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Juventus jagt den Scudetto: So fanden die Bianconeri zurück in die Erfolgsspur

8. Dezember 2023 | Spotlight | BY Lea Selin Thomas

Am Freitagabend empfängt Juventus den amtierenden italienischen Meister SSC Napoli. Vor nicht allzu langer Zeit stolperten die Bianconeri von einer Krise in die nächste – nicht alle davon waren rein sportlicher Natur. Inzwischen scheint sich das Team von Massimiliano Allegri aber wieder gefangen zu haben, ist derzeit nach Inter der wohl heißeste Anwärter auf den Scudetto. Wie Juve sich ins Titelrennen zurückgekämpft hat, beleuchten wir im Folgenden genauer.

Punktabzug, Geldstrafe und Skandale: Schwierige Monate für Juventus

Rückblick: Die Saison 2022/23 endete für den erfolgsverwöhnten Rekordmeister der Serie A mit einem großen Knall – drei Spieltage vor dem regulären Saisonende zog die italienische Sportjustiz den Bianconeri wegen einer Affäre um unlautere Transfergeschäfte zehn Punkte ab. Noch im Januar hatten sie gegen eine ähnlich schwerwiegende Strafe erfolgreich Berufung eingelegt, diesmal jedoch wurde das Urteil vollstreckt.

Folgerichtig rutschte Juventus vom zweiten auf den siebten Rang ab und verpasste es damit, sich für die Champions-League-Saison 2023/24 zu qualifizieren. Tabellarisch betrachtet hätte die Vecchia Signora nur in der Conference League starten dürfen, doch auch daraus wurde nichts: Aufgrund finanzieller Unregelmäßigkeiten verbannte die UEFA den Verein kurzerhand aus dem internationalen Wettbewerb, zusätzlich wurde Juve mit einer Geldstrafe in Höhe von 20 Millionen Euro belegt. Davon werden aber zehn Millionen Euro nur bei weiteren Verstößen in den Finanzjahren 2023 bis einschließlich 2025 fällig.

Durch das Verpassen der Königsklasse fehlten rund 80 Millionen Euro in der Kasse, weshalb die großen Coups während der Transferphase im Sommer ausblieben. Stattdessen verpflichtete man für verhältnismäßig kleines Geld Spieler wie Timothy Weah (OSC Lille) und Arkadiusz Milik (Olympique Marseille). Erfahrene Akteure wie Ángel Di María oder Juan Cuadrado verließen den  Klub derweil ablösefrei. Letzterer schloss sich ausgerechnet Inter an – das wiederum sorgte für Unmut in den Reihen der Anhänger.

Kurz nach Beginn der laufenden Saison folgte dann die nächste Hiobsbotschaft: Bei Mittelfeldspieler Paul Pogba wurden im Rahmen einer Dopingkontrolle erhöhte Testosteronwerte festgestellt, die B-Probe bestätigte dieses Ergebnis. Daraufhin wurde der Franzose vom Spiel-und Trainingsbetrieb suspendiert, ihm droht im schlimmsten Fall eine langjährige Sperre.

Juventus

(Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

Die Dopingvorwürfe gegen Pogba wurden allerdings schon bald von einem weiteren Skandal überschattet: Im Oktober ermittelte die italienische Staatsanwaltschaft gegen Nicolò Fagioli wegen des Verdachts auf unerlaubte Sportwetten. Noch im selben Monat wurde der Youngster deshalb zu einer wettbewerbsübergreifenden Sperre von sieben Monaten verurteilt, er befindet sich aufgrund seiner Spielsucht mittlerweile in Therapie.

Juventus ließ Fagioli trotz allem nicht fallen, im Gegenteil: Den Vertrag des Italieners, der im Sommer 2026 ausgelaufen wäre, verlängerte man vorzeitig bis 2028. Cristiano Giuntoli, seines Zeichens Technischer Direktor der Bianconeri, betonte in diesem Zusammenhang, dass man den 22-Jährigen weiterhin bestmöglich unterstützen und auf ihn warten werde.



