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Premier League: (fast) Alleskönner Gündogan und der König von Anfield

9. Mai 2023 | Trending | BY Chris McCarthy

Fünf Awards zum 35. Spieltag der Premier League: (Fast)-Alleskönner Ilkay Gündogan, Arsenals Charaktertest und der wahre König von Anfield.

„(Fast) Alleskönner“-Award: Ilkay Gündogan

Manchester City siegt und siegt. Am Sonntag feierte das Team von Pep Guardiola beim 2:1 über Leeds United den zehnten Dreier in Serie. Der Star der Show war ausnahmsweise nicht Erling Haaland oder Kevin De Bruyne sondern Ilkay Gündogan, der für den geschonten Rodri auf der Sechs begann.



Der deutsche Nationalspieler war dank seiner zwei Treffer, die er mit viel Gespür und Coolness verwandelte, nicht nur Matchwinner. Er war der absolute Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Cityzens: 192 Ballkontakte – die meisten für einen Spieler in der Premier League seit über drei Jahren – 170 erfolgreiche Pässe, einige davon mit absurder Außenrist-Technik, sowie elf Balleroberungen unterstreichen seine Dominanz in der Schaltzentrale.

„Gundo…was kann ich sagen?“, blickte Guardiola nach dem Spiel auf die Leistung seines Kapitäns zurück. „Er kann alles. Als defensiver oder offensiver Mittelfeldspieler, er ist so intelligent.“ Fast alles.

Denn beim Stand von 2:0 erhielten die Cityzens einen Foulelfmeter und Haaland, der reguläre Schütze, überließ Gündogan aufgrund des greifbaren Hattricks die Kugel. Der 32-Jährige traf den Pfosten, im Gegenzug erzielte Leeds wie aus dem Nichts den Anschlusstreffer. Eine Szene, die dazu führte, dass Gündogan trotz seiner Meisterleistung von seinem Trainer Kritik erntete – so fragil ist die Ein-Punkt-Führung im Titelrennen mit Arsenal, um das „Business“, wie der perfektionistische Trainer es nannte, zu vergessen.

Am Ende blieb die Situation ohne Folgen und die Leistung eine eindrucksvoller Beweis dafür, wieso Gündogan auch mit 32 Jahren für diese Mannschaft so wichtig ist. Im Sommer läuft sein Vertrag aus. „Der Verein kennt meine Meinung“, sagte Guardiola kürzlich. Gündogan war 2016 der erste Spieler, den er als Trainer der Cityzens verpflichtete.

„Wachstum“-Award: : FC Arsenal

Es war der vorletzte Spieltag der vergangenen Saison, als ein verbesserter, aber lange nicht vollendeter FC Arsenal bei Newcastle United regelrecht implodierte und eine einst sicher geglaubte Top-Four-Platzierung aus den Händen gab.

Fast genau ein Jahr später war die Stimmung im St. James’s Park noch hitziger, die mittlerweile drittplatzierten Magpies sind noch physischer, noch besser und das, was für die Gunners auf dem Spiel stand, war noch bedeutsamer – der Titel. Doch dieses Mal ging Arsenal als Sieger hervor.

Es war keine Glanzvorstellung der Mannschaft von Mikel Arteta. Aber eine, die viel über das Wachstum des zweitjüngsten Teams der Premier League aussagte. Sie behielten nach einer schwierigen Anfangsphase die Nerven, ließen sich nicht vom teilweise überharten Einsatz des Gegners aus dem Konzept bringen, verzögerten zwischenzeitlich geschickt das Spiel und setzten immer wieder ihre spielerische Klasse durch. Der 2:0-Sieg war keineswegs ungefährdet, aber hart erkämpft.

„Letztes Jahr an diesem Ort war einer der schwersten Tage meiner Karriere, wenn ich ehrlich bin“, sagte Torschütze Martin Ödegaard bei der BBC und betonte: „Nachdem wir keine Punkte gegen ManCity holten, nun gegen Chelsea und auch hier zu gewinnen, zeigt die Mentalität.“

Manchester City bleibt bei einem Punkt Vorsprung und einem Nachholspiel in der Hinterhand der klare Favorit auf den Titel. Und in dem Modus, in dem sich die Cityzens befinden, erscheint es unwahrscheinlich, dass sie die Tür nochmal aufmachen. Sollten sie das aber tun, und das wurde am Sonntag deutlich, wird Arsenal da sein.

