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Individuelle Patzer hüben wie drüben – Die Einzelkritik zu Arsenal vs. Tottenham

24. September 2023 | Trending | BY 90PLUS Redaktion

In einem von Fehlern geprägten North London Derby trennten sich Arsenal und Tottenham am Nachmittag remis. Wir betrachten die Akteure noch einmal in der Einzelkritik.

Fehler auf beiden Seiten: Arsenal und Tottenham trennen sich unentschieden

Das 175. North London Derby ist ohne Sieger geblieben. Arsenal trennte sich vor heimischen Publikum unentschieden mit dem Rivalen Tottenham, nachdem eine insgesamt ausgeglichene Partie vor allem durch individuelle Fehler entschieden wurde. So verursachte bei den Spurs Cristian Romero (25) zwei Gegentore, auf Seiten der Gunners patzte Jorginho (31) schwer. Am Ende des Tages war das Unentschieden leistungsgerecht, schließlich hatten zunächst die Gunners und später dann die Spurs mehr vom Spiel.



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Bukayo Saka (22) eröffnete das Spektakel in der 26. Minute unter großzügiger Mithilfe von Cristian Romero, der einen Torschuss des Engländers unhaltbar abfälschte und ins eigene Tor beförderte. Arsenal hätte im Anschluss die Führung erhöhen können, ließ Tottenham aber zurück ins Spiel. Nach einer guten halben Stunde übernahmen die Spurs dann nach und nach die Spielkontrolle und kamen durch Son (42. Minute) zum Ausgleich. Das Team von Ange Postecoglou kam dann auch etwas besser aus der Kabine, ein Handspiel von Romero hatte jedoch einen Strafstoß für Arsenal zufolge, den Bukayo Saka verwandelte (54.). Es waren erst wenige Sekunden nach Wiederanpfiff gespielt, da antworteten die Spurs erneut durch ihren Kapitän Son Heung-Min (55). Jorginho verlor zuvor den Ball leichtsinnig an James Maddison, der auf Son ablegte.

Bewertet wurde nach dem Schulnotensystem von 1-6. Auch „x,5“-Noten waren vorstellbar. Spieler, die zu einem späteren Zeitpunkt der Partie eingewechselt wurden, aber keine bedeutende Leistung mehr gezeigt haben, erhielten keine Bewertung mehr.

Arsenal: Saliba löscht alles, Saka mit Höhen und Tiefen

David Raya: Zeigte bei einer Flanke Unsicherheiten (18.), bewahrte seine Mannschaft dann aber vor dem zwischenzeitlichen Ausgleich (38.). Seine Qualitäten im Spielaufbau kamen heute nicht zur Geltung, schenkte auch zu viele Bälle her, indem er sie weit und unpräzise nach vorne schlug. Note: 3,0

Ben White: Einige wichtige Klärungsaktionen und Tackles, verteidigte in den richtigen Momenten auch progressiv und vorausschauend. Auch nach eigenen Ecken gefährlich, holte mit seinem Abschluss den Elfmeter raus, den Saka zum 2:1 verwandelte. Note: 2,5

William Saliba: Der Franzose verteidigte progressiv und erstickte vermeintliche Spurs-Gegenangriffe früh im Keim. Auch als der Gegner aktiver wurden, war Saliba stets auf dem Posten, löschte mit starkem Stellungsspiel und wichtigen Grätschen vieles im und um den eigenen Sechzehner. Auch im Spielaufbau mit der ein oder anderen guten Idee. Bester Gunner im Derby! Note: 1,5

Gabriel Magalhaes: Auch er machte es in der ersten halben Stunde gut, dribbelte auch immer wieder mutig an. Beim 1:1 verlor er Torschütze Son allerdings aus dem Deckungsschatten und damit auch die eigene Souveränität für den Rest des Spiels. Hatte in der Folge einige Stellungsfehler und Unaufmerksamkeiten drin und war auch im Spielaufbau schlampig. In einer Szene musste sein starker Nebenmann Saliba für ihn retten. Note: 4,0

Aleksandr Zinchenko: Einmal mehr der unauffällige Spielmacher bei den Gunners. Kippte im eigenen Ballbesitz auf die Sechserposition ein und verlieh dem Spiel Passsicherheit und Kreativität. Auch gegen den Ball ließ er sich nichts zu Schulden kommen und gewann alle seine Zweikämpfe. Im schwachen zweiten Durchgang schaffte aber auch er es höchstens in Phasen, seiner Mannschaft die nötige Struktur zu geben. Note: 2,5

Martin Ödegaard: Zu Beginn stark im Pressing, setzte immer wieder auch den Torhüter unter Druck und erzwang damit Ballverluste beim Gegner. Ließ mit der Zeit aber stark nach. Mit Ball fehlten ihm heute die Aktionen. Der Kapitän schaffte es nicht wie sonst so oft, das Spiel an sich zu reißen. Dafür mit der ein oder anderen gut getretenen Ecke. Note: 3,5

