Champions League | Gruppe H mit dem FC Chelsea, Juventus Turin, Zenit St. Petersburg und Malmö FF

14. September 2021 | Vorschau | BY Jasper Glänzer

Für die letzte Gruppe der Champions League Vorrunde gilt definitiv: last but not least! Mit dem Chelsea FC, Juventus Turin, Zenit St. Petersburg und Malmö FF hat die Gruppe H sowohl den aktuellen Titelträger als auch den italienischen Rekordmeister zu bieten. Und wie stehen die Chancen der vermeintlichen Underdogs? 

  • Chelsea will den Titel verteidigen
  • Juventus ohne CR7 erfolgreich in der Königsklasse?
  • Zenit mit Außenseiterchance

Der Spielplan der Gruppe H

Chelsea FC vs. Zenit St. Petersburg (14.09., 21:00) 

Malmö FF vs. Juventus Turin (14.09., 21:00) 

Zenit St. Petersburg vs. Malmö FF (29.09., 18:45) 

Juventus Turin vs. Chelsea FC (29.09., 21:00) 

Zenit St. Petersburg vs. Juventus Turin (20.10., 21:00) 

Chelsea FC vs. Malmö FF (20.10., 21:00) 

Malmö FF vs. Chelsea FC (02.11., 18:45) 

Juventus Turin vs. Zenit St. Petersburg (02.11., 21:00) 

Chelsea FC vs. Juventus Turin (23.11., 21:00) 

Malmö FF vs. Zenit St. Petersburg (23.11., 21:00) 

Zenit St. Petersburg vs. Chelsea FC (08.12., 18:45)

Juventus Turin vs. Malmö FF (08.12., 18:45) 

Chelsea FC – Ist der Titel erneut möglich?

Kaum einer hätte vor der letzten Champions-League-Saison prognostiziert, dass Chelsea als ernsthafter Titelkandidat ins Rennen um den wichtigsten Vereinstitel der Welt gehen würde. Im ersten Jahr unter Thomas Tuchel (48) waren zwar viele gute Ansätze und Weiterentwicklungen zu erkennen, die Qualifikation gelang mit Rang vier allerdings nur gerade so. Trotzdem waren es die Blues, die im Mai diesen Jahres den CL-Pokal in die Höhe reckten. 

Dass man diesen nun verteidigen will, liegt in der Natur der Sache. Dieses Kunststück gelang allerdings bekanntermaßen nur einem einzigen Team in der Geschichte: Real Madrid. Für Chelsea soll es nun ein anderer Top-Stürmer richten. Mit dem Transfer von Romelu Lukaku (28) von Inter, für den eine stolze Ablösesumme in Höhe von etwa 110 Millionen Euro fällig war, hat der Klub ein Ausrufezeichen in der wilden Transferphase dieses Sommer gesetzt. Der Belgier dominierte in der vergangenen Saison gemeinsam mit Sturm-Partner Lautaro Martínez (24) die Serie A, traf für Inter in 36 Partien 24 Mal und legte 10 Tore vor.

Photo by: Mark Leech/Imago

Als Torgarant in der Offensive soll er nach seiner Rückkehr an die Stamford Bridge nun die einzige Lücke füllen, die der Kader der Blues im vergangenen Jahr offenbarte. Die Rolle, die eigentlich Timo Werner (25) zugedacht war, der sie aber nie wirklich ausfüllen konnte. Top-Scorer der Londoner war im letzten Jahr Jorginho (29), dem italienischen Nationalspieler und amtierenden Europameister reichten dafür gerade einmal sieben Ligatreffer. Ein starker Wert für einen Sechser, ein miserabler Wert für den besten Torschützen eines Champions-League-Siegers.

Chelsea: Transferpolitik mit Hand und Fuß

Neben Lukaku konnte auf den letzten Drücker außerdem Saul Niguez (26) an die Stamford Bridge gelotst werden. Der Spanier von Atlético Madrid wurde zunächst für ein Jahr ausgeliehen, der Vertrag beinhaltet aber eine Kaufoption. Saul ist flexibel einsetzbar und kann auch auf den Außenbahnen spielen, seine bevorzugte Rolle ist jedoch die des Spielmachers im zentralen Mittelfeld. Laut eigener Aussage wurde ihm diese auch von Seiten seines neuen Klubs zugesagt, was bedeutet, dass die Blues mit N’Golo Kanté (30), Mateo Kovacic (27), Jorginho und eben Saul nun beide zentralen Positionen doppelt mit Weltklasse-Akteuren besetzt haben. 

