Juventus vs Inter – Derby D´Italia außerhalb der Spitzengruppe

6. November 2022 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | In der Serie A gibt es kaum eine Spielpaarung mit mehr Glanz als das Derby D´Italia. Doch wenn Juventus am Sonntagabend im heimischen Allianz Stadium Inter empfängt, dann kommt es aktuell zu einem Duell zweier Teams, die den Anschluss an die Tabellenspitze suchen.

  • Juventus: Nationale und internationale Enttäuschungen
  • Inter: Auf der Aufholjagd
  • Seltener Fall: Ein Derby D´Italia in der Verfolgergruppe

Juventus: Verlorenes Jahr deutet sich an

Die Signora Vecchia befindet sich nach den „goldenen Jahren“ im Umbruch und vor allem auf der Suche nach sich selbst. Von 2011/12 bis 2019/20 feierte Juventus unglaubliche neun Scudetti in Folge, aktuell könnte die Mannschaft von Coach Massimiliano Allegri (55) kaum weiter von einer erneuten Meisterschaft entfernt sein. Der Rekordmeister liegt momentan mit 22 Punkten nach zwölf Spielen auf einem enttäuschenden achten Platz in der Liga. Auch in der Königsklasse enttäuschte man. Seit dieser Woche steht der dritte Platz in der Gruppe hinter Benfica & PSG und der damit verbundene Abstieg der Europa League fest. Kurzum: Die Saison droht derzeit zu einem Fiasko zu werden.

Und der Trainer des erfolgreichsten Vereins des Landes? Der sitzt überraschenderweise weiterhin sicher im Sattel. Nach dem gescheiterten Experiment mit Andrea Pirlo (43) in der Spielzeit 2020/21 holte der Klub Allegri zurück, von dem man sich noch im Sommer 2019 getrennt hatte. Doch der einstige Erfolgscoach, welcher den Klub unter anderem zu fünf Meisterschaften und in zwei Champions-League-Endspiele führte, vermag nicht an die glorreiche Epoche anzuknüpfen. Unabhängig von dem stattfindenden Umbruch entsprechenen die spielerischen Darbietungen bei weitem nicht dem, was der Kader in personeller Hinsicht hergibt. Da auch die sportlichen Resultate im Moment ausbleiben, sind die Argumente für eine Weiterbeschäftigung Allegris eigentlich kaum vorhanden.

Juventus Inter

(Photo by PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP via Getty Images)

„Juventus hat die Dinge immer am Ende des Jahres überprüft. Ich tue mich schwer damit, schon im Verlauf der Saison über einen Wechsel nachzudenken (…)“, kommentierte die Lage Präsident Andrea Agnelli (46) kürzlich gegenüber „The Athletic“. Einen Part lässt der Klubboss dabei wohl bewusst aus: Eine Entlassung Allgeris kann sich der Verein derzeit finanziell wohl gar nicht leisten. Dies ist auch das Resultat der zahlreichen Verluste, welche die Bianconeri in den letzten Jahren hinnehmen mussten und zu einem großen Teil durch eine mangelhafte Personalpolitik auch selbst verschuldet wurde. Somit ist man weiter gezwungen, in der momentanen Konstellation fortzufahren, wenngleich die Aussicht auf Verbesserung gering ist – ein absoluter Teufelskreis. Immer stehen gegen Inter voraussichtlich wieder Dusan Vlahovic (22), Angel di Maria (34) und Bremer (25) zur Verfügung. Weiterhin fehlen werden dagegen unter anderem Paul Pogba (29) und Leandro Paredes (28).

