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EM-Qualifikation: Wer sichert sich die letzten drei Startplätze?

21. März 2024 | Spotlight | BY Yannick Lassmann

In 85 Tagen beginnt die Europameisterschaft in Deutschland mit dem Eröffnungsspiel zwischen dem Gastgeber und Schottland. Aktuell stehen jedoch erst 21 von 24 Teilnehmern fest. Die letzten EM-Qualifikanten werden von heute an in den Playoffs ermittelt. 

Über die Nations League zur EM

Vom 14. Juni bis 14. Juli wird Deutschland die Europameisterschaft ausrichten. Neben dem gesetzten Gastgeber stehen 20 weitere Teilnehmer bereits fest. Sie schafften es durch Rang eins oder zwei in der EM-Qualifikation. Die verbleibenden drei Startplätze werden über die von der UEFA 2018 erstmals durchgeführten Nations League vergeben. Die Ergebnisse aus der Qualifikation spielen hingegen keine Rolle mehr. Von Donnerstag an werden zwölf Nationen in drei Mini-Turneren um die letzten Tickets für das Endturnier streiten.



Ursprünglich waren die Plätze für die Gruppensieger der Nations-League-Staffeln A, B und C vorgesehen. Da sich ein Großteil der Teams allerdings direkt für die Europameisterschaft qualifizierte, wurden sie unter teils komplizierten Umständen an dahinterstehende Teams vergeben. So darf auch Estland als bestplatzierter Gruppensieger der D-Staffel in den Playoffs antreten und sich Chancen auf die erstmalige Teilnahme an der Europameisterschaft ausrechnen.

In den drei Playoff-Turnieren empfangen am heutigen Donnerstag die jeweiligen höchstplatzierten Teams die viertplatzierten Mannschaft, während die Zweitplatzierten sich mit dem Drittplatzierten duellieren. Die Gastgeber für die am Dienstag, den 26. März steigenden Finalspiele wurden bereits im November 2023 ausgelost.

EM-Playoff-Pfad A: Die letzte Chance für Polen

21.03.2024, 20:45 Uhr:

Polen – Estland, Wales – Finnland

26.03.2024, 20:45 Uhr:

Sieger Wales/Finnland – Sieger Polen/Estland

Im EM-Playoff-Pfad A treten mit Polen und Wales die einzigen beiden Nationen aus der Nations-League-Staffel-A an, die sich nicht direkt für die Europameisterschaft qualifizierten. Insbesondere für Polen ist dieses Resultat enttäuschend. In den Qualifikationsspielen gab es magere elf Punkte aus acht Partien, sodass die Biało-Czerwoni um Robert Lewandowski (35) hinter Albanien und Tschechien landeten. Auch der Trainerwechsel zum vorherigen U21-Coach Michal Probierz (51) brachte nicht die erhoffte Besserung.

(Photo by ADNAN BECI/AFP via Getty Images)

Im in Warschau ausgetragenen Halbfinale wartet mit Estland der vermeintlich leichteste Gegner. Die Esten, bei denen Karl Hein (22) aus der Reserve des FC Arsenal und St.-Pauli-Verteidiger Karol Mets (30) zu den namhaftesten Akteuren gehören, setzten sich zwar in der Nations League gegen San Marino und Malta durch, bekamen aber in der EM-Qualifikation kein Bein auf den Boden und blieben sieglos.

Wesentlich mehr Spannung verspricht das zweite Halbfinale zwischen Wales und Finnland. Die mit reichlich Premier-League-Erfahrung ausgestatteten Waliser gingen in der EM-Qualifikation ungeschlagen aus den Duellen mit Kroatien, fanden aber aufgrund von Aussetzern gegen Armenien dennoch kein Vorbeikommen an der starken Türkei und dem WM-Drittplatzierten. Auch für die Finnen schien mehr möglich, doch 18 von 30 Zählern reichten letztlich nicht aus, da Dänemark und Slowenien konstanter auftraten. Beide Nationen waren bei der EM 2021 vertreten. Eine von ihnen wird nach dem direkten Aufeinandertreffen weiter hoffen. Das stets lautstark unterstützte Wales dürfte angesichts des Heimvorteils, der auch im Endspiel vorhanden wäre, leicht favorisiert sein.

EM-Playoff-Pfad B: Vom Krieg geplagte Ukrainer und Israelis wollen zur EM

21.03.2024, 20:45 Uhr:

Israel – Island, Bosnien-Herzegowina – Ukraine

26.03.2024, 20:45 Uhr:

Sieger Bosnien-Herzegowina/Ukraine – Sieger Israel/Island

Eine besondere Konstellation herrscht auf dem EM-Playoff-Pfad B. Mit Israel und der Ukraine sind gleich zwei jeweils von kriegerischen Auseinandersetzungen betroffene Länder vertreten. Sie müssen ihre Heimspiele auf neutralem Platz austragen. So empfängt Israel am heutigen Donnerstag im ungarischen Budapest Island. Die in der Nations-League-Staffel B siegenden Israelis hätten sich die Playoffs sogar fast erspart, denn ihnen fehlte nicht viel, um an der schwächelnden Schweiz vorbeizuziehen und sich erstmals überhaupt für eine Europameisterschaft zu qualifizieren.