Mit dem Verkauf der Eigengewächse Tammy Abraham (23, AS Rom, 40 Mio.), und Fikayo Tomori (23, AC Milan, 30 Mio.) sowie dem Abgang von Kurt Zouma (26, West Ham, 35 Mio.) wurden außerdem die Kassen wieder gefüllt. Gerade im Hinblick auf die hohen Ablösesummen für Abraham und Tomori zahlte sich hier die Jugendarbeit und das Vertrauen in die Nachwuchsakteure aus, Frank Lampard (43) sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Chelsea: Die Voraussetzungen stimmen!

Der Start in die neue Saison ist dem Team um Coach Tuchel gelungen. Mit zehn Punkten nach vier Partien rangiert Chelsea auf Rang zwei, punktgleich mit Spitzenreiter Manchester United. Erst ein einziger Gegentreffer steht zu Buche, die Defensive steht bisher mindestens so solide wie im letzten Jahr. Neuzugang Lukaku stellte seinen Wert bereits eindrucksvoll unter Beweis, traf gleich in seinem ersten Auftritt gegen Stadtrivalen Arsenal und legte am vergangenen Samstag zwei weitere Treffer gegen Aston Villa nach. Bisher läuft also alles nach Plan. Nach der Entlassung von Klub-Legende Lampard konnte Tuchel das Team weiterentwickeln, formen und zum CL-Titel führen. In diesem Sommer hat sich der Klub zielgerichtet verstärkt und kaum echt Leistungsträger ziehen lassen müssen, mit dem Gewinn des Supercups gegen Villarreal (6:5 n.E.) ist auch der erste Titel der Saison bereits unter Dach und Fach. Sicher ist: Mit dieser Truppe ist in der kommenden Spielzeit einiges möglich!

Juventus Turin – Ohne Ronaldo zum Triumph?

Als Juventus Turin im Juli 2018 117 Millionen Euro auf den Tisch legte, um einen gewissen Cristiano Ronaldo (36) von Real Madrid loszueisen, war das Ziel klar. Die Champions League, der größte aller Vereinstitel, sollte nach den Finalniederlagen 2015 und 2017 endlich wieder nach Turin wandern. CR7 als CL-Experte schien dafür genau der richtige Mann, hatte er doch gerade drei dieser Titel am Stück gewonnen. Was folgte, war ernüchternd: Einmal Viertel-, zweimal Achtelfinale, für mehr reichte es in den vergangenen drei Jahren nicht. Die Endgegner dieser Debakel hießen Ajax Amsterdam, Olympique Lyon und FC Porto. 

Noch dazu verlief das vergangene Jahr völlig anders als geplant. Nicht nur verpasste die Alte Dame das große Ziel des zehnten Scudetto in Folge, sondern musste sogar bis zur letzten Sekunde zittern, ob sie überhaupt den Einzug in die Königsklasse erreichen würde. Am Ende hat zumindest das geklappt – auf Rang vier, mit einem Punkt Vorsprung.

Juventus: Allegri vor großer Aufgabe 

Neben dem Abgang von CR7 hat deswegen auch Klublegende Andrea Pirlo (42) seinen Platz räumen müssen. Für ihn steht nun Massimiliano Allegri (54) wieder an der Seitenlinie der Bianconeri, wo er bereits von 2014-2019 agierte. Als Ersatzmann für die Offensive wurde Eigengewächs Moise Kean (21) zurück zur Alten Dame geholt. Kean kommt zunächst für zwei Jahre auf Leihbasis von FC Everton, anschließend besteht eine Kaufpflicht. Weitere Neuzugänge sind Weston Mc Kennie (22), der von Schalke 04 fest nach Turin wechselte und Youngster Kairo Jorge (19) vom FC Santos, außerdem neu dabei ist Manuel Locatelli (23) auf Leihbasis von US Sassuolo. 

