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Chelsea: Ein Klub im Dauerkrisenmodus

17. Februar 2024 | Spotlight | BY David Schöngarth

Seit der Übernahme Chelseas durch ein amerikanisches Konsortium um Todd Boehly und die Investmentgesellschaft Clearlake Capital befinden sich die Blues sportlich im freien Fall – und das, obwohl Milliarden in die Hand genommen wurden. Eine Bestandsaufnahme zu einem Verein im Dauerkrisenmodus.

Chelsea: Vom Thron Europas ins Niemandsland

„Jeden Tag gibt es in der Premier League ein Krisenteam. Das Ziel ist, nie dieses Team zu sein“, schrieb der britische Sportjournalist Duncan Alexander im November 2020 auf X. Bei Chelsea kann man über diesen Satz nur müde lächeln. Der Verein aus dem Westen Londons befindet sich seit inzwischen über einem Jahr im Dauerkrisenmodus. Dabei ist es noch nicht einmal drei Jahre her, dass die Blues unter dem jetzigen Bayern-Trainer Thomas Tuchel die Champions League gewannen. Seitdem ist an der Stamford Bridge viel passiert, und vom einstigen Glanz und Ethos des erfolