Premier League: Was wir über Klopp-Nachfolger Slot gelernt haben
19. August 2024 | Premier League | BY Chris McCarthy
Es war nur der erste Spieltag der Premier League. Und dennoch haben wir einiges über Jürgen Klopps Nachfolger Arne Slot gelernt. Was? Das erklärt Chris McCarthy in seiner Kolumne „Final Whistle“.
Premier League 2024/2025: Viel Altes und viel Neues
Die Saison 2024/2025 der Premier League hat begonnen! Doch nach einem Spieltag lässt sich bereits sagen, dass vieles gleich geblieben ist: An der Spitze, wo Manchester City und Arsenal auch bei 60/70 Prozent keine Probleme hatten, souveräne 2:0-Auftaktsiege einzufahren. Beim FC Chelsea, wo ein neuer Trainer mal wieder vor der undankbaren Aufgabe steht, einen Mammutkader in den schmalen Weg des Erfolgs zu pressen. Bei den Unparteiischen, die sowohl auf dem Platz als auch im VAR-Keller nicht ohne Kontroversen auskamen. Ach ja, und beim 38-jährigen James Milner, der am Wochenende bereits zur 23. aufeinanderfolgenden Saison seine Schuhe für ein Spiel in der Premier League schnürte – Rekord.
Zum Auftakt dieser Spielzeit gab es aber natürlich auch viel Neues. Etwa bei Milners Klub Brighton, den der sieben Jahre jüngere Trainer Fabian Hürzeler zum Einstand zu einem fantastischen 3:0-Auswärtssieg über Everton führte. Oder bei Manchester United, das dank Neuzugang Joshua Zirkzees späten Jokertors einen Auftaktsieg gegen Fulham feierte.
Doch nirgends auf der Fußball-Insel gab es am Wochenende so einen gravierenden Neuanfang wie beim FC Liverpool, wo erstmals seit dem 4. Oktober 2015 ein Trainer an der Seitenlinie stand, der nicht Jürgen Klopp heißt. Seinen Platz nahm am Samstag bei Aufsteiger Ipswich Town Arne Slot ein. Der 45-jährige Niederländer war im Sommer von Feyenoord an die Anfield Road gekommen, um die undankbare Aufgabe anzutreten, einen der erfolgreichsten und womöglich den beliebtesten Trainer in der ruhmreichen Geschichte dieses Weltvereins zu beerben.
Zum Einstand setzte Slot direkt ein Ausrufezeichen.
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Liverpool überzeugt zum Slot-Einstand
Zugegeben, ein 2:0-Sieg über einen Aufsteiger mit dem geringsten Marktwert der Premier League – satte 800 Millionen Euro weniger als der FC Liverpool (926 Millionen Euro) – ist kein Grund für eine Überreaktion. Zumal die erste Halbzeit der Partie alles andere als überzeugend war. Genau das machte Slots erstes Pflichtspiel als Reds-Trainer aber so interessant.
Anders als Klopp, der seine Mannschaft gerne durch seine emotionale Art von außen versucht anzustecken, wirkte Slot stets gelassen und ruhig. Auch während der enttäuschend statischen und zahnlosen ersten 45 Minuten. Das heißt aber nicht, dass er nicht durchgreifen kann. Im Gegenteil. „Ich habe eine sehr gute Mannschaft und sehr talentierte Spieler geerbt“, sagte Slot nach dem Spiel und ergänzte: „Aber diese Spieler müssen verstehen, dass es nicht genug ist, was sie im ersten Durchgang boten.“
Seine Ansprache zeiget Wirkung. Sein Wechsel auch. Der Coach brachte hinten Ibrahima Konate für Jarell Quansah. Die Initialzündung. Denn der Ex-Leipziger gewann viele Zweikämpfe und steckte damit die Mannschaft an. Plötzlich zeigten die Reds den „Slot-Fußball“, der bereits in der Vorbereitung aufblitzte: Intensität, Tempo, Lauf- und damit Spielfreude. Exemplarisch das fantastisch herausgespielte 1:0 durch Diogo Jota nach Weltklasse-Spieleröffnung von Trent Alexander-Arnold. Mo Salah, der direkt vorbereitete, legte noch das 2:0 nach. Bei letztendlich 3,93 kreierten expected Goals – unglaubliche 3,85 davon im zweiten Durchgang – hätten weitere Tore folgen müssen.
„In der zweiten Hälfte waren wir bereit“, sagte Slot. Ex-Profi Peter Crouch sprach von einer „atemberaubenden“ Vorstellung. Slot wurde der erste Liverpool-Trainer seit Graeme Souness 1991, der sein erstes Spiel gewann (Interims- und Ko-Lösungen ausgenommen).
Arne Slot is the first manager to win their opening Premier League game for Liverpool since Gérard Houllier and Roy Evans beat Southampton in 1998 when they were jointly in charge.
The new era has officially begun. 💪 pic.twitter.com/ZzsjmdfWWz
— Squawka (@Squawka) August 17, 2024
Slot möchte kein Lückenbüßer sein
Wie gesagt: Es war nur ein Spiel und eines gegen einen qualitativ deutlich unterlegenen Aufsteiger. Und dennoch haben wir einiges über Slot gelernt.
Er zeigte, dass er in der Lage ist, Anpassungen zu treffen, dass er sein Team erreicht und vor allem: dass er die Autorität und das Selbstbewusstsein hat, es auf seine Art und Weise zu tun. Es mag abgedroschen klingen, aber Arne Slot will nicht Jürgen Klopp sein. Er will nicht der Klopp-Nachfolger sein. Er ist gekommen, um seinen eigenen Stempel aufzusetzen.
Das hört sich vielleicht nicht außergewöhnlich an, ist aber in seiner Situation leichter gesagt als getan und essenziell für eine erfolgreiche Amtszeit. Denn sein Vorgänger hat ein Team und einen gesamten Verein spielerisch und emotional derartig geprägt, wie es nur selten zuvor in der Premier League passierte.
Und wie schwer solch ein Erbe ist, wenngleich unter schlechteren Bedingungen, haben die Nachfolger von Sir Alex Ferguson bei Manchester United oder Arsene Wenger beim FC Arsenal am eigenen Leib erlebt. Arne Slot möchte nicht so ein Lückenbüßer werden. Der Start war schonmal vielversprechend.
(Photo by Julian Finney/Getty Images)
Chris McCarthy
Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.