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Juventus wieder Titelkandidat: Spiel gegen Napoli richtungsweisend

Nach vierzehn Spieltagen steht die Vecchia Signora mit 33 Punkten auf Rang zwei, Spitzenreiter Inter hat mit 35 Zählern nur einen knappen Vorsprung. Insgesamt konnte Juve bislang zehn Siege einfahren, hinzu kommen drei Remis sowie eine Niederlage. Es sieht ganz danach aus, als wären die Bianconeri gestärkt aus ihren zahlreichen Krisen hervorgegangen und mittlerweile wieder auf einem guten Weg. Doch wie ist das möglich?

Tatsächlich begeistert Juventus nicht unbedingt mit schönem Fußball, sondern viel mehr mit defensiver Stabilität, einem schnellen Umschaltspiel und der Fähigkeit, die Fehler des Gegners zu erkennen und auszunutzen. Auf diese Weise gewinnt die Mannschaft von Massimiliano Allegri viele Spiele, auch wenn die Performances des 36-fachen Scudetto-Siegers aus Sicht des Zuschauers häufig etwas lethargisch wirken.

Laut Übungsleiter Allegri sei man es nicht mehr gewohnt, ganz oben mitzuspielen – daher präsentiere man sich oft noch zu eingeschüchtert. „Wie lange ist es her, dass wir einmal um Tabellenplatz eins mitspielten? Drei Jahre oder so“, sagte der 56-Jährige vor zwei Wochen nach dem 1:1 gegen Inter, bei dem Dušan Vlahović den einzigen Treffer für die Allegri-Elf erzielte.

Juventus

(Photo by MARCO BERTORELLO/AFP via Getty Images)

Der Serbe ist mit fünf Saisontoren aktuell der formstärkste Angreifer der Bianconeri, gleich dahinter folgt Federico Chiesa mit vier Treffern. Obwohl Juventus im Sommer nicht großartig auf dem Transfermarkt tätig wurde, besteht der Kader dennoch aus einer Reihe hochklassiger Spieler – dazu zählen unter anderem Moise Kean, Adrien Rabiot oder auch Manuel Locatelli. Hinten sorgt die Defensive um Kapitän und Routinier Danilo für einen sicheren Rückhalt. Bislang stehen erst neun Gegentreffer zu Buche, damit stellt man nach Inter die zweitstärkste Abwehrreihe der Serie A.

Für das Team könnte es außerdem durchaus von Vorteil sein, dass man in dieser Saison nicht im europäischen Wettbewerb vertreten ist – so werden Kräfte gespart und der Fokus liegt einzig und allein darauf, den Scudetto nach drei Jahren zurück in die piemontesische Hauptstadt zu holen. Zuletzt krönte man sich 2020 zum italienischen Meister.

Das Spiel gegen Napoli kommt für Juve zu einem sehr günstigen Zeitpunkt, da die Süditaliener zuletzt schwächelten und noch auf der Suche nach ihrer Bestform sind. Darüber hinaus dürfte das Duell mit den Azzurri ausschlaggebend für den weiteren Saisonverlauf sein. Im Falle eines Sieges würde sich der positive Trend der Allegri-Elf bestätigen und sie dem Traum vom Scudetto ein Stückchen näherbringen. Unabhängig davon scheint der Verein das Schlimmste überstanden zu haben, weshalb man sich nun wieder zu 100 Prozent auf das Sportliche konzentrieren kann.

(Photo by MARCO BERTORELLO/AFP via Getty Images)

Lea Selin Thomas

Lebt die Rivalität zwischen den Mailänder Klubs und trägt die rot-schwarzen Farben. Bedauert sehr, dass sie die sportliche Blütezeit der Rossoneri um ein paar Jahre verpasst hat.


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