Champions League | Atléticos Herangehensweise überzeugt, bei United nur die Einwechslungen – die Einzelkritik zum Spiel

24. Februar 2022 | Trending | BY Victor Catalina

News | 1:1 trennten sich Atlético Madrid und Manchester United im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals. Die Akteure in der Einzelkritik.

Atlético kompakt, United harmlos – gute Antwort auf die ausbleibenden Ergebnisse

Beide Mannschaften gingen nicht zwingend mit Selbstvertrauen in dieses Achtelfinal-Hinspiel, wenngleich United zuletzt in Leeds 4:2 gewinnen konnte. Atlético hingegen unterlag dem Tabellenletzten Levante jüngst 0:1 und musste nun eine Antwort darauf liefern. Das gelang über weite Teile des Spiels, wenngleich individuelle Aussetzer sowie fehlendes Glück im Abschluss einen verdienten Sieg verhinderten. Die Einzelkritik zum Spiel.

 



 

Atlético de Madrid: Zwei Sorgenkinder überzeugen, individuelle Aussetzer kosten den Sieg

Jan Oblak: Es ist nicht die Saison des Jan Oblak. Bekam gegen ein selten durchschlagskräftiges Manchester United zwar nicht viel zu tun. Als das dann doch der Fall war, zehn Minuten vor Schluss gegen Anthony Elanga, machte er einen suboptimalen Eindruck. Kam viel zu zögerlich aus seinem Tor, konnte so den Winkel nicht mehr verkürzen und stand letztlich im Niemandsland. Der eigentlich relativ unplatzierte Abschluss hoppelte über die Linie. Note: 4,0.

Stefan Savić: Verrichtete seine Arbeit gewohnt solide, wenngleich unspektakulär. Daran, dass sich nur 19 Prozent des Geschehens im Drittel Atléticos abspielte, hat auch der erfahrene Montenegriner seinen Anteil. Note: 3,0.

José Maria Giménez: Was auf Savić zutrifft, trifft auch auf ihn zu. Verteidigte, was zu verteidigen war. Wenngleich das, was zu verteidigen war, sich in einem sehr überschaubaren Rahmen abspielte. Note: 3,0.

Reinildo: Ein Spieler, den Diego Simeone in der nächsten Videositzung gesondert zum Gespräch bitten wird. Ging als letzter Mann vor dem Ausgleich viel zu früh ins Tackling, erwischte weder Mann noch Ball und musste Anthony Elanga dadurch ziehen lassen. Aktionen, die auf der Seite ein Filipe Luis früher geschickter gelöst hat. Note: 4,0.

Šime Vrsaljko: Defensiv zuverlässig, offensiv ohne das entscheidende Quäntchen Glück. Köpfte mit dem Pausenpfiff Victor Lindelöf an, von dem die Kugel an den Querbalken sprang und ließ so das mögliche 2:0 liegen. Beim Ausgleich unbeteiligt, wenngleich dieser auch nicht über seine Seite fiel. Note: 3,0.

Marcos Llorente: Hatte vor gut zwei Jahren seinen goldenen Moment, als er den FC Liverpool eigenhändig aus dem Wettbewerb beförderte. Ein Tor war ihm diesmal nicht vergönnt. Bekam einige gute Abschlussaktionen und legte einmal aussichtsreich für João Félix auf. Note: 3,0

Champions League Atlético Manchester United

Photo by OSCAR DEL POZO/AFP via Getty Images

Geoffrey Kondogbia: Einer der auffälligsten im Mittelfeld. Eroberte viele Bälle, hatte eine gute Szene, als sein Pass auf Ángel Correa abgeblockt werden musste und verzog eine Viertelstunde vor Schluss nur knapp. Note: 2,5.

Héctor Herrera: In den Zweikämpfen genauso präsent wie Kondogbia. Holte sich kurz vor der Pause die erste gelbe Karte der Partie ab. Offensiv nicht wirklich mit Aktien, was allerdings auch nicht zu seinem Kerngeschäft gehört. Note: 3,0.

Renan Lodi: Bisweilen eines der Sorgenkinder Atléticos. Gegen Manchester United lieferte er jedoch einen bockstarken Auftritt ab. Seine perfekte Halbfeldflanke köpfte João Félix in der 7. Minute zum 1:0 ein. Ansonsten an nahezu jeder offensiven Aktion seiner Mannschaft beteiligt. Servierte auch die Hereingabe, die Vrsaljko über Umwege ans Aluminium beförderte und ließ sich auch defensiv nur wenig zu Schulden kommen. Note: 2,0.

Ángel Correa (bis 76′): Gegen Manchester United ließ Diego Simeone Luis Suárez auf der Bank und entschied sich für Ángel Correa neben João Félix. Vom Argentinier war offensiv nur wenig zu sehen. Dafür arbeitete er jedoch ordentlich mit nach hinten und hatte einige gute Pressingszenen. Note: 3,5.

