, einmal nach Grealish-Fehler (7′) und nach seinem eigenen, als er Ex-Teamkollege Jadon Sancho gekonnt wegblockte. Ansonsten ließ sich auch der Schweizer nichts zu Schulden kommen. Note: 3,0.

Nathan Aké: Ließ Uniteds Offensive um Jadon Sancho, Bruno Fernandes, Antony sowie Marcus Rashford ebenfalls zu keinem Zeitpunkt ins Spiel kommen, wenngleich diese auch sehr wenig tat, um in die Partie zu finden. Note: 3,0.

João Cancelo: Copy and Paste. Auch er hielt seine linke Seite dicht, verursachte allerdings den Elfmeter, aus dem Anthony Martial das 6:3 machte. Note: 3,5.

Kevin De Bruyne (bis 75′): Sein Auftritt steht symbolisch für Citys Dominanz vor der Pause. War gleich in der 3. Minute an der Dreifachchance beteiligt, hielt einmal gut aus der Distanz drauf (32′) – und legte ganz nebenbei Erling Haaland mit einer perfekten Hereingabe an den zweiten Pfosten das 3:0 auf. Auch an der Entstehung des 4:0 beteiligt. Note: 2,0.

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Photo by Laurence Griffiths/Getty Images

Ilkay Gündoğan (bis 75′): Hatte viel Platz, um im Mittelfeld zu inszenieren, weil von Manchester United erschreckend wenig Gegenwehr kam. In Minute 18 setzte er einen Freistoß gefühlvoll an den Außenpfosten. Note: 2,5.

Bernardo Silva: Auch der Portugiese hatte seine Aktien an der Dreifachchance zu Beginn. Legte Phil Foden perfekt den Führungstreffer in Minute 8 auf. Note: 2,5.

Phil Foden (bis 75′): Für jemanden, der City so lebt, wie es Phil Foden tut, der Einlaufkind im Stadion war, gibt es eigentlich nichts Schöneres, als einen Dreierpack gegen den Stadtrivalen. Born and Bred heißt die passende Vokabel im Angelsächsischen. Bewegte sich exzellent auf der rechten Seite und in den Halbräumen. Auch seine Passquote von 95 Prozent kann sich sehen lassen. Brauchte zudem für seine drei Treffer nur vier Torschüsse. Außergewöhnlicher Auftritt. Note: 1,5.

Erling Haaland: Stichwort „außergewöhnlich“. In der Bundesliga erzielte Haaland 2020/21 27 Treffer. Nach acht Partien in der Premier League steht er bereits bei 14. Zudem mit drei Hattricks in acht Spielen. Zum Vergleich. Die nächsten beiden auf der Liste, Michael Owen und Ruud van Nistelrooy brauchten für dieselbe Ausbeute 48, respektive 59 Partien. Glänzte aber nicht nur als Torschütze, sondern auch als doppelter Vorlagengeber zum 4:0 und 6:1. Die Superlative für ihn müssen erst noch erfunden werden, die passenden Noten ebenfalls. Note: 1,0.

Jack Grealish (bis 75′): Ordentlicher Auftritt auf seiner linken Seite. Verliert sich allerdings bisweilen zu sehr in seiner engen Ballführung, anstatt die direkte Lösung, beziehungsweise den Abschluss zu suchen. Dadurch ging die Tür für einige potentielle Chancen zu. Ließ sich außerdem vor dem 4:1 zu einfach von Antony eindrehen. Note: 3,0.

Einwechslungen von Manchester City

Sergio Gómez (ab 41′): Kam für den angeschlagenen Kyle Walker. Manchester United tat ihm den Gefallen, ihn defensiv nicht allzu sehr zu fordern, was nichts an der Tatsache ändern soll, dass er Antony bei seinem sehenswerten Abschluss zum 4:1 bestenfalls Geleitschutz gab. Zeigte sich dafür auf der gegenüberliegenden Seite präsent, als er Erling Haaland mit einem perfekt getimten Pass in den Rückraum den Dreierpack auflegte. Note: 2,5.

Aymeric Laporte (ab 75′): Ersetzte Ilkay Gündoğan und wurde in seinem Kerngebiet gegen Ende der Partie einige Male gebraucht. Kam allerdings gegen Fred und Anthony Martial beim 6:2 einen Tick zu spät. Note: 3,5.