Gegner Island gab bei der EM 2016 eine glänzende Figur ab, schaltete dort sogar England aus und erreichte das Viertelfinale. Mittlerweile ist der von ca. 372.000 Menschen bewohnte Inselstaat, dessen Nationalspieler in vielen verschiedenen europäischen Ligen, die nicht zur Spitze gehören, unterwegs sind, wieder weit von solchen Erfolgen entfernt. In der Qualifikation erwies sich beispielsweise schon Luxemburg als zu stark.

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Immerhin landete Island aber vor Bosnien-Herzegowina, das im zweiten Halbfinale antritt. Die „Zmajevi“ gerufene Nationalmannschaft setzt weiterhin auf Edin Dzeko (38), inzwischen bei Fenerbahce aktiv. Der Offensivspieler erhält immerhin Unterstützung durch Ermedin Demirovic (25), der aktuell beim FC Augsburg regelmäßig trifft. Die Chancen auf die erste EM-Teilnahme überhaupt sind wohl dennoch nicht allzu hoch. Zu schwach verlief die EM-Qualifikation mit nur neun Punkten.

Zudem weist die Ukraine eine wesentlich höhere Kaderqualität vor und hätte sich fast vor Italien den Startplatz fürs Endturnier gesichert. Zum Stamm zählen mit Aleksandr Zinchenko (27/FC Arsenal), Mykhailo Mudryk (23/FC Chelsea) und Artem Dovbyk (26/FC Girona) Spieler, die in europäischen Topklubs etabliert sind. Hinzu kommen Akteure wie Georgiy Sudakov (21), die in der Champions League bei Schachtar Donezk auf sich aufmerksam machten. Auf die Ukraine wartet in Zenica ein Hexenkessel. Sie selbst würde hingegen beim einem Sieg das Finale trotz Heimrechts in Polen austragen müssen.

EM-Playoff-Pfad C: Griechenland oder ein Neuling?

21.03.2024, 18:00 Uhr/20:45 Uhr:

Georgien – Luxemburg, Griechenland – Kasachstan

26.03.2024, Anstoßzeit noch nicht bekannt:

Sieger Georgien/Luxemburg – Sieger Griechenland/Kasachstan

Wer Europameisterschaften und Griechenland in Verbindung bringt, denkt zweifellos an das Turnier 2024 in Portugal, das die Griechen unter Trainer Otto Rehhagel (85) sensationell gewannen. An diesen Erfolg konnten sie in den folgenden zwei Jahrzehnten kaum anknüpfen. Zwischenzeitlich setzte es sogar Niederlagen gegen die Faröer-Inseln. Die jüngste Entwicklung verläuft in eine positive Richtung. Schwächere Gegner werden regelmäßig bezwungen, in der Qualifikation bereitete Griechenland zudem den Niederlanden und Frankreich durchaus Schwierigkeiten. Einzelne Spieler wie etwa Angreifer Vangelis Pavlidis (25) stehen auf dem Notizzettel europäischer Topklubs.

(Photo by JOHN THYS/AFP via Getty Images)

Dementsprechend gibt es einen klaren Favoriten auf dem Pfad C der EM-Playoffs. Doch das Halbfinale könnte sich als Stolperstein erweisen, denn Kasachstan ist nicht zu unterschätzen. Das zeigt alleine der 3:2-Erfolg über Dänemark nach 0:2-Rückstand in der EM-Qualifikation, die die bis zum letzten Spieltag an der direkten Teilnahme schnuppernden Kasachen mit beachtlichen 18 Punkten abschlossen. Ein beachtliches Resultat im Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Akteure in der heimischen Liga ihr Geld verdienen.

Selbiges gilt für den georgischen Kader, der jedoch einen Superstar in seinen Reihen hat: Khvicha Kvaratskhelia (23) von der SSC Napoli. Auf den trickreichen Flügelspieler, der die Serie A in der Saison 2022/23 verzauberte, ruhen die Hoffnungen von Trainer Willy Sagnol (47), einst als Spieler beim FC Bayern unter Vertrag. Unter seiner Leitung nahm die Nationalmannschaft an Fahrt auf. In der Nations-League-Staffel C dominierte sie Bulgarien, Nordmazedonien und Gibraltar. Der Gegner Luxemburg befindet sich ebenfalls auf einem ansprechenden Weg, weiß vor allem durch eine gute Nachwuchsarbeit zu gefallen. So wechseln viele Spieler in jungen Jahren ins nahe Frankreich oder Deutschland, lernen dort auf hohem Niveau und bringen als Profis die Nationalmannschaft voran. Als Paradebeispiel ist dafür Leandro Barreiro (27) zu nennen, den es im Sommer wohl zu Benfica zieht. Vorher würde er aber liebend gerne Luxemburg erstmals zu einer EM führen.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Yannick Lassmann

Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.


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