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Bochum, Fürth, Kiel, HSV oder Fortuna? Meisterschaftsrennen in der 2. Bundesliga

7. Mai 2021 | Spotlight | BY Sarom Siebenhaar

Spotlight | Das Aufstiegsrennen in der 2. Bundesliga ist, eigentlich wie jedes Jahr, bis zum Ende spannend. Vor allem der Hamburger SV sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Bereits zum dritten Mal in Folge droht der HSV eine gute Ausgangslage zu verspielen. Davon profitieren Vereine wie der VfL Bochum, Greuther Fürth, Holstein Kiel und eventuell auch Fortuna Düsseldorf. 

Aufstiegsrennen in Liga zwei: HSV und Fortuna bereits ohne Chance?

Das Aufstiegsrennen in der 2. Bundesliga geht in die heiße Schlussphase. Wer ist nächstes Jahr in der Beletage des deutschen Fußballs dabei? Wer muss in die Relegation? Und wer muss in der nächsten Saison einen neuen Anlauf machen? Durch die Corona-Quarantäne mancher Klubs ist der Spielplan dieses Jahr besonders chaotisch. Der VfL Bochum, die SpVgg Greuther Fürth, der Hamburger SV und Fortuna Düsseldorf haben allesamt bereits 31 Partien absolviert. Holstein Kiel hat mit 29 bestrittenen Spielen noch zwei in der Hinterhand und könnte für einiges Stühlerücken im Saisonendspurt sorgen. Das Tabellenbild vor dem offiziellen 32. Spieltag zeichnet sich wie folgt:

  1. VfL Bochum, 31 Spiele, 60 Punkte, Tordifferenz +21
  2. SpVgg Greuther Fürth, 31 Spiele, 57 Punkte, Tordifferenz +22
  3. Holstein Kiel, 29 Spiele, 53 Punkte, Tordifferenz +18
  4. Hamburger SV, 31 Spiele, 52 Punkte, Tordifferenz +21
  5. Fortuna Düsseldorf, 31 Spiele, 52 Punkte, Tordifferenz +7

VfL Bochum: Top oder Flop

Bochum hat die beste Ausgangslager aller Vereine. Seit nun neun Spieltagen grüßt man als Spitzenreiter von der Tabellenspitze. Gemeinsam mit Düsseldorf musste man zwar die meisten Niederlagen aus dem Quintett hinnehmen. Die Elf von Trainer Thomas Reis (47) hat allerdings über den gesamten Saisonverlauf nur dreimal Unentschieden gespielt und somit wenig Punkte abschenken müssen. Bochum ist die stabilste und konstanteste Mannschaft der Aufstiegsaspiranten. Mit Simon Zoller (29) und Robert Zulj (29) hat man zudem zwei der besten Spieler der 2. Bundesliga in den eigenen Reihen.

Robert Zulj und Simon Zoller (beide VfL Bochum) bejubeln einen Treffer

Photo by Imago

Die beiden Offensivspieler sind maßgeblich für den Erfolg der Bochumer verantwortlich. Sowohl Zoller (15 Tore, neun Assists) als auch Zulj (zwölf Tore, 14 Assists) sind in punkto Treffer beide zweistellig und wissen auch als Vorlagengeber zu überzeugen. Dazu entdeckte zuletzt Robert Tesche (33) seine Torjägerqualitäten und avancierte in dieser Saison bereits mehrmals zum Matchwinner. Gegen Hannover 96 (4:3) und den 1. FC Nürnberg (3:1) sicherte er seiner Mannschaft mit seinen späten Toren drei Punkte. Vor allem die Qualität, enge Spiele für sich zu entscheiden, spricht in dieser Saison für Bochum.

Greuther Fürth: Mit jugendlicher Unbekümmertheit in die Bundesliga?