Cole Palmer (ab 75′): Citys Eigengewächs kam anstelle von Jack Grealish und hatte in der Offensive einige durchaus ansprechende Aktionen. Zählbares gelang ihm gegen Uniteds indisponierte Defensive allerdings nicht mehr. Note: 3,0.

Julián Álvarez (ab 75′): Verpasste fünf Minuten vor Schluss am kurzen Pfosten das mögliche 7:1. Stattdessen durfte United nochmal doppelt. Note: 3,0.

Riyad Mahrez (ab 75′): Beim 4:1 im vergangenen Derby gehörte der algerische Nationalspieler mit einem Doppelpack zu den Protagonisten. Diesmal kam er eine Viertelstunde vor Schluss – und auf lediglich neun Ballkontakte, ohne einen Schuss aufs Tor abzugeben. Daher die Note: ohne Bewertung.

Pep Guardiola: Erkannte Uniteds Schwachstellen gegen druckvoll auftretende Gegner, die Arsenal beim 1:3 in Old Trafford nur teilweise offenlegen konnte, besonders aber Brighton (2:1) und Brentford (4:0). Die Spielzüge, die zu den Toren führten, waren teilweise am Reißbrett entworfen. Unter anderem De Bruynes Hereingabe auf Haaland zum 2:0 oder das 5:1. Nahm allerdings mit seinem Vierfachwechsel zu sehr den Drive aus dem Spiel, wodurch United noch auf 3:6 verkürzte. Nichtsdestotrotz, als es darum ging die Partie zu entscheiden, hatte man das Gefühl, man sei wieder im Jahr 2014 und Pep Guardiolas FC Bayern spielt gegen Erik ten Hags Bayern II. Note: 2,0.

Victor Catalina

Manchester United: Eingewechselter Martial der einzige Lichtblick

David De Gea: Die ärmste Sau an diesem Abend. Hielt, was es zu halten gab, war bei den Gegentoren machtlos. Seine Spieleröffnung ist ausbaufähig, wobei das nichts Neues ist. Note: 3,5

Diogo Dalot: Sah früh im Spiel die Gelbe Karte und war damit angeknockt. Hatte auf seiner rechten Seite in der Folge überhaupt keinen Zugriff und damit auch an mehreren Gegentoren seine Aktien. Auch offensiv kam nichts von Dalot. Note: 5,5

Raphaël Varane (bis 41′): Hätte beim 0:1 näher an Foden dran sein müssen und beim 0:3 De Bruynes Pass auf Haaland besser verteidigen, so schwer das auch ist. Den absolut gebrauchten Tag machte eine Verletzung perfekt, die ihn kurz vor der Pause außer Gefecht setzte. Note: 5,0

Lisandro Martínez: Im ersten Durchgang etwas stabiler als sein Innenverteidiger-Kollege und mit der ein oder anderen wichtigen Aktion. Allerdings oft zu unpräzise im Passspiel und gerade nach der Pause mit erheblichen Schwierigkeiten gegen Haaland und Co. Note: 4,5

Tyrell Malacia (bis 46′): Ähnlich wie sein Pendant auf rechts hatte auch der Linksverteidiger große Probleme. Sah gegen Citys Angriffe über links wenig Land, war beim 0:4 nicht nah genug an Foden dran. Sah auch recht früh im Spiel die Gelbe Karte (23.), wurde auch deswegen schon zur Pause von ten Hag heruntergenommen. Note: 5,0

Scott McTominay (bis 59′): Rettete direkt zu Beginn mehrmals in höchster Not, in der Folge schlichen sich aber auch bei ihm Unsicherheiten im Defensiv- und Passspiel ein. Dennoch einer der besseren United-Spieler an diesem Nachmittag. Note: 4,0

Christian Eriksen: Schaffte es bei eigenem Ballbesitz nicht, seiner Mannschaft die nötige Struktur zu geben – auch, weil seine Pässe oft ungewöhnlich unpräzise waren. In der Defensive praktisch kaum vorhanden, und wenn doch, mit fehlerhaftem Verhalten. Note: 5,0

Antony: Den Willen, offensiv etwas zu kreieren, konnte man ihm nicht absprechen, allerdings blieb er zu oft am Gegner hängen. Defensiv half er derweil wenig bis gar nicht mit. Sein Traumtor zum zwischenzeitlichen 1:4 rettete ihn vor einer schlechteren Note. Note: 4,0

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Photo by Laurence Griffiths/Getty Images