João Félix (bis 76′): Bisweilen steht die 126-Millionen-Verpflichtung sinnbildlich für die Probleme Atléticos. Am Mittwochabend zeigte er, warum der Verein so viel Geld zu Benfica überwies. Gekonnter Kopfballtreffer zum 1:0, kam immer wieder entweder selbst zum Abschluss oder versuchte, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Der Gewinner des Duells der Portugiesen mit der Nummer 7. Note: 2,0.

Wechsel von Atlético:

Thomas Lemar (ab 76′): Kam gut eine Viertelstunde vor Schluss für Vorlagengeber Renan Lodi. Die großen Offensivszenen hatte er nicht mehr. Defensiv hätte er – vor allem in Minute 80 – mehr tun können, als Bruno Fernandes bei seinem Zuspiel auf Elanga nur zu eskortieren. Note: 4,0.

Antoine Griezmann (ab 76′): Auch Torschütze João Félix hatte vorzeitig Feierabend. Antoine Griezmann kam, sah und siegte – fast. Drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit rutschte ein Eckball bis an den zweiten Pfosten zur Barcelona-Leihgabe durch. Mit einem gekonnten Schlenzer traf Griezmann allerdings nur den Querbalken. Note: 2,5.

Diego Simeone: Entschied sich für ein 3-5-2 mit zwei nominellen Sechsern in Kondogbia und Héctor Herrera sowie Allrounder Marcos Llorente, um gegen die spielstarken Paul Pogba und Bruno Fernandes das Mittelfeld zu verdichten. Das funktionierte herausragend. Manchester United hatte zwar 63 Prozent Ballbesitz. Der war allerdings nahezu gänzlich wertlos. Seine Mannschaft geriet dadurch nie wirklich unter Druck und hatte offensiv selbst die besseren Szenen. Dass es letztendlich nicht zum Sieg reichte, lag nicht am System, sondern individuellen Aussetzern sowie etwas Pech, dass der Abschluss von Griezmann nur ans Aluminium ging. Gute und dringend benötigte Antwort auf das jüngste 0:1 gegen Levante. Note: 2,0.

Victor Catalina

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Manchester United: Nur die Einwechslungen zünden – Totalausfall auf der Doppelsechs

David De Gea: Zeigte eine Unsicherheit in der Anfangsphase, als er den Ball ohne Bedrängnis ins Seitenaus schlug. Ansonsten praktisch überhaupt nicht gefordert, beim Gegentor chancenlos. Note: 3,5

Victor Lindelöf (bis 66.): Starke Anfangsphase, in der er gerade bei hohen Bällen Präsenz zeigte. Ansonsten aber oft nicht nah genug am Mann, so auch beim Fast-Gegentreffer zum 0:2 (45.), als er Vrsaljko aus den Augen verlor. Zudem ohne jegliche offensive Impulse. Note: 4,0

Raphaël Varane: Traute sich im Aufbauspiel noch mit am meisten, dribbelte immer wieder an. Doch auch der Franzose schaffte es nicht, die eng gestaffelten Ketten von Atleti zu durchbrechen. Zudem defensiv mit vielen Unaufmerksamkeiten, ließ Correa einmal fahrlässig in die Tiefe starten (61.). Note: 4,5

Harry Maguire: Einige Wackler zu Beginn. Ließ beim 0:1 Felix ziehen, wenngleich die Situation extrem schwer zu verteidigen gewesen wäre. War im Spielaufbau im ersten Durchgang nahezu unbrauchbar, was jedoch auch daran lag, dass er eines der ausgemachten Pressingopfer des Gegners war. Note: 4,5

Luke Shaw (bis 67.): Ließ sich in der Viererkette noch am wenigsten zu Schulden kommen, was jedoch weniger Lob an ihn als Kritik an den anderen ist. Verbuchte dafür viele unnötige Ballverluste, sah für ein überhartes Einsteigen die Gelbe Karte (51.). Note: 4,0

Fred: Ließ Lodi vor dem 0:1 ohne Bedrängnis flanken (7.), war auch sonst nie nah genug am Gegner. Gegen den Ball oft überfordert und mit teils katastrophalem Positionsspiel. Eine unnötige Gelbe Karte (74.) und eine darauffolgende Klärungsaktion in die Füße des Gegners krönten einen Abend, den der Brasilianer lieber schnell vergessen sollte. Note: 5,5

Paul Pogba (bis 66.): Genau wie sein Partner mit vielen Unaufmerksamkeiten gegen den Ball, ließ sich ein ums andere Mal abkochen. Hätte fast das 0:2 mitverschuldet (45.), als er Vrsaljko im Strafraum getrost laufen ließ. Auch mit Ball ohne Ideen, dafür mit ungewöhnlich vielen technischen Mängeln. Positiv zu vermerken ist einzig sein schöner langer Ball auf Fernandes (55.), der immerhin zu einer Torchance führte. Note: 5,0

