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Weißt du noch? 17.04.2019 – VAR-Drama in letzter Minute! Tottenham schmeißt City aus der Champions League

26. Januar 2024 | Weißt du noch...? | BY David Schöngarth

Am Freitagabend empfängt Tottenham Manchester City in der vierten Runde des FA Cups. Die Spurs sind der Angstgegner des Teams von Pep Guardiola. Im Viertelfinale der Champions League 2018/19 lieferten sich die Cityzens und die Spurs ein packendes Spektakel – inklusive Last-Minute-Toren und VAR-Drama. Weißt du noch?

Tottenham wirft City aus der Champions League: Die Ausgangslage

Unterschiedlicher hätten die Voraussetzungen kaum sein können: Im Champions-League-Viertelfinale 2018/19 waren die Rollen eigentlich klar verteilt. Manchester City, amtierender Meister und mit einer Bilanz von 21 Siegen und einer Niederlage seit dem Jahreswechsel, traf auf Tottenham. Nach einer ordentlichen Hinrunde war die Mannschaft von Mauricio Pochettino zum Start in das Jahr 2019 von der Spur abgekommen, vor allem auswärts taten sich die Spurs schwer. Zum Zeitpunkt des ersten Viertelfinal-Duells im April hatten die Spurs vier der letzten sechs Ligaspiele verloren.



Umso überraschender vielleicht, dass Tottenham sich im Heimspiel gegen City, vielleicht beflügelt von der Eröffnung des neuen Stadiums kurz zuvor, mit 1:0 dank eines Treffers von Son Heung-Min durchsetzen konnten. Es war also alles angerichtet für ein mitreißendes Spektakel zum Rückspiel im Etihad Stadium. Dabei musste Tottenham allerdings auf Harry Kane verzichten, der mit einem Bänderriss beinahe die komplette restliche Saison verpasste.

Das Spielschema

Manchester City: Ederson – Mendy (84./Sané), Laporte, Kompany, Walker – Gündogan, Sterling, De Bruyne, Silva (63./Fernandinho), B. Silva – Aguero
Tottenham: Lloris – Rose (90./Sanchez), Vertonghen, Alderweireld, Trippier – Sissoko (41./Llorente), Wanyama, Dele, Eriksen – Moura (81./Davies), Son
Tore: 1:0 Sterling (4.), 1:1 Son (7.), 1:2 Son (10.), 2:2 Bernardo Silva (11.), 3:2 Sterling (21.), 4:2 Aguero (59.), 4:3 Llorente (73.)

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Sterling eröffnet, Son antwortet – Vier Tore binnen elf Minuten

Das Rückspiel zwischen Manchester City und den Spurs wurde ab der ersten Minute seinem Status gerecht. City kam heiß aus der Kabine – Raheem Sterling traf zum 1:0 und innerhalb von vier Minuten war das Defizit aus dem Hinspiel wieder ausgeglichen. Die Spurs mussten sich kurz schütteln, und profitierten dann von einer verschlafenen City-Defensive. Son Heung-Min traf binnen drei Minuten zwei Mal. Tore, die aufgrund der damals noch geltenden Auswärtstorregel Gold wert waren. Im direkten Gegenzug antwortete Bernardo Silva. In Minute Elf zeigten die Bildschirme im Etihad 2:2 an – und das Stadion stand Kopf.

City drückte weiter, und belohnte sich in Minute 21 mit dem 3:2. Erneut war Raheem Sterling zur Stelle. Doch zum Weiterkommen wäre dieses Ergebnis für die Cityzens aufgrund der Auswärtstorregel nicht genug gewesen. Dementsprechend drückte das Team von Pep Guardiola weiter, ließ den Spurs im gesamten Spiel nur 34% vom Ball. Die Pochettino-Elf hielt dagegen, doch nach einer knappen Stunde war Hugo Lloris im Kasten Tottenhams erneut geschlagen: Sergio Aguero erhöhte auf 4:2.

Manchester City bejubelt ein Tor gegen Tottenham.

Eine emotionale Achterbahnfahrt: Zwischenzeitlich lagen die Cityzens vorn. (Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Llorentes wichtigstes Tor – Drama in allerletzter Sekunde

Jetzt waren auf einmal wieder die Spurs, die sich bis hierhin aufs Verteidigen konzentriert und aus dem Spiel wenig Gefahr ausgestrahlt hatten, gefordert. Es kam, wie es kommen musste. Der schon in der ersten Halbzeit für den verletzten Moussa Sissoko eingewechselte Fernando Llorente bugsierte die Kugel nach einer Ecke in Minute 73 irgendwie über die Torlinie.