Bruno Fernandes: Ein halbwegs ordentlicher Abschluss kurz vor der Pause, im zweiten Durchgang der ein oder andere solide Ball hinter die Kette – das war‘s dann aber auch. Hatte genau wie Eriksen viel zu viele Ungenauigkeiten im Passspiel, war auch gegen den Ball keine große Hilfe für seine Mannschaft. Eine „Meckerkarte“ (80.) rundete seine unterdurchschnittliche Performance angemessen ab. Note: 5,0

Jadon Sancho (bis 70′): Auch er brachte herzlich wenig auf die Kette. Wurde eins, zwei Mal in Strafraumnähe in Szene gesetzt, viel kam dabei allerdings nicht herum. Mit Mängeln im Passspiel, dazu viel zu inkonsequent im Defensivverhalten. Note: 5,0

Marcus Rashford (bis 59′): War komplett vom Spielgeschehen abgemeldet, spielte ganze fünf (5!) erfolgreiche Pässe in 60 Minuten. Dazu sei gesagt, dass er praktisch nie von seinen Teamkollegen in Szene gesetzt wurde. Versuchte es gegen den Ball mit frühem Anlaufen, wobei das auch selten bis nie über den Versuch hinausging. Note: 5,0

Einwechslungen von Manchester United:

Victor Lindelöf (ab 41′): War nach seiner Einwechslung nicht mehr so gefordert wie zuvor Varane, weil City zu dem Zeitpunkt schon 3:0 führte und dementsprechend den Fuß vom Gaspedal nahm. Machte bei den weiteren Gegentoren aber ebenfalls keine gute Figur. Note: 4,5

Luke Shaw (ab 46′): War defensiv nicht oft gefordert, weil City nachließ und seine Angriffe auch vermehrt durchs Zentrum oder über die rechte Seite fuhr. Starker Einsatz vor dem zweiten „Trosttreffer“, als er den Ball noch von der Seitenauslinie kratzte. Note: 3,5

Anthony Martial (ab 59′ für Rashford): Reagierte einmal stark und setzte zum 2:6 nach. Den Elfmeter kurz vor Schluss holte er nicht nur selbst heraus, sondern versenkte ihn auch perfekt oben rechts in den Winkel. Auch gegen den Ball besser als zuvor Rashford. Der mit Abstand notenbeste United-Spieler an diesem Nachmittag. Note: 2,0

Casemiro (59′ für McTominay): Gab einen halbwegs soliden Distanzschuss ab, das war es mit seiner Bewerbungsmappe vom Derby. Machte zwar keine entscheidenden Fehler, sah bei den Gegentreffern aber auch nicht sonderlich gut aus. Note: 4,5

Fred (70′ für Sancho): keine Bewertung

Erik ten Hag: Gegen einen brutal starken Gegner war seine Mannschaft in vielen Situationen deutlich zu passiv. Einigen Spielern fehlte es offenbar auch an der nötigen Grundaggression, was bei einem prestigeträchtigen Spiel wie diesem durchaus Fragen aufwirft, die der Trainer aber nicht allein beantworten kann. Der pragmatische Ansatz mit klarem Fokus auf die Abwehrarbeit war nicht falsch. Dafür funktionierte im Spiel gegen den Ball aber viel zu wenig, mit Ball mangelte es heute ohnehin an allem. Da muss sich auch der Trainer Vorwürfe gefallen lassen. Gut war, dass ten Hag frühzeitig mit Wechseln reagierte. Mit Martial brachte er zwei späte Ehrentreffer von der Bank. Note: 4,5.

Michael Bojkov

Michael Oliver: Das Spiel war schlicht zu einseitig, um Englands Elite-Schiedsrichter vor ernsthafte Herausforderungen zu stellen. Die engen Situationen entschieden sein Gespann und er dennoch auf Anhieb korrekt. Wie zum Beispiel, dass bei Erling Haalands 5:1 der Ball vorher nicht im Aus war, Phil Foden bei seinem Treffer zum 6:1 nicht abseits stand und der Elfmeter an Anthony Martial auch ein Elfmeter war. Ansonsten mit ruhiger Linie, die dem Spiel(-fluss) sichtlich guttat. Note: 1,5.

Spielnote: Bei neun Toren ist ein gewisser Unterhaltungswert automatisch gegeben. Manchester Citys Kombinationen zuzuschauen ist es sowieso. Wer es nicht gerade mit United hält, dem wurde ein äußerst spektakulärer Samstagnachmittag kredenzt. Note: 1,5.

 

Photo by LINDSEY PARNABY/AFP via Getty Images

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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