Declan Rice (bis 45.): Klärte vor dem Ausgleich unzureichend. Hatte ansonsten erstaunlich wenige Ballaktionen, was am Angriffspressig und den vielen hohen Balleroberungen der Gunners lag. Dass er dennoch extrem wichtig für die Gesamtstatik des Spiels ist, zeigte sich mit seiner Auswechslung. Im zweiten Durchgang fehlte der Mannschaft genau die Struktur, die Rice ihr hätte geben können. Note: 3,0

Fabio Vieira (bis 45.): Kümmerte sich gut um Bissouma und ließ diesen nicht zur Entfaltung kommen. Im Spielaufbau holte er sich die Bälle tief ab, konnte sein kreatives Element mit dem Ball heute jedoch nicht zur Show stellen. Zur Pause ausgewechselt. Note: 3,5

Bukayo Saka (bis 90.+7): Sehr starker Beginn: Präsent gegen den Ball, gefährlich mit der Kugel und das 1:0 erzwungen. Dann begünstige er jedoch das Gegentor durch sein desolates Defensivverhalten gegen Maddison – was sich auch auf den weiteren Spielverlauf auswirkte, in dem er zwar beim Elfmeter zum 2:1 cool blieb, abgesehen davon jedoch jegliche Klarheit im eigenen Spiel verlor. Note: 2,5

Edward Nketiah: Auch er begann stark. Wurde mit der Zeit aber immer nachlässiger im Pressing, grätschte im zweiten Durchgang völlig übermotiviert den gegnerischen Torhüter um. Auch sonst fehlte ihm die Bindung zum Spiel. Bei seinem einzigen Abschluss scheiterte er aus spitzem Winkel (16.), hätte vielleicht zu Jesus rüberlegen können. Note: 4,5  

Gabriel Jesus (bis 77.): Sehr wache erste halbe Stunde. Eroberte durch sein aggressives Anlaufen einige Bälle, agierte dann aber zu überhastet. So auch in Minute 32, als er Maddison den Ball im gegnerischen Strafraum abluchste, dann aber viel zu unpräzise abschloss. Spätestens nach dem Seitenwechsel kaum noch sichtbar. Note: 3,5

Die Einwechslungen bei Arsenal

Jorginho (45. für Rice): Verschenkte den Ball grob fahrlässig im Spielaufbau und verursachte damit das 2:2. Auch in der Folge in manchen Situationen gegen den Ball zu nachlässig. Dafür immerhin mit der ein oder anderen guten Idee im Spielaufbau. Dennoch bleibt festzuhalten, dass das letztlich entscheidende Tor allein auf seine Kappe ging. Note: 5,0

Kai Havertz (45. für Vieira): War zunächst wenig eingebunden und demnach eher unauffällig, machte sich im Verlauf der zweiten Halbzeit aber vor allem gegen den Ball nützlich. Einen Distanzschuss setzte er zu hoch an (87.), agierte abgesehen davon hier und da etwas nachlässig. Note: 3,0

Reiss Nelson (77. für Jesus): keine Bewertung 

Emil Smith-Rowe (90.+7 für Saka): keine Bewertung

Arsenal-Noten von Michael Bojkov

Das Remis hilft weder Arsenal noch Tottenham weiter. Dennoch bleiben beide Nordlondoner Klubs ungeschlagen.

Das Remis hilft weder Arsenal noch Tottenham weiter. Dennoch bleiben beide Nordlondoner Klubs ungeschlagen. (Photo by Ryan Pierse/Getty Images)

Tottenham: Son und Maddison überragen für die Spurs

Guglielmo Vicario: Das erste North London Derby für die neue Nummer eins der Spurs, der sich keine Nervosität anmerken ließ. Zeigte in der ersten Hälfte und am Ende des Spiels einige starke Paraden. Im Spielaufbau wirkte der Italiener manchmal etwas ratlos und lange Bälle segelten öfters ins Leere. Trotzdem eine gute Vorstellung von Vicario, der bei den beiden Gegentoren (Eigentor und Elfmeter) machtlos war. Note: 2,0

Destiny Udogie: Auch für Vicarios Landsmann Udogie war es das erste North London Derby. Nach einem vielversprechenden Beginn des jungen Linksverteidigers, der es mit Bukayo Saka zu tun bekam, sah Udogie in der 15. Minute gelb und spielte einen katastrophalen Rückpass, der beinahe in einem Gegentor geendet wäre. Die ersten Sorgen kamen auf, dass der 20-Jährige dem Druck des Derbys vielleicht noch nicht gewachsen war. Fing sich jedoch und machte in der Folge einige wichtige Tacklings. Note: 2,5