Der ganz große Coup auf dem Transfermarkt ist in diesem Jahr also ausgeblieben, Allegri wird dem arbeiten müssen, was er hat. Das mag nach Luxusproblemen klingen, für ein Team mit dem Anspruch von Juve ist die Ausgangslage aber tatsächlich so schlecht wie seit Jahren nicht mehr. Gemeinsam mit Urgestein und Kapitän Giorgio Chiellini (37) muss Allegri ein Team entwickeln, das wieder mit der alten Selbstsicherheit und Selbstverständlichkeit auftritt, wie es zuletzt nicht mehr sichtbar war. Auf der anderen Seite kann der Abgang von Ronaldo aber auch eine Chance bergen für diejenigen, die zuletzt im Schatten des Superstars standen, allen voran Paulo Dybala (27) und Federico Chiesa (23). Beide werden zentrale Rollen in Allegris Startelf darstellen und könnten zu neuen Sternen der Bianconeri aufsteigen, sofern sie verletzungsfrei aufspielen können. Leider ist dieser Punkt gerade für Dybala nicht selbstverständlich, der Argentinier verpasste allein in der letzten Saison 21 Spiele. 

Photo by Fabio Ferrari/Imago

Der Start in die aktuelle Spielzeit ist äußerst dürftig ausgefallen, nur einen Punkt aus den ersten drei Partien konnte Juventus mitnehmen. Die Gruppenphase der Königsklasse werden die Bianconeri  überstehen, die ganz großen Erwartungen sollte man danach allerdings nicht stellen. Dafür ist der Klassenunterschied zu den europäischen Top-Teams ist in diesem Jahr einfach zu groß. 

Zenit St. Petersburg – Nur eine Außenseiterchance?

Zenit St. Petersburg startet als russischer Meister in die kommende Champions-League-Saison. Seit Trainer Sergey Semak die Geschicke des Klubs lenkt, dominiert Zenit die russische Premjer-Liga. Der 45-Jährige, der selbst als Spieler für den Verein aktiv war, übernahm das Amt zur Saison 2018/19, als man in St. Petersburg bereits drei Jahre ohne Titel und ohne Königsklasse leben musste. Doch die Kombination passt: Seither gewann Zenit jedes Jahr die Meisterschaft, mittlerweile schon zum vierten Mal in Folge. Dementsprechend war man zuletzt auch Stammgast in der Champions League, obgleich die Auftritte hier von weniger Erfolg gekrönt waren als in der heimischen Liga.

Über die Gruppenphase kamen die Russen in den letzten drei Jahren nicht hinaus, in der vergangenen Saison reichte es sogar nur für einen Punkt aus den sechs Vorrunden-Partien. Dies soll sich in diesem Jahr natürlich ändern, auch wenn die ganz großen Ambitionen auf europäischer Ebene wohl fehl am Platz wären. Für Zenit geht es in erster Linie darum, sich in der Gruppenphase nicht überrennen zu lassen und vielleicht einen Stolperstein für den ein oder anderen großen Gegner darzustellen.

Besonders wichtig sind dabei die zwei Top-Scorer Artem Dzyuba (31) und allen voran Sardar Azmoun (25). Zusammen erzielten die beiden Angreifer stolze 41 Treffer in der vergangenen Saison. Auch in diesem Jahr hat der Iraner bereits seinen Wert unter Beweis gestellt. Nach sieben Spieltagen steht Zenit ohne Niederlage an der angestammten Spitzenreiter-Position und Azmoun bereits bei sechs Toren. 

Photo by Anatoliy Medved/Imago

Zenit: Malcom und Claudinho gegen Chelsea

Ebenfalls zentral im System der Russen ist Rekordstransfer und Ex-Barca-Spieler Malcom (24), der seit der Saison 2019/20 seine Schuhe in St. Petersburg schnürt. Der schnelle Rechtsaußen wird aber zumindest den CL-Auftakt gegen Chelsea verpassen, da er gegen Quarantäneregeln verstoßen hat, um zu einem Länderspiel Brasiliens zu fliegen. Malcom also erstmal nicht mittendrin.

