DFB-Einzelkritik: Musiala tragisch – Müller und Defensive desolat
1. Dezember 2022 | WM-Spotlight | BY Damian Ozako
News | Das nächste DFB-Debakel ist perfekt. Beim Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft enttäuschte erneut die Defensive. In der Offensive mangelte es an der notwendigen Effizienz. Die Einzelkritik und Noten zum 4:2 gegen Costa Rica.
Deutschland: Die Noten zum DFB-Aus
Die deutsche Nationalmannschaft verabschiedet sich erneut in der Gruppenphase von der WM. Das 4:2 gegen Costa Rica reichte aufgrund des Japan-Sieges gegen Spanien letztendlich nicht, um doch noch in das Achtelfinale einzuziehen. Doch auch isoliert betrachtet war das dritte Spiel der DFB-Elf keineswegs überzeugend.
Mehr News und Storys rund um den internationalen FußballDefensive von der Rolle
Manuel Neuer: Zeigte eine Wahnsinnsparade gegen Fuller, die den Ausgleich kurz vor der Halbzeit verhinderte. Beim Ausgleich ließ er den Ball unglücklich in die Mitte abklatschen, sodass Tejeda abstauben konnte. Auch beim 1:2 agierte der Kapitän nicht sicher. Hatte durchaus seinen Anteil an der zwischenzeitlich sehr prekären Situation. Ob ohne die beiden Gegentreffer das notwendige Schützenfest möglich gewesen wäre, bleibt reine Spekulation. Note: 4
Joshua Kimmich: Startete als Rechtsverteidiger und agierte als heimlicher Spielmacher. Fiel immer wieder mit tollen Pässen und Flanken auf. Nach dem Wechsel ins Mittelfeld hatte er Schwierigkeiten, diese Qualitäten weiterhin auf das Feld zu bringen. Vielmehr hatte er mit den Gegenstößen des Gegners zu kämpfen. Defensiv quasi nicht mehr existent. Kein guter Auftritt, auch wenn er mit einem Chipball das 4:2 ermöglichte. Note: 4
Niklas Süle (bis 90.+3 Min.): Wackelte beinahe in jedem Zweikampf. Joggte beim zwischenzeitlichen Ausgleich sehr halbherzig durch die eigene Hälfte. Hatte die Chance beim zweiten Gegentreffer noch entscheidend einzugreifen, war aber nicht zwingend genug. Sah auch bei etlichen Kontern nicht gut aus. Sehr schwacher Auftritt. Note: 5
Antonio Rüdiger: Was war bloß mit dem Abwehrchef los? In dem Spiel war nichts von dem großen Selbstbewusstsein mehr zu sehen. Hatte kurz vor der Halbzeit seinen ersten krassen Aussetzer und war von da an sehr verunsichert. Traf in der 62. Minute nur den Pfosten und wackelte danach noch bei einigen Kontern. Note: 5
(Photo by KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP via Getty Images)
David Raum (bis 66. Min.): Startete gut in die Partie und zeigte, dass seine Stärken eindeutig in der Offensive liegen. Bereitete dementsprechend auch das 1:0 mit einer punktgenauen Flanke vor. Als die DFB-Elf passiver wurde und defensiv gefordert war, wackelte er sofort bedenklich. Kurz vor der Halbzeit hatte er zusammen im Verbund mit Rüdiger einen heftigen Aussetzer. Vor dem Ausgleich spielte er einen total unnötigen Fehlpass und fiel danach durch halbherziges Verteidigen auf. Verließ kurz darauf den Platz. Note: 4,5
Ilkay Gündogan (bis 55. Min.): Gewann einige wichtige Zweikämpfe, die Konter verhinderten. Versuchte das Spiel in Ruhe zu dirigieren. Als er vom Platz ging, wurde es dann endgültig sehr wild und die Struktur im Mittelfeld fehlte komplett. Note: 3,5
