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Fünf Thesen zum Start der Premier League: Schlägt der Lehrling endlich den Meister?

16. August 2024 | Spotlight | BY Till Gabriel

„Football is back“. Die Stadien der Premier League öffnen nach der Sommerpause wieder ihre Pforten. Wird Manchester City dieses Jahr zu stoppen sein? 

Premier League: ManUnited und Fulham eröffnen

Am heutigen Freitag geht es endlich los. Im Mutterland des Fußballs wird wieder gekickt, die Premier League steht in den Startlöchern. Rekordmeister Manchester United eröffnet die neue Saison zuhause gegen den FC Fulham (21 Uhr, Sky). Was erwartet uns in der besten Liga der Welt? Wir blicken in fünf Thesen voraus!



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Der Lehrling schlägt endlich den Meister: Arsenal entthront ManCity

So langsam stellen sich in der Premier League Verhältnisse ein, wie man sie aus der Bundesliga bis zur sensationellen Meisterschaft von Bayer 04 Leverkusen nur allzu gut kannte. Viermal in Serie stemmte Manchester City zuletzt die begehrte Trophäe in die Höhe, seit 2018 durchbrach nur der FC Liverpool 2020 die Phalanx der Skyblues. Ändert sich das in dieser Saison?

Es gibt durchaus Grund zur Annahme, dass die Außerirdischen aus Manchester entthront werden könnten. Mit dem FC Arsenal ist ein schlafender Riese in den letzten Saisons unter Mikel Arteta erwacht und machte den Cityzens schon in den vergangenen beiden Spielzeiten den Titel streitig. Letztendlich machten zwei Punkte den Unterschied.

Eine kleine Schwächephase rund um Weihnachten machte den Traum von der ersten Gunners-Meisterschaft seit den Invincibles 2004 zunichte. In den Topspielen, den direkten Duellen zwischen den Top-Six holte kein Team mehr Punkte als Arsenal, auch das direkte Duell mit City ging, in Addition, nach einem 1:0 im Hin- und einem 0:0 im Rückspiel an die Nordlondoner.

Das junge Team wird langsam zu einer Mannschaft im besten Fußballeralter, wenngleich Akteure wie Bukayo Saka, Gabriel Martinelli (beide 23) oder William Saliba (22) ihren Zenit noch längst nicht erreicht haben. Wichtige Erfahrungen in der Champions League und die Erkenntnis, dass man bis zum Ende um den Titel spielen kann, sollten das Team auf eine neue Entwicklungsstufe gehievt haben. Zudem füllen der gefühlte Neuzugang Jurrien Timber und der echte Neuling Riccardo Calafiori auf der linken Defensivseite die einzige echte Schwachstelle im Kader.

Manchester City und Arsenal sind die Favoriten auf den Premier-League-Titel. (Photo by Michael Regan/Getty Images)

Manchester City hält sich bisher auf dem Transfermarkt vornehm zurück, einzig Savio wurde für die Offensive verpflichtet. Doch die Elf von Pep Guardiola gilt neben Real Madrid ohnehin als beste Mannschaft der Welt. Allerdings: Julian Alvarez hat das Etihad in Richtung Atlético verlassen, der Kader ist also minimal schwächer als im Vorjahr. Zudem droht neben dem Platz Trubel, da im September die Anhörung wegen der 115 vermeintlichen Verstöße gegen die Regeln der Premier League starten soll.

Das Meisterrennen in der Premier League wird erneut erst im Fotofinish entschieden, erneut wird eine Schwächephase von einigen wenigen Spielen den Ausschlag geben. Beweisen Arsenal und Arteta, dass sie den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gegangen sind, jubeln im Mai 2025 nach 21 Jahren mal wieder die Gunnersl!

Birmingham hat wieder ein Spitzenteam: Aston Villa bleibt keine Eintagsfliege

Birmingham ist mit 1,15 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Englands, Champions-League-Fußball bekamen diese allerdings lange nicht mehr zu sehen. 1983 lief Aston Villa letztmals im prestigeträchtigen Wettbewerb auf, in dieser Saison ist es wieder so weit. Unter Trainer Unai Emery wurden die Villains überraschend Vierter und qualifizierten sich so für die Königsklasse.

Die Transfers in diesem Sommer sprechen eine deutliche Sprache, Aston Villa will sich als Top-Team etablieren. Amadou Onana kam für 60 Millionen aus Everton, Ian Maatsen für 44 Millionen Euro vom FC Chelsea. Zudem konnten Leistungsträger wie der überragende Ollie Watkins gehalten werden. Auch wenn mit Douglas Luiz (zu Juventus) und Moussa Diaby (zu Al-Ittihad) zwei wichtige Akteure die Liga verlassen haben, ist der Kader nicht entscheidend schwächer geworden.