„Patzer mit Folgen?“-Award: David De Gea

26 Minuten lang sah es so aus, als würde Manchester United die passende Antwort auf die 0:1-Niederlage gegen Brighton & Hove Albion unter der Woche liefern. Die Red Devils waren das bessere Team, die fehlende Präzision im letzten Drittel der einzige Kritikpunkt.

Dann passierte es. Bedrängt von drei Gegenspieler brachte West Hams Said Benrahma aus 20 Metern gerade noch ein Schüsschen heraus. Der harmlose Versuch prallte ein paar Mal auf, ehe er völlig überraschend durch die Arme von David De Gea glitt – 1:0. Das Team von Erik ten Hag verlor im Anschluss komplett den Faden und letztendlich auch das Spiel.

Es könnte ein folgenschwerer Patzer gewesen sein. Für ManUtd, dessen einst bequemer Vorsprung auf Platz fünf auf einen Zähler geschmolzen ist. Und für De Gea selbst, dessen Vertrag im Sommer ausläuft.

Auf der einen Seite hat der 32-jährige Keeper in seinen zwölf Jahren am Old Trafford bereits einige Punkte für seine Mannschaft gerettet. Auch in dieser Saison hat er die meisten weißen Westen der Premier League vorzuweisen (15). Gleichzeitig häuften sich in den letzten Saisons die Patzer – seine vier Fehler, die zu Gegentoren führten sind 2022/2023 die meisten der Liga. Darüber hinaus werden seine Limitierungen mit dem Ball am Fuß immer deutlicher. Eigentlich ein wichtiger Faktor für Ten-Hag-Teams.

Der Niederländer betonte nach dem Spiel zwar, dass er weiterhin mit De Gea verlängern möchte. Doch auch er dürfte davon nicht so restlos überzeugt sein, wie er es am Sonntag verkaufte.

„König von Anfield“-Award: Mohamed Salah

Nein, von der Monarchie ist man in Liverpool nicht sonderlich angetan. Das machten die Zuschauer am Samstag deutlich, als sie die anlässlich der Krönung von King Charles III abgespielte Nationalhymne mit Pfiffen übertönten.

Hier an der Anfield Road regiert ohnehin ein anderer König und der heißt Mohamed Salah. Sein Siegtor gegen Brentford (1:0) war nicht nur sein 100. Treffer an der Heimspielstätte des FC Liverpool sondern zugleich sein neuntes Heimspieltor in Folge – Vereinsrekord.

Und ob zu Hause oder auswärts: Das Team von Jürgen Klopp ist auf jeden einzelnen Treffer angewiesen. Denn die Reds haben die letzten sechs Spiele zwar allesamt gewonnen, allerdings jeweils mit genau einem Tor Vorsprung und Salah hatte dabei mit Ausnahme des 2:1-Sieges über West Ham United jeweils mindestens einmal genetzt.

In einer durchwachsenen Saison des FC Liverpool ist der 30-Jährige die Konstante und der Grund, wieso die Champions-League-Plätze noch in Reichweite sind (ein Punkt weniger, aber ein Spiel mehr als Manchester United).

„Feiertagsstimmung“-Award: Abstiegskampf der Premier League

Aufgrund der Krönung von King Charles III. gab es in England am Montag einen sogenannten „bank holiday“. Gleich drei Spiele wurden ausgetragen, alle mit großer Bedeutung für den Abstiegskampf. Und die hatten es in sich.

Leicester City implodierte regelrecht beim lange sicheren FC Fulham. Die wehrlosen Foxes lagen 1:5 hinten, verloren am Ende 3:5 und haben auf Rang 18 angekommen nun ganz schlechte Aussichten auf die Rettung. Ganz anders der FC Everton, der völlig überraschend den sichtlich erschöpften Europa-League-Platz-Anwärter Brighton & Hove Albion mit 5:1 (!) vom eigenen Platz fegte und vorerst das rettende Ufer erreichte. Gleiches gilt für Nottingham Forest, das Schlusslicht FC Southampton mit einen 4:3-Sieg die letzte Hoffnung auf den Klassenerhalt raubte.

Zur Tabelle der Premier League

Es war nicht nur ein überraschender wie mitreißender Tag im unteren Tabellenbereich der Premier League, sondern ein historischer. 21 Tore fielen in den drei Spielen – Rekord für einen Spieltag mit drei oder weniger Partien.

(Photo by Gareth Copley/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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