Der unfassbare Bellingham! Union unterliegt Real Madrid in der Nachspielzeit

20. September 2023 | Champions League | BY Michael Bojkov

Das Champions-League-Debüt verlief für Union über weite Strecken gut, die Eisernen hielten im Bernabéu lange mit. In der Nachspielzeit aber kam Jude Bellingham und zerstörte die Pläne der Köpenicker, die sich am Ende mit 0:1 geschlagen geben müssen.

Union defensiv souverän, nach Ballgewinn unsauber

Union Berlin versteckte sich in seinen ersten Minuten Champions League nicht. Mit dem Anstoß der Gastgeber liefen die Köpenicker, für die Leonardo Bonucci sein Startelfdebüt gab, direkt früh an und attackierten Real Madrid in der eigenen Hälfte. Lucas Tousart holte sich mit einem überharten Einsteigen nach nichtmal einer Minute den gelben Karton ab. In Persona Kevin Behrens näherte sich Union auch früh ein erstes Mal dem Tor von Kepa Arrizabalaga (3.). Auf der anderen Seite schnupperte im Gegenzug Joselu (3.), der wenige Minuten später auch die erste ordentliche Chance des Spiels per Kopf verzeichnete (6.). Ansonsten ließen es beide Mannschaften erst einmal recht gemächlich angehen. Real Madrid hatte wenig überraschend mehr Spielanteile, ließ den Ball ruhig durch die eigenen Reihen zirkulieren, während sich Union gut gestaffelt und kompakt in der eigenen Hälfte formatierte. David Alaba versuchte es mit einem gut getretenen Freistoß aus der Distanz (23.), kurz darauf Joselu erneut per Kopf (24.).



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Viel mehr Torgefahr ging von den Gastgebern noch nicht auf, doch das war Teil des Kalküls aufseiten der Blancos. Schließlich ist Real Madrid dafür berüchtigt, die Dinge ruhig anzugehen, aber im richtigen Augenblick zuzuschlagen – die Königlichen wissen um ihre Klasse. Was Union bei aller Souveränität gegen den Ball noch komplett abging, waren eigene Aktionen nach vorne, was auch der Tatsache geschuldet war, dass die Kugel nach Ballgewinn viel zu schnell wieder verloren ging. So ging es in einer highlightarmen Partie ohne Tore in die Pause.

Union Berlin hielt im Bernabéu gut mit, hier Sheraldo Becker gegen Antonio Rüdiger.

Union Berlin hielt im Bernabéu gut mit, hier Sheraldo Becker gegen Antonio Rüdiger. (Photo by OSCAR DEL POZO/AFP via Getty Images)

Union doppelt im Aluglück – Bellingham erlöst Real

Union kam mit Schwung aus der Kabine. In Minute 48 kratzte Robin Gosens den Ball von der Grundlinie und spielte einen Doppelpass mit Behrens, ehe er aus 14 Metern halblinker Position das Außennetz traf. Auch auf der anderen Seite wurde es schnell gefährlich: Erst scheiterte Rodrygo an Frederik Rönnow, kurz darauf am Pfosten, ehe auch Eduardo Camavinga aus der Distanz knapp verfehlte (51.). Drei Zeigerumdrehungen später fand auch Joselu seinen Meister in Rönnow. Das erste Tor der Partie, es bahnte sich an. Auch, weil Real jetzt schärfer und mit mehr Tempo ins Offensivdrittel kam. Nach 62 Minuten hatten die Eisernen großes Glück, dass Rönnow einen Joselu-Kopfball noch an den Pfosten kratzte. Der Schlussmann war jetzt mehr und mehr gefordert – das nächste Mal in Minute 69, als Luka Modric aus der Distanz abzog.

Weitere neun Minuten später war wieder Joselu am Zug, der diesmal am grätschenden Danilho Doekhi hängenblieb. Auch Bonucci machte sich mit der ein oder anderen Kläraktion wichtig. Während bei Union nahezu nichts nach vorne ging, verzweifelten die mittlerweile drückend überlegenen Madrilenen allmählich an der eigenen Chancenflut. Wieder war es Joselu, der diesmal per volley aus der Drehung abzog und nur haarscharf das lange Eck verfehlte (83.). Es musste erneut ein Last-Minute-Tor von Jude Bellingham her: In Minute 90+4 landete der Ball in Folge eines Freistoßes glücklich beim Neuzugang, der aus kürzester Distanz nur noch ins leere Tor einschieben musste. Am Ende war es ob der Chancen und zweier Aluminiumtreffer ein hochverdienter Sieg der Madrilenen – auch wenn er aus Union-Sicht auf die bitterste aller Arten zustande kam. Aber das ist Real Madrid. Und das ist Bellingham. Das durfte jetzt auch Union erfahren.

Das Spielschema im Überblick

Real Madrid: Kepa – Vazquez, Rüdiger, Nacho (73. Garcia), Alaba – Modric (81. Diaz), Tchouameni (66. Tchouameni), Camavinga (66. Kroos) – Bellingham – Joselu, Rodrygo

Union Berlin: Ronnow – Doekhi, Bonucci (80. Jaeckel), Diogo Leite – Juranovic, Král, Tousart (83. Kemlein), Laïdouni (66. Aaronson), Gosens – Behrens (66. Volland), Becker (80. Fofana)

Tore: 1:0 Jude Bellingham (90.+4)

Im Parallelspiel trafen Bayerns Gruppengegner Galatasaray und Kopenhagen aufeinander. Die favorisierten Türken begannen forsch, nutzten aber ihre Chancen nicht und sahen sich plötzlich einem 0:2-Rückstand gegen effiziente Gäste ausgesetzt. In einer wilden Schlussphase gelangen den Hausherren jedoch zwei Tore, am Ende stand ein 2:2.

(Photo by Florencia Tan Jun/Getty Images)

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 bei 90PLUS und vorwiegend in Spanien unterwegs.


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