Cristian Romero: Eigentlich startete der Weltmeister solide in die Partie und zeigte früh defensive Präsenz. Dann wurde Romero jedoch zum Pechvogel, als er einen Torschuss von Bukayo Saka unhaltbar abfälschte und ins eigene Tor traf. Auch in Halbzweit zwei wieder im Mittelpunkt des Geschehens, als er im eigenen Strafraum einen Torschuss an die ausgestreckte Hand bekam, was folgerichtig mit Elfmeter für Arsenal bestraft wurde. Behielt trotz der Patzer einen relativ kühlen Kopf und spielte die Partie ohne weitere große Fehler zu Ende. Note: 4,0

Micky van de Ven: Ein starker Auftritt des jungen Niederländers, der ohne größeren Fehler blieb und mit ein paar starken Tacklings Ausrufezeichen setzte. Rettete in der 30. Minute vor Gabriel Jesus. Note: 2,0

Pedro Porro: Der Spanier blieb zu Beginn des Spiels eher unauffällig, hatte defensiv hier und da kleine Probleme. Als die Spurs mutiger und besser wurden, zeigte auch Porro seinen Offensivdrang und machte einige gute Läufe. Alles in allem ein solides Spiel. Note: 3,0

Pape Matar Sarr: War recht häufig am Ball und leistete sich mit Ausnahme eines ungenauen Rückpasses zu Vicario keine größeren Fehler, war jedoch insgesamt relativ unauffällig. Hier und da mit einigen guten Tacklings. Leitete mit einer Flanke, die sich zum Torschuss entwickelte, die Sequenz zum 1:1-Ausgleich ein. Note: 3,0

Yves Bissouma: Der in dieser Saison bisher so gelobte Yves Bissouma erwischte keinen guten Start ins North London Derby, wirkte zu Beginn der Partie etwas überfordert und verlor mehrmals den Ball in gefährlichen Positionen. Auch von der Körpersprache am Anfang definitiv nicht im Derby-Modus. Dann jedoch etwas verbessert und im zweiten Durchgang ohne größeren Fehler. Note: 3,5

James Maddison (bis 78.): Der Sommer-Neuzugang der Spurs hatte etwas Schwierigkeiten, in das heiß umkämpfte Derby hineinzufinden und verlor in Minute 32 den Ball direkt an der Strafraumgrenze, was von Gabriel Jesus nicht bestraft wurde. War dann allerdings elementar für die Leistungssteigerung der Spurs, leistete starke Vorarbeit beim 1:1 und luchste auch beim 2:2  Jorginho den Ball ab. Verletzte sich im Laufe der zweiten Hälfte und wurde kurze Zeit später, wahrscheinlich als Vorsichtsmaßnahme, ausgewechselt. Mit zwei Assists dennoch ein starkes Spiel von James Maddison. Note: 1,5

Brennan Johnson (bis 63.): Der Waliser feierte sein Startelf-Debüt für Tottenham und zählte in der Anfangsphase zu den besseren Akteuren bei den Spurs. Hatte den ersten Torschuss der Gäste und zeigte sich auch danach agil und spielfreudig. Arbeitete auch nach hinten mit. Musste in der 63. Minute verletzt ausgewechselt werden. Note: 3,0

Dejan Kulusevski: Ein unermüdlicher Auftritt des Schweden, der zwar nicht direkt in die Tore involviert war, offensiv aber dennoch einige gute Ideen hatte und sich mit dem Ball am Fuß meistens recht wohl fühlte. Eine solide Leistung, aber auch nicht mehr. Note: 3,5

Son Heung-Min (bis 79.): Lief erneut als Stürmer auf, hatte zu Beginn des Spiels aber wenige Aktionen. Bewies beim 1:1 dann seinen Torinstinkt und die Fähigkeiten im Abschluss. Harmonierte besonders gut mit James Maddison, der ihn auch beim 2:2 bediente. Der Spurs-Kapitän zeigte viel Einsatz und Leidenschaft, führte die Mannschaft auch emotional an. Wurde dann in der 79. Minute ausgewechselt und durch Richarlison ersetzt, was im Nachhinein den Offensivbemühungen der Gäste nicht gut tat. Note: 1,5

Die Einwechslungen der Spurs

Manor Solomon (ab 63.): Kam für den verletzten Johnson, konnte aber nicht viel zum Spiel beitragen. Seine Hereingaben blieben ungefährlich. Zeigte jedoch den richtigen Einsatz für ein Derby und verteidigte am Ende mit. Note: 3,5

Pierre-Emile Hojbjerg (ab 78.): Ersetzte James Maddison relativ spät in der Partie und trat nicht wirklich in Erscheinung. Keine Note.

Richarlison (ab 79.): Kam für Son in die Partie, konnte aber nicht ansatzweise den selben Effekt entfalten wie in der vergangenen Woche, als er nach seiner späten Einwechslung an zwei Toren beteiligt war. Hatte ganz zum Schluss einen guten Torversuch, der jedoch abgefälscht wurde. Im Spiel gegen den Ball eher unauffällig und ohne die für ein Derby benötigte Intensität. Keine Note.

Tottenham-Noten von David Schöngarth

(Photo by HENRY NICHOLLS/AFP via Getty Images)


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