FC Schalke 04: Keine Aussicht auf Besserung
27. September 2023 | Spotlight | BY Damian Ozako
Der FC Schalke 04 hat sich von Thomas Reis getrennt, aber langfristige Besserung ist nicht in Sicht. Ein Kommentar.
Schalke entlässt Reis
Jetzt ist er weg. Thomas Reis, einstiger Hoffnungsträger der Königsblauen, musste nach dem schwachen Saisonstart seinen Hut nehmen. Nach nicht einmal einem Jahr hat S04 den 49-Jährigen rausgeworfen. Dabei sollte er endlich für Konstanz auf der Position sorgen. Doch die Stimmung rund um den Verein war nach den Leistungen der letzten Wochen so schlecht, dass sich die Verantwortlichen rund um Sportvorstand Peter Knäbel dazu gezwungen sahen, diesen Schritt zu gehen. „Wir haben die vergangenen Tage zu intensiven Beratungen genutzt und sind zu dem Schluss gekommen, diesen Schritt im Sinne des Vereins genau jetzt tätigen zu müssen. Unser Ziel ist es, den seit dem Saisonstart insgesamt negativen Trend zu brechen“, so der 56-Jährige.
Reis zu entlassen, ist erstmal keine grundlegend falsche Entscheidung. Als Absteiger nach sieben Spieltagen nur nur sieben Punkte auf dem Konto zu haben, ist schon ein beunruhigendes Zeichen. Viel schlimmer sind noch die gezeigten Leistungen, denn dass es überhaupt sieben Zähler geworden sind, war alles andere als selbstverständlich.
Schalke: Was spricht für Besserung?
Aber was passiert jetzt? Warum sollte bei Schalke langfristig Besserung einsetzen? Eine geeignete Alternative muss erstmal gefunden werden. Und Knäbel, so zeigt die Vergangenheit, hat sich schon so einige Fehlgriffe erlaubt. Man kann durchaus argumentieren, dass die Entscheidung, Frank Kramer nach dem Aufstieg zu installieren, bereits den direkten Wiederabstieg besiegelt hat. Reis, der für S04 seinen Legendenstatus bei seinem einstigen Herzensklub Bochum spektakulär zerstörte, stellte man eine Mannschaft zusammen, die keinerlei Esprit versprüht und diverse Baustellen hat. Und jetzt – trotz eigener Fehler und Sturheiten – scheiterte er unter anderem an dem von Sportdirektor Hechelmann und Co. zusammengestellten Kader. Reis ging völlig bewusst zu einem maroden Verein, den er heldenhaft umkrempeln wollte. Unterstützung bekam er dabei kaum.
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Der Traditionsklub verabschiedet sich im Mittelmaß der 2. Bundesliga, wenn es so weitergeht. Eine falsche Entscheidung jagt die nächste. Die Knappen verlieren am Samstag bei St. Pauli und warten dann bis Mittwoch, um den Trainer zu entlassen, wenn allen klar ist, dass bereits am Freitag das nächste Spiel stattfindet. Für Matthias Kreutzer wird das Auswärtsspiel beim SC Paderborn so zur Mammutaufgabe.
S04: Schon wieder ist die Euphorie weg
Es passt ins Bild einer unentschlossenen, uninspirierten sowie überforderten sportlichen Leitung. Knäbel hat wie Reis in einer sportlich extrem schwierigen Situation seine Aufgabe auf Schalke angetreten. Das ist ihm hoch anzurechnen und nicht alles, was er initiiert hat, ist schlecht gewesen. Aber so langsam muss man sich fragen, ob er noch der Richtige für die Position ist. Erneut ist unter seiner Führung jegliche Euphorie weggebrochen, die der Verein glücklicherweise entfachen konnte.
Schalke braucht jetzt – mal wieder – neue Ideen, frischen Wind und vor allem Ruhe. Schafft S04 das unter Knäbel und Konsorten? Ist es diesmal möglich, für positive Stimmung zu sorgen, diese dann auch aufrechtzuerhalten, ein stabiles Fundament zu bauen und eine Vision zu implementieren, die langfristige Entwicklung verspricht? Das darf stark angezweifelt werden. Denn S04 kämpft nicht erst seit paar Wochen gegen einen Negativtrend, so wie es der Sportvorstand beschrieb. Diesen Negativtrend gibt es seit Jahren.
(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)
Damian Ozako
Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.