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Jadon Sancho (bis 82.): Half in der Defensive aus, ließ einmal allerdings Lodi ziehen, dessen Flanke fast zum 0:2 führte (45.). War bei den gegnerischen Verteidigern gut aufgehoben, kam daher selten zur Geltung. Immerhin: Wenn bei United Tempo ins Spiel kam, war meist er beteiligt. Note: 4,0

Bruno Fernandes: Undankbares Spiel für ihn. Musste sich die Bälle tief abholen, verlor diese aber auch ungewöhnlich häufig und schnell wieder. Wurde nach der Pause stärker, krönte eine ordentliche zweite Halbzeit mit einem gut getimten Pass in den Lauf von Elanga, der den wichtigen Ausgleich markierte (80.). Note: 3,5

Marcus Rashford (bis. 75.): Tankte sich einmal gut durch Atletis kompakte Reihen (15.), kam ansonsten praktisch überhaupt nicht zur Geltung. Blieb beim Versuch jeglicher Offensivaktionen umgehend an einem Gegenspieler hängen. Ein Verzweiflungsschuss aus der zweiten Reihe (57.) spiegelte seinen Abend perfekt wieder. Note: 5,0

Cristiano Ronaldo: War überhaupt nicht ins Spiel eingebunden, wofür er selbst aber recht wenig konnte. Im Gegenteil: Wenn etwas ging für United, war Ronaldo meistens der Initiator. Versuchte mit jeder Aktion, das Spiel an sich zu reißen und schaffte es trotz aufmerksamer Gegenspieler immer wieder, das Tempo zu verschärfen. Trotz weniger Aktionen einer der besten United-Spieler an diesem Abend. Note: 3,5

Einwechslungen von Manchester United:

Aaron Wan-Bissaka (67. für Lindelöf): Brachte offensiv etwas mehr Schwung rein. Auf der anderen Seite gewährte er Griezmann zu viel Raum, was in einem Aluminiumtreffer und damit beinahe im späten Siegtreffer für Atleti mündete (87.). Note: 4,0

Alex Telles (66. für Shaw): Biss sich direkt in die Partie. Zeigte in der Offensive Präsenz, verhinderte auf der anderen Seite eine potenziell gefährliche Flanke (71.). Guter Auftritt nach seiner Einwechslung. Note: 2,5

Nemanja Matić (66. Für Pogba): Auch er brachte direkt Schwung in die Partie. Schaffte es als erster United-Sechster an diesem Abend, erfolgreich anzudribbeln und mit einem schönen Pass in die Tiefe den Gegner in Alarmbereitschaft zu versetzen. Brachte auch defensiv Stabilität ins Spiel. Note: 2,5

Anthony Elanga (75. für Rashford): Er kam, sah und… siegte würde nicht ganz stimmen, dafür traf der Youngster nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung zum wichtigen Ausgleich. Startete im genau richtigen Moment in die Tiefe und blieb vor Oblak eiskalt. Auf United-Seite der Mann des Abends. Note: 2,0

Jesse Lingard (82. für Sancho): nicht bewertet

Ralf Rangnick: Stellte Lindelöf auf ungewohnter Position als spielstarken Rechtsverteidiger auf, um das zentrumsfokussierte Pressing des Gegners auszuhebeln und flexibel im Spielaufbau zu sein. Was auf dem Papier nicht schlecht aussah, gestaltete sich auf dem Platz weniger erfolgreich. Auch auf den Totalausfall der Doppelsechs aus Fred und Pogba hätte Rangnick früher reagieren können, vielleicht sogar müssen. Bei den Wechseln bewies er allerdings ein goldenes Händchen: Drei Einwechslungen zündeten, mit Elanga brachte er in Minute 75 das Ausgleichstor von der Bank. Note: 3,0

Michael Bojkov

Ovidiu Hațegan: Dankbare Partie für den Rumänen. Gegen ein lange Zeit zu unkreatives United kam es kaum zu strittigen Szenen. Agierte nachvollziehbar im Strafmaß. Note: 2,5.

Spielnote: Es war genau die Partie, die man im Vorfeld erwarten durfte. Atlético stand defensiv kompakt, Manchester United rannte an. Wirklicher Unterhaltungswert kam dabei jedoch kaum auf. Die sehenswerteste Szene gab es in Minute 7, als Renan Lodi eine Maßflanke für João Félix auspackte. Der Ausgleich fiel mehr oder minder aus dem Nichts. Wer nach Spektakel auf der Suche war, der war in Lissabon besser bedient. Note: 3,5.

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Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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