Dasselbe gilt auch für Neuzugang Claudinho (24). Der gelernte Zehner wurde für zwölf Millionen Euro vom brasilianischen RB-Ableger Red Bull Bragantino geholt, ist offensiv flexibel einsetzbar und startete in Semaks Startelf auch schon als zweite Spitze neben Azmoun. Auch er wird die erste Partie gegen Chelsea verpassen, die Gründe sind dieselben wie bei seinem Landsmann. Mit Dmitri Chistyakov (27) und  Stanislav Kritsyuk (30) wurden außerdem ein Innenverteidiger bzw. Torwart verpflichtet, um dem Kader in der Defensive mehr Tiefe zu verleihen.

Zenit wird es erneut sehr schwer haben, über die Vorrunde hinaus zu kommen. Ein Achtelfinaleinzug wäre als großer Erfolg zu bewerten, vorrangig sollte es aber darum gehen, sich auf internationaler Bühne so gut wie möglich zu verkaufen. 

Malmö FF – Die Champions League genießen

Wird es Zenit schon schwer haben, so geht Malmö FF als absoluter Außenseiter in diese Gruppenphase. Der Klub aus Schweden holte in der vergangenen Saison die Meisterschaft und zog somit in die CL-Qualifikation ein. Hier konnte sich der Heimatverein von Zlatan Ibrahimovic (39) gegen Ludogorets, die Glasgow Rangers, HJK Helsinki und den FC Riga durchsetzen und steht somit nun zurecht in der Gruppenphase der Königsklasse. Es ist erst der dritte Champions-League-Einzug in der Geschichte des kleinen Klubs, und somit ist allein die Teilnahme auf dem höchsten europäischen Parkett als großer Erfolg zu werten. 

Malmö: Dabei sein ist alles

Aktuell steht Malmö auf Rang drei der Liga, in Schweden sind aufgrund der verschobenen Spielzeiten allerdings auch schon 18 Partien absolviert. Nachdem Trainer Jon Dahl Tomasson (45) den Klub nach zwei Jahren ohne Titel wieder zurück an die Tabellenspitze führte, sind die Erwartungen in Schweden natürlich groß. Auf internationalem Parkett dürfte die Devise aber lauten: Dabei sein ist alles. Der geschätzte Marktwert der ganzen Mannschaft liegt bei etwa 25 Millionen – zum Vergleich, dieselbe Summe ist in etwa Zenit-Angreifer Sardar Azmoun wert. Aufsehenerregende Transfers waren demnach nicht zu erwarten, mit Sergio Peña (25, eine Million, FC Emmen) und Martin Olsson (33, 500.000 Euro, BK Häcken) verstärkte sich Malmö aber zielgerichtet im offensiven Mittelfeld und auf linken Verteidigerposition. Außerdem wird auch ein aus der Bundesliga bekannter Defensiv-Akteur sein Champions-League-Comeback geben. Niklas Moisander (35) wechselte ablösefrei von Werder Bremen nach Malmö und unterzeichnete einen Vertrag bis Ende nächsten Jahres. 

Photo by: Ludvig Thunman/Imago

Wie bereits erwähnt ist von Malmö in dieser Gruppe natürlich nicht allzu viel zu erwarten. Auf der anderen Seite hat der Klub nichts zu verlieren und kann dementsprechend befreit aufspielen. Mit der Qualifikation für die Königsklasse ist das Ziel absolut erreicht. Alles was nun kommt, sollten die Schweden einfach genießen und sich nicht verstecken. Dann ist auch auf diesem hohen Niveau die ein oder andere Überraschung im Bereich des Möglichen. 

Prognose

Die Favoriten in der Gruppe H stehen mit Chelsea und Juventus fest. Aller Voraussicht nach wird es an diesen beiden kein Vorbeikommen geben, auch wenn Juventus nicht in bester Verfassung ist. Zenit startet mit Außenseiterchancen, wird aber am Ende auf Rang drei vor Malmö stehen. 

Photo by David Klein/Imago

Jasper Glänzer

Wegen Ronaldo gekommen und für Asamoah geblieben. Gefangen zwischen Bolzplatz und VAR, dabei stets ein Herz für’s Mittelmaß. Kein Bock auf Bollwerk. Seit 2019 bei 90Plus.


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