Hat gut lachen: Mit Aston Villa und Ollie Watkins wird zu rechnen sein. (Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Da Tottenham in Jahr zwei unter Ange Postecoglu eine Wundertüte ist und sich beim FC Chelsea weiterhin gar kein Konzept erkennen lässt, öffnet sich für Vereine wie Aston Villa auch 2024/2025 die Tür zur Top-Six. Unai Emery und Co. werden erneut hindurchgehen.

Graue Maus mit Riesenkader: Chelsea erneut nur Mittelmaß

Satte 44 Spieler (Stand: 15. August) zählt der Kader des FC Chelsea nach der nächsten Shopping-Tour. Seit Todd Boehly den Londoner Verein 2022 übernommen hat, wurden bereits über 1,1 Milliarden Euro für neue Profis ausgegeben – mit überschaubarem Erfolg. Seit der Entlassung von Thomas Tuchel kommt der Verein nicht zur Ruhe. Zwar rettete man sich unter Mauricio Pochettino noch in die Conference League, dennoch musste der Argentinier seinen Hut nehmen.

Enzo Maresca kam von Aufsteiger Leicester und soll die Blues wieder ins Titelrennen führen. Das wird auch 2024/2025 nichts. In den letzten beiden Jahren sind ManCity, Arsenal und auch Liverpool weit enteilt. Zudem ist kein Konzept bei der Kaderplanung erkennbar.

Chelsea hat sich in den letzten Jahren eine Schar hochtalentierter Jungprofis zusammengekauft, Volltreffer wie Cole Palmer blieben jedoch die Ausnahme. Potenzielle Schlüsselspieler wie Christopher Nkunku und Reece James sind zu verletzungsanfällig, während Akteure wie Enzo Fernandez und Moises Caicedo keine Konstanz in ihre Leistungen kriegen. So reicht es für den zweimaligen Champions-League-Sieger wieder nur für Platz sechs bis zehn.

Wieder Diskussionen um den VAR

Das Schiedsrichterwesen stand in der abgelaufenen Saison massiv in der Kritik. Zwischen Liverpool und Tottenham wurde aufgrund eines Kommunikationsfehlers ein reguläres Tor von Luis Díaz aberkannt. Die Professional Game Match Officials Limited (PGMOL), die die Unparteiischen vertritt, entschuldigte sich öffentlich. Einer von vielen Aufregern, die sogar so weit führten, dass die Wolverhampton Wanderers einen Vorstoß starteten, den Video Assistant Referee abzuschaffen.

In der neuen Spielzeit sollen sich Spieler und Coaches mit heftiger Kritik am Videoschiedsrichter zurückhalten, da sonst ein schlechtes Licht auf den Wettbewerb geworfen werde. Doch wenn weiterhin so eklatante Patzer unterlaufen, wie es sie in den letzten Jahren immer wieder gab, dürften die kritischen Stimmen eher noch lauter werden.

Kein Kanonenfutter: Diesmal gibt es einen echten Abstiegskampf

Im Mai dieses Jahres mussten mit Burnley, Luton Town und Sheffield United alle drei Liganeulinge gleich wieder den Weg in die Zweitklassigkeit antreten. Während Luton mit seinem Amateur-Charme und Burnley unter Vincent Kompany (jetzt Bayern) mit einem attraktiven fußballerischen Ansatz die Liga auf ihre Art bereicherten, waren die Blades aus Sheffield schier chancenlos.

Ipswich Town ist nach 22 Jahren zurück in der Premier League. (Photo by Stephen Pond/Getty Images)

Das ist kein Zufall. Die Finanzschere zwischen der Premier League und der EFL Championship klafft immer weiter auseinander, alle Bemühungen eine Regelung für Ausgleichszahlungen zu implementieren, führten trotz langer Diskussion in Sport und Politik bisher nicht zu einer Einigung.

Dennoch werden sich die Aufsteiger in dieser Saison besser anstellen. Das liegt in erster Linie daran, dass Leicester und Southampton nur ein Jahr weg waren. Denn, auch das ist ein Resultat der auseinanderklaffenden Finanzlage zwischen den höchsten englischen Spielklassen, Absteiger aus der Premier League steigen regelmäßig wieder direkt auf. Die Foxes und die Saints waren vor dem Abstieg lange etablierte Erstligisten und dürften sich schnell wieder im Oberhaus zurechtfinden.

Anders ist die Lage bei Ipswich Town. Der Meister von 1962 geht nach zwei Aufstiegen in Folge als krasser Außenseiter in seine erste Premier-League-Saison seit 22 Jahren. Doch das Team um Kiernan McKenna hat sich klug verstärkt und wird gerade zu Beginn der Spielzeit das Überraschungsmoment für sich nutzen können. 2024/2025 bekommt die Premier League ihren spannenden Abstiegskampf zurück.

Von Till Gabriel

(Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images)


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