Die Fürther stellen mit 24,2 Jahren die durchschnittlich jüngste Mannschaft der gesamten 2. Bundesliga. Nichtsdestotrotz wirkt das Team von Trainer Stefan Leitl (43) sehr reif. Das beweisen unter anderem Serien von fünf, sechs und acht ungeschlagenen Spielen in Serie. Zudem hielt man die Konkurrenz immer wieder durch gute Ergebnisse in direkten Duellen auf Distanz. Nur gegen Bochum (1:2 im Rückspiel) und den HSV (0:1 im Hinspiel) ging man als Verlierer vom Platz. Das 0:0 gegen Hamburg vor wenigen Wochen zeigte eindrucksvoll, wie sattelfest das Mannschaftsgefüge der Fürther ist. Knapp eine halbe Stunde hielt man dem Dauerdruck des Nordklubs in Unterzahl stand und feierte den einen Punkt am Ende wie einen Sieg.

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Gemeinsam mit dem ehemaligen Bundesliga-Dino stellt man mit 60 erzielten Treffern die beste Offensive der Liga. Doch auch in der Defensive ist man gut besetzt. Linksverteidiger David Raum (23) und Innenverteidiger Paul Jaeckel (22) sorgten mit ihren Leistungen für Aufsehen und werden in der nächsten Saison aller Wahrscheinlichkeit nach in der Bundesliga zu sehen sein. Die TSG 1899 Hoffenheim sicherte sich die Dienste von Raum, der 1. FC Union Berlin schlug bei Jaeckel zu. Manko für das Kleeblatt: Beide Leistungsträger werden den Verein ablösefrei verlassen und keine Ablösesumme in die klammen Kassen spülen. Vor allem Raum ist mit seinen bislang 14 Vorlagen eminent wichtig für das Fürther Spiel.

Greuther Fürth Mannschaft bejubelt Treffer gegen Darmstadt

Photo: BEAUTIFUL SPORTS/Julien Christ / Imago

Aktuell rangiert man auf Platz zwei. Sollte Kiel seine zwei Nachholspiele gewinnen, wird man auch bei eigener maximaler Punkteausbeute wohl den Umweg über die Relegation gehen müssen. Am letzten Spieltag trifft man zudem im Duell mit Düsseldorf auf einen direkten Konkurrenten. An die letzte Relegation wird man sich im Fürther Lager ungern erinnern. In der Saison 2013/2014 scheiterte man dort denkbar knapp am HSV. Seitdem dümpelte man oft nur im Tabellenmittelfeld. Damit soll nun Schluss sein.

Holstein Kiel als später Spielverderber

Aufgrund verschiedener verhängter Corona-Quarantänen verbrachten die Kieler Störche zwischenzeitlich einen ganzen Monat in häuslicher Quarantäne. Von Anfang März bis Anfang April bestritt man kein Pflichtspiel und durfte auch nicht auf dem Vereinsgelände trainieren. „Die Spieler verlieren in der Quarantäne an Substanz. Man muss sehr genau schauen, ob das mit einer vernünftigen Belastung zu steuern ist“, sagte der Sportmediziner Jan Eßer dem NDR.

Aufgrund der Nachholspiele muss Kiel ein hohes Pensum leisten. Innerhalb von knapp zwei Wochen stehen fünf Partien an. Das bedeutet, dass die Mannschaft von Trainer Ole Werner (33) den Rest der Saison ausschließlich in englischen Wochen bestreitet. Dass die Beine (noch) nicht müde scheinen, bewies man zuletzt in den Nachholspielen gegen den 1. FC Nürnberg (1:1) und SV Sandhausen (2:0). Mit diesem Rückenwind und der Rolle des ‚Jägers‘ wird man nun in die letzten Wochen gehen. Trotz zweier noch ausstehender Partien steht man gut da und hat im Idealfall sogar noch Chancen auf die Meisterschale in Liga zwei.

Hamburger SV: ‚Und jährlich grüßt …‘

Der Hamburger SV und der Aufstieg: Werden sie noch Freunde? Zum wiederholten Mal scheint den Rothosen im Endspurt die Puste auszugehen. Aber woran liegt es? Sowohl Trainer, Spieler und Verantwortliche sind andere als noch in den letzten Jahren. Und doch verfällt man augenscheinlich wieder in das selbe Muster. Die Rückrunde scheint nicht die Disziplin des HSV zu sein. Seit fünf Spielen wartet man nun auf einen Sieg. Darunter finden sich unter anderem Partien wie gegen Hannover (3:3), in der man eine 3:0-Führung hergab. Während man zur Halbserie noch an der Tabellenspitze weilte, bewegt man sich in der Rückrundentabelle mit 16 Punkten im unteren Tabellendrittel.

