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Paul Pogba – Der Absturz eines Wunderkinds

19. September 2023 | Spotlight | BY Lukas Heigl

Im Jahr 2016 wechselte Paul Pogba als erster Mittelfeldspieler überhaupt für eine Summe von über 100 Millionen Euro den Verein. Für 105 Millionen ging es von Juventus Turin, bei denen er seinen Durchbruch schaffte, zurück zu seinem Ausbildungsverein Manchester United. Was der Beginn einer großen Karriere hätte werden sollen, stellte sich als der Anfang vom Ende heraus. Sieben Jahre später steht eines der größten Talente der letzten zehn Jahre vor dem Scherbenhaufen seiner Karriere. 

Paul Pogba – keine richtige Rolle unter Mourinho

Schon kurz nach seiner Ankunft bei den Red Devils sah sich Paul Pogba (30) einem Problem ausgesetzt. Unter Trainer Jose Mourinho (60), der am liebsten in einem 4-2-3-1 agieren ließ, gab es keine perfekte Position für den Franzosen. Dieser war es aus seiner Zeit bei Juventus gewohnt, als Freigeist mit mehreren anderen zentralen Mittelfeldspielern zu agieren, entweder im 4-3-3 oder im 4-1-2-1-2. Diese Freiheiten gewährte ihm der disziplinierte Mourinho nicht mehr. Und so spielte Pogba zwar, hatte aber lange nicht mehr den Einfluss wie noch in seiner Zeit in Italien.



Im Dezember 2018 musste Mourinho schließlich seinen Hut nehmen. Und unter Ole Gunnar Solskjaer lief es für Pogba auch direkt besser. Die Saison 2018/19 war individuell sicherlich die stärkste des zentralen Mittelfeldspielers. In der Liga steuerte er – wohl auch beflügelt durch eine starke Weltmeisterschaft inklusive Titel – in 35 Einsätzen (mehr hatte er für United nie in einer Saison) starke 22 Torbeteiligungen bei und wurde verdientermaßen ins Premier League Team der Saison gewählt. Das sollte jedoch nur ein kurzes Hoch bleiben. In der Folgesaison begannen die Verletzungen, welche ihn schon seine ganze Karriere über begleiteten, endgültig sehr zuzusetzen.

Pogba: Verletzungen werden immer schlimmer

Mit Problemen am Sprunggelenk verpasste Pogba beinahe die ganze Saison 2019/20. Wäre es nicht coronabedingt zu einer Unterbrechung gekommen, hätte der Franzose nur sieben Spiele in der Liga absolviert, nach dem Neustart Mitte Juni 2020 kamen lediglich neun neun Partien hinzu. Man merkte ihm die lange Pause mittlerweile deutlich an. Und auch in der folgenden Spielzeit konnte der Mittelfeldmann nicht an frühere Leistungen anknüpfen. Vor allem zu Saisonbeginn fand er sich immer  auf der Ersatzbank wieder.

Absturz: Paul Pogba war zuletzt bei Manchester United kein Stammspieler mehr

(Photo by PAUL ELLIS/AFP via Getty Images)

Nach einer sechswöchigen Oberschenkelverletzung zeigte Pogba in der Rückrunde dann wieder sein altes Gesicht und verhalf Manchester United mit vier Vorlagen in fünf Spielen zur Vizemeisterschaft. Das war allerdings seine letzte gute Phase für die Reds Devils. Nach einem durchwachsenen Saisonstart 2021/22 fiel der Franzose – erneut aufgrund des Oberschenkels – wieder mehr als zwei Monate aus. In dieser Phase mehrten sich die Gerüchte, dass sich Pogba und United nicht auf eine Verlängerung des im Sommer 2022 auslaufenden Vertrags einigen können. Und so endete auch die zweite Zeit in Manchester ernüchternd. Dass der Rekordmeister es erneut hinnahm, keine finanzielle Kompensation für den einstigen verloren Sohn zu bekommen, sprach eine deutliche Sprache über dessen Standing im Verein.

Pogba: Bei Juve kommen Probleme neben dem Platz dazu

Ablösefrei schloss sich Pogba erneut Juventus an. Er erhoffte sich im gewohntem Umfeld zurück zu alter Stärke zu finden. Doch das gelang nicht. Zum einen waren die Bianconeri nicht mehr das dominierende Team, wie beim Abgang des Franzosen, zum anderen plagten den Franzosen weiterhin Blessuren. In seiner ersten Saison zurück in Italien kam er nur auf sechs (!) Einsätze. Dazu kamen immer mehr Probleme neben dem Feld.

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Zunächst wurde von Pogbas Bruder Mathias (33) behauptet, Paul habe einen Marabout (afrikanische Heilpraktiker, häufig mit Voodoo in Verbindung gebracht) gebeten, im Rahmen der spirituellen Möglichkeiten negativ auf Kylian Mbappé (24) einzuwirken. Einen Grund nannte Mathias nicht, Paul stritt alles ab und bezichtigte seinen Bruder der Erpressung. Später kam dann noch an die Öffentlichkeit, dass Paul von Komplizen seines Bruders Anfang 2022 entführt worden sein soll. Der Prozess hierzu läuft noch, insgesamt sind fünf Männer der Entführung und versuchten Erpressung angeklagt. Dass eine solche Geschichte, vor allem wenn der eigene Bruder involviert ist, nicht spurlos an jemandem vorbei geht, liegt auf der Hand.

Absturz: Mathias Pogba und Paul Pogba sind inzwischen nicht mehr gut aufeinander zu sprechen

(Photo by GUILLAUME SOUVANT/AFP via Getty Images)

Und nun kommt also auch noch Doping hinzu. Bei einem Test nach dem Ligapiel gegen Udinese (3:0) wurden am 20. August erhöhte Testosteronwerte festgestellt. Inwieweit Pogba vorsätzlich gedopt hat, ist bisher unklar. Angeblich hat der Franzose von einem befreundeten Arzt ein Mittel zur schnelleren Regeneration auch im Hinblick auf seine Verletzungen verschrieben bekommen. In diesem Mittel sollen sich auch Stoffe befinden, die zu diesen erhöhten Werten führen können. Eine Absicherung, inwiefern dieses Mittel kompatibel mit den geltenden Dopingrichtlinien ist, hatte sich Pogba offenbar nicht vorgenommen. Aus diesem Grund wird vonseiten der Italiener aktuell eine Vertragsauflösung in Erwägung gezogen. Sollte der Klub dies durchziehen, ist es momentan sehr unwahrscheinlich, dass der Franzose nochmal bei einem Topteam in Europa unter kommt. Die Karriere dieses derart talentierten und einst so gefeierten Mittelfeldspielers steht damit aktuell endgültig in einer traurigen Sackgasse.

(Photo by Valerio Pennicino/Getty Images)

Lukas Heigl

Liebhaber des britischen Fußballs: Von Brighton über Reading und Wimbledon bis nach Inverness. Ist mehr für Spiele der dritten englischen Liga als für den Classico zu begeistern. Durch das Kommentatoren-Duo Galler/Menuge auch am französischen Fußball interessiert


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