Leon Goretzka (bis 45. Min.): Zeigte eine solide Partie, aber hatte keine großartigen Offensiv-Impulse. Fiel mit einer Kopfball-Chance auf, doch Navas parierte den Versuch ohne Probleme. Im Spiel auf dem engsten Raum nicht immer gedanklich schnell genug, um das gegnerische Bollwerk zu knacken. Musste aufgrund von muskulären Problemen in der Kabine bleiben. Danach fehlte es an defensiver Absicherung im Mittelfeld. Note: 3,5
Erklärung zur Berichterstattung
Deutschland vor dem Tor zu schwach
Serge Gnabry: War von Anfang bis Ende sehr aktiv und brachte die DFB-Elf mit einem schönen Kopfball in Führung. War sehr direkt in seinen Aktionen, aber es fehlte einfach an Zielgenauigkeit. Legte das 3:2 sehr schön auf. Note: 3,5
Jamal Musiala: DIE tragische Figur der DFB-Elf bei diesem Turnier. Mit Abstand der beste Spieler der Nationalmannschaft, aber in den entscheidenden Momenten fehlte es dem Youngster an Kaltschnäuzigkeit. Die diversen Pfostentreffer standen sinnbildlich für seine WM. Er ist die Zukunft dieser Mannschaft und wird definitiv noch seine Glanzmomente im deutschen Trikot haben. Mit ein wenig mehr Effizienz hätte er gegen Costa Rica eventuell für das notwendige Schützenfest sorgen können. Note: 2
Leroy Sané: Sehr engagierter Auftritt bei seinem Startelfdebüt bei dieser WM. Agierte auch nach hinten vorbildlich. In der Offensive wirbelte er Costa Rica einige Male durch, aber erst mit seiner Vorlage zum 4:2 wurde aus seinen Aktionen auch Kapital geschlagen. Zuvor in den entscheidenen Momenten nicht genau genug. Note: 3,5
Thomas Müller (bis 66. Min.): Es war nicht sein Turnier. In beinahe allen Aktionen gedanklich nicht schnell genug und zu ungenau. Hätte schon früh eine Kimmich-Vorlage zum 1:0 verwerten müssen. War vor dem Tor mal wieder sehr unglücklich. Brachte in der Anfangsphase völlig freistehend eine hervorragende Kimmich-Flanke nicht einmal auf den Kasten von Navas. Er hätte heute erneut nicht der Startelf stehen dürfen, aber das ist nicht sein Verschulden. Note: 5
Einwechslungen: Havertz und Füllkrug liefern ab
Lukas Klostermann (ab 46. Min.): Fiel im Grunde nur durch eine schwache Restverteidigung auf und hatte große Schwierigkeiten mit dem Tempo seiner Gegenspieler. Ein durchwachsener Auftritt des Leipzigers. Note: 4,5
Niclas Füllkrug (ab 55. Min.): Kam von der Bank und hatte direkt eine gute Präsenz im Strafraum. Gab die Vorlage zum 2:2 durch Havertz. Vergab dann die Riesenchance auf die Führung, scheiterte dabei aus drei Metern an Navas, der sich heldenhaft in den Schuss warf. Erzielte in der 89. Minute aber dann das in der Theorie wichtige 4:2. An ihm lag es nicht. Note: 2,5
Kai Havertz (ab 66. Min.): Strahlte den größten Siegeswillen aller DFB-Spieler aus. War in jedem Zweikampf eklig, erzielte eiskalt den Ausgleich und dann auch noch den Treffer zur Führung. In der Defensive verlor er allerdings auch einen wichtiges Kopfballduell vor dem zwischenzeitlichen 1:2. Dennoch insgesamt ein Lichtblick, insbesondere mit Blick auf seine Effektivität. Note: 1,5
Mario Götze (ab. 66. Min.): Versuchte Struktur in die Offensive zu bringen und als Ballverteiler zu agieren. Ging allerdings in der ganzen Hektik der Schlussphase komplett unter. Note: 5
Matthias Ginter (90.+3 Min.): Ohne Benotung.
(Photo by Claudio Villa/Getty Images)
Damian Ozako
Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.