Hoffnung nach Urteil? Fragen und Antworten zur aktuellen Situation rund um die Super League

22. Dezember 2023 | Super League | BY Manuel Behlert

Zum zweiten Mal ist die Super League derzeit ein größeres Thema im Weltfußball. Weil ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes die Tür für einen solchen Wettbewerb öffnete und sich Real Madrid und der FC Barcelona sofort äußerten, derartigen Plänen positiv gegenüberstehen. Doch sie sind bisher, zumindest in der Öffentlichkeit, einigermaßen alleine damit. 

Doch welche Folgen könnte das Urteil überhaupt haben? Welche Klubs haben sich noch positioniert? Und was macht die UEFA? Wir beantworten die wichtigsten Fragen!

Wie lautet das Urteil zur Super League und was bedeutet das?

Die höchste europäische Instanz, also der Europäische Gerichtshof, stufte die Monopolstellung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) sowie des Weltverbandes FIFA als nicht vereinbar mit europäischem Wettbewerbsrecht ein. Der EuGH stellte einen „Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung“ durch UEFA und FIFA fest. Demnach sei die Androhung von Sanktionen bis hin zum Ausschluss von eigenen Wettbewerben vonseiten der UEFA oder FIFA nicht rechtskonform. Einer Genehmigung neuer Wettbewerbe durch die beiden Verbände bedürfe es nicht, weil die beiden keinen Kriterien unterliegen würden, „die gewährleisten, dass sie transparent, objektiv, nicht diskriminierend und verhältnismäßig sind“.



Das Urteil bedeutet, wie der EuGH auch mitteilte, nicht unbedingt, dass ein Wettbewerb wie ein solches Super-League-Projekt unbedingt genehmigt werden müsse, sondern viel eher, dass es möglich sei, dass generell ein Wettbewerb als Konkurrenz zur Champions League existiert.

Wie soll das neue Modell der Super League aussehen?

Die Verfechter der Super League haben sich dahingehend natürlich schon Gedanken gemacht. Statt in einer geschlossenen 20er Liga sollen 64 Klubs in drei Spielklassen mit Auf- und Abstieg antreten. Die höchste (Star League) und zweithöchste Spielklasse (Gold League) sind mit jeweils zwei Achtergruppen angedacht. Die niedrigste Spielklasse (Blue League) würde mit 32 Mannschaften in vier Achtergruppen starten.

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In der Blue League würden die schlechtesten 20 Vertreter jährlich durch Teams aus den nationalen Ligen ersetzt, direkten Zugang zu den beiden obersten Ligen hätten nationale Überraschungsteams nicht. 14 europäische Spiele wären den Klubs garantiert, die besten jeder Liga spielen im K.o.-System die drei Champions aus. Die Einnahmen würden über die gesamte Pyramide verteilt, für nicht-qualifizierte Vereine sowie soziale Zwecke solle es Solidarzahlungen in Höhe von mindestens 400 Millionen Euro im Jahr geben. Die Spiele wären kostenfrei auf einer neuen Streamingplattform verfügbar. Für die Frauen ist ein ähnliches Modell angedacht.

Welche Klubs interessieren sich überhaupt für die Super League?

Da wären allen voran der FC Barcelona und Real Madrid zu nennen. Beide begrüßten das Urteil quasi per sofort und äußerten sich in entsprechenden Pressemitteilungen. „Der FC Barcelona möchte seine Zufriedenheit über das Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH) zum Ausdruck bringen, in dem das von A22 Sports vorgeschlagene Super-League-Projekt bewertet wird. Als einer der Vereine, die das Super-League-Projekt vorantreiben, ist der FC Barcelona der Ansicht, dass das Urteil den Weg für einen neuen Elite-Fußballwettbewerb in Europa ebnet, indem es sich gegen das Monopol in der Fußballwelt wendet“, haben die Katalanen zum Beispiel preis.

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(Photo by David Ramos/Getty Images)

Weiterhin hat Barça, wie auch Real Madrid, Themen wie eine faire Verteilung finanzieller Mittel, Nachhaltigkeit und ein Vorbeugen möglicher Überbelastung den Vordergrund gestellt. Inwieweit das aber wirklich ausschlaggebende Argumente sind, die auch so eingehalten werden können, bleibt abzuwarten. Die SSC Neapel aus Italien hat zumindest eine gewisse Verhandlungsbereitschaft signalisiert, federführend war hier Präsident Aurelio de Laurentiis.

Wer hat sich bisher gegen die Super League positioniert?

Für die Umsetzung einer Super League benötigt man entsprechend viele Teilnehmer. Doch genau hier könnte es zu Problemen kommen. Und das auf mehreren Ebenen. Die UEFA will ihrerseits das Urteil nicht einfach auf sich ruhen lassen und hob hervor, dass der europäische Fußball in seiner aktuellen Form so weitergeführt werden soll. Auch erste Klubs mischten schnell mit, auch aus der Bundesliga. Sehr konkret wurde der FC Bayern, der klipp und klar formulierte, dass die Tür für einen Beitritt zu einer Super League „absolut zu“ sei. Auch Borussia Dortmund lehnt einen solchen Wettbewerb ab.

Seitens der Premier League stößt dies ebenfalls auf Ablehnung, auch Klubs wie Inter, Milan, Atletico Madrid, ja auch Benfica, Feyenoord und Salzburg haben sich positioniert und sind nicht der Meinung, die Real Madrid und der FC Barcelona vertreten.

Würden die Klubs noch in ihren heimischen Ligen spielen?

Ja, das aktuelle System sieht keine Abkapselung von der Liga vor. Das sorgt auch für Kritik, denn die Teams, die an der Super League teilnehmen, hätten dann in der heimischen Liga massive Vorteile. Würde es aber zur Entscheidung zwischen der Super League und der heimischen Liga kommen, wären sicher auch viele Klubs und auch die Fans gegen die Abspaltung, denn übertrieben gesagt hat ein Auswärtsspiel beim RSC Anderlecht alle vier Wochen keinen größeren Reiz als Traditionsduelle mit Werder Bremen, dem FC Schalke 04 oder Borussia Mönchengladbach.

Ausblick: Wird es zu einer Super League kommen?

Das lässt sich aktuell nicht beantworten, steht komplett in den Sternen. Nach den zahlreichen Absagen sehr prominenter Teams scheint es derzeit aber nicht der Fall zu sein, dass es zeitnah zu einer Neugründung eines solchen Wettbewerbs kommen wird. Dazu sind die Pläne aktuell zu wenig ausgereift, zu viele Klubs sind skeptisch, die UFA und die Ligen sind dagegen. Da helfen auch die finanziellen Ressourcen, die im Hintergrund bereitstehen, nur wenig. Dass das allerdings auch so bleibt, lässt sich derzeit nicht zu 100 % garantieren.

(Photo by Justin Setterfield/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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