Dabei benutzte der Spanier wohl seine Hüfte, der Arm war angelegt, aber gefährlich nah am Ball. Nach minutenlanger VAR-Überprüfung durch den türkischen Unparteiischen Cüneyt Cakir wurde der Treffer schließlich gegeben. Das vielleicht wichtigste der 13 Tore, die Fernando Llorente für die Spurs schoss. Und plötzlich war die Ausgangslage wieder umgekehrt. Tottenham schaltete zurück in den Verteidigungsmodus, City lief an.

Einen letzten Akt hatte das atemberaubende Viertelfinale zwischen Tottenham und Manchester City noch zu bieten. Im Mittelpunkt: Natürlich der VAR, damals ganz frisch in der Champions League. Ein lascher Rückpass von Christian Eriksen fiel in der Nachspielzeit in die Füße von Sergio Aguero, der auf Sterling ablegte. Der Engländer vervollständigte aus kurzer Distanz mit einem wuchtigen Schuss seinen Hattrick – Ekstase im Etihad. Doch es dauerte nicht lange, bis das blaue VAR-Symbol auf den Bildschirmen im Stadion erschien. Eriksens Rückpass war von Bernardo Silva abgefälscht worden – und Aguero so möglicherweise im Abseits. Nach Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, dann die Millimeter-Entscheidung: No Goal – Offside.

Der Bildschirm im Etihad Stadium beim Spiel zwischen Manchester City und Tottenham.

Schockmoment für Manchester City: „No Goal – Offside“. Der Last-Minute-Treffer von Sterling zählt nicht. (Photo by ANTHONY DEVLIN/AFP via Getty Images)

Was danach geschah

Die Spurs zogen also trotz der 4:3-Niederlage dank der geschossenen Auswärtstore ins Halbfinale ein. Und für Pep Guardiola setzte sich die Champions-League-Misere mit City vorerst fort. Schon im Jahr davor war seine Mannschaft im Viertelfinale gegen einen direkten Ligakonkurrenten ausgeschieden, damals Jürgen Klopps FC Liverpool. Wie es die Fußball-Götter so wollten, kam es gerade einmal drei Tage nach dem dramatischen Viertelfinale an gleicher Stelle zum erneuten Aufeinandertreffen zwischen City und Tottenham. Dabei war die Partie – ein weitestgehend unaufgeregter 1:0-Sieg der Cityzens – klar überschattet von den Ereignissen unter der Woche.

Manchester City verlor den Rest der Saison kein Spiel mehr – kassierte gar nur ein Gegentor. Am letzten Spieltag sicherten sich die Skyblues knapp vor Liverpool die Meisterschaft, und fegten im FA-Cup-Finale 6:0 über Watford hinweg. Tottenham hingegen schaffte es mit Ach und Krach unter die ersten Vier. Der Fokus der Mannschaft von Mauricio Pochettino lag allerdings auch klar auf der Champions League. Die weiteren Ereignisse dürften den meisten bekannt sein. Das Last-Minute-Drama gegen City schien nur das Warm-Up für das spektakuläre Halbfinale gegen Ajax zu sein.

Kyle Walker von Manchester City ärgert sich über die Niederlage gegen Tottenham.

Der Traum von der Champions League war mit der Niederlage gegen Tottenham wieder einmal ausgeträumt. (Photo by Anthony Devlin / AFP)

Seitdem ist viel passiert. Und während Manchester City und Tottenham sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben, sind die Spurs ein Angstgegner der Cityzens geblieben. Im neuen Stadion der Spurs konnte City in fünf Versuchen noch keinen Punkt holen, schoss noch nicht mal ein Tor. Inzwischen scherzt Guardiola selbst über sein Kryptonit. Am Freitagabend wagen die Skyblues einen erneuten Versuch, endlich im Tottenham Hotspur Stadium zu bestehen.

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

David Schöngarth

Aufgewachsen mit Grafite, Luca Toni und Co. entfachten Gareth Bale und Mauricio Pochettinos Spurs in David eine Leidenschaft für die Premier League. Interessiert sich für alles, was auf der Insel vor sich geht. Seit 2022 bei 90Plus.


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