Tim Leibold (HSV) ernüchtert nach der Partie gegen Regensburg

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All das mündete nun in der Entlassung von Cheftrainer Daniel Thioune (46). Bis zum Saisonende wird Vereinslegende Horst Hrubesch (70) das Team übernehmen und versuchen, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Offenbar soll das Verhältnis zwischen Thioune und der Mannschaft nicht mehr das Beste gewesen sein. Das bestätigte Sportvorstand Jonas Boldt (39) auf der Pressekonferenz zur Thioune-Entlassung. So soll Boldt laut eigener Aussage eine „zu große Distanz zwischen ihm (Daniel Thioune, Anm.d.Red.) und dem Team“ beobachtet haben. Dieser Eindruck habe sich in persönlichen Gesprächen noch einmal verstärkt. Mit Nürnberg, dem VfL Osnabrück und Eintracht Braunschweig hat der HSV machbare Aufgaben vor der Brust, einen Platz unter den ersten drei allerdings nicht mehr in der eigenen Hand.

Fortuna Düsseldorf: Wenn sich drei streiten…?

Über den gesamten Saisonverlauf hinweg war es eigentlich ein Vierkampf um die Plätze eins bis drei. Bochum, Kiel, Fürth und der HSV schienen die Aufstiegsränge unter sich auszumachen. Fortuna Düsseldorf hat sich den Großteil der Saison im Tabellenmittelfeld bewegt, allerdings immer in Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen. Durch eine Serie von vier Siegen hintereinander katapultierte man sich im April unter die Top fünf und ist nun mittendrin im Aufstiegsrennen.

Anders als der HSV, der bereits gegen jede der hier aufgeführten Mannschaften gespielt hat, bekommt es die Fortuna am letzten Spieltag noch mit Fürth zu tun. Allerdings: Keines der Duelle gegen die nun direkte Konkurrenz konnte die Fortuna in dieser Saison für sich entscheiden. Die Bilanz: magere zwei von möglichen 21 Punkten, keine der insgesamt sieben Begegnungen konnte man für sich entscheiden. Mit dem Duell gegen die Kleeblätter hat man seine Aufstiegschancen immerhin zu kleinen Teilen in der eigenen Hand und könnte am Ende dann vielleicht doch der lachende Gewinner sein.

Fortuna Düsseldorf Team bejubelt Treffer

Photo by Imago

Sollte auch der HSV punkten, könnte Düsseldorf am Ende dennoch  trotzdem leer ausgehen. Zwar ist man punktgleich mit den Rothosen, hätte aber durch die deutlich schlechtere Tordifferenz bei Punktegleichstand die schlechteren Karten. Objektiv betrachtet scheint die Elf von Trainer Uwe Rösler (52) die geringsten Chancen auf den Aufstieg zu haben.

Prognose

Das Aufstiegsrennen ist durch die Nachholspiele von Kiel dieses Jahr besonders chaotisch und hat eine ganz eigene Dynamik. Es ist keinesfalls nur ein Kampf zwischen Bochum, Kiel und Fürth. Der HSV und Düsseldorf sind zwar auf Patzer der Konkurrenz angewiesen, in dieser teils so unberechenbaren 2. Bundesliga kann allerdings jeder jeden schlagen. Ausrutscher sind also immer möglich. Bei etwaigen Patzern der Konkurrenz muss man aber erstmal seine Hausaufgaben erledigen. Bochum wird wohl als erster Aufsteiger feststehen, Fürth wäre mit einem Sieg im nächsten Spiel wohl auch aus dem Schneider. Aber wie es eben so oft im Fußball ist: Er schreibt seine eigenen (Aufstiegs)-Geschichten. 

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Sarom Siebenhaar

Die Oranje-Connection entfachte seine Leidenschaft für den HSV. Durch zahlreiche Tiefen schmecken die vereinzelten Höhen umso süßer. Schätzt attraktiven Offensivfußball genauso wie kämpferische Höchstleistungen. Internationaler Top-Fußball findet sich nicht nur in den Big Five. Seit 2021 bei 90PLUS.


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