Hier geht es zu Tabelle der Serie A

Inter: Endlich „im Flow“

Tabellarisch stehen die Gäste kaum besser als die Gastgeber dar. Die Nerazzurri dürften sich zu Saisonbeginn sicherlich nach zwölf Spielen mit einer Ausbeute von 24 Punkten auf dem sechsten Platz in der Serie A gesehen haben. Dennoch ist die Gemütslage bei Inter mit Sicherheit eine völlig andere. Denn das Team von Trainer Simone Inzaghi (46) gewann die letzten vier Spiele in der Liga. Damit legte man nach den wechselhaften Resultaten in den ersten Wochen der Spielzeit endlich mal eine (kleine) Serie hin und brachte etwas Konstanz in die Resultate. Auch außerhalb der Liga verbuchte der Meister von 2021 einen durchaus beachtlichen Erfolg und lief hinter dem FC Bayern aber vor dem FC Barcelona auf dem zweiten Platz in seiner Champions-League-Gruppe ein. Die Ergebnisse (1:0, 3:3) gegen die Katalanen können durchaus als Auslöser für die nationale Mini-Serie gesehen werden.

Juventus Inter

(Photo by Marco Luzzani/Getty Images)

Die jüngsten Erfolge gegen Sassuolo, Salernitana, Fiorentina und Sampdoria wurden allerdings allesamt gegen keine Vereine aus der Spitze eingefahren. Gerade in den Topspielen zog Inter in der Serie A 2022/23 jedes Mal den Kürzeren. So stehen bereits Niederlagen gegen Lazio (1:3), Milan (2:3) sowie die AS Roma (1:2) zu Buche. Gerade defensiv, in den vergangenen Jahren stets das Prunkstück, offenbaren die Nerazzurri überraschende Schwächen. Alleine in Liga musste man in bereits vier Begegnungen (!) drei Gegentreffer hinnehmen und damit in einem Drittel aller bisherigen Spiele. Aus der oberen Tabellenhälfte hat keine Mannschaft mehr Tore (17) kassiert. Die Schwächen im bevorzugten 3-5-2 System von Inzaghi wurde von den Kontrahenten regelmäßig im Umschaltspiel offenbart. Sollte der Champions-League-Sieger von 2010 dieses Defizit in den Griff bekommen, dann steht einem erfolgreichen Saisonverlauf nicht viel im Weg, auch weil man mit 25 erzielten Treffern aktuell die zweitbeste Offensive der Serie A hat.

Die Champions-League-Plätze sind mit nunmehr zwei Punkten Abstand in unmittelbarer Reichweite, wenngleich die Meisterschaft bei schon acht Zählern Rückstand auf Spitzenreiter Napoli zurzeit unrealistisch erscheint. Unabhängig von solchen Rechnungen trifft Inter heute auf einen Gegner, welcher einem in der letzten Spielzeit lag. Gegen Juventus setzte man sich 2021/22 in drei von vier Begegnungen durch, gewann unter anderem das höchst dramatische Pokalfinale. Zwei Serie-A-Siege in Folge wurden gegen den Rekordmeister letztmals in der Saison 2003/04 gefeiert und dürfte für entsprechend Motivation bei den Gästen sorgen. Bei diesem Unterfangen wird höchstwahrscheinlich Romelu Lukaku (29) erneut verletzungsbedingt fehlen. Dagegen könnte der zuletzt angeschlagene Marcelo Brozovic (29) neben dem aktuell überragenden Nicolo Barella (25/schon fünf Tore sowie Vorlagen in der Serie A!) auflaufen.

Prognose

Die schwächelnden Gastgeber treffen auf formstarke Gäste, dementsprechend gestaltet sich die Favoritenlage auf dem Papier. So dürfte auch der Spielverlauf werden. Inter macht aus seiner nationalen Mini-Serie mit dem fünften Sieg in Folge eine richtige Serie und stürzt Juventus tiefer in die Krise.

Mögliche Aufstellungen

Juventus: Szczesny – Danilo, Bonucci, Bremer, Alex Sandro – Miretti, Locatelli, Rabiot – Cuadrado, Vlahovic (Milik), Kostic

Inter: Onana – Skriniar, Acerbi, Bastoni – Dumfries, Barella, Calhanoglu, Mkhitaryan, Dimarco – Lautaro, Dzeko (Correa)

(Photo by ISABELLA BONOTTO/AFP via Getty Images)

 

 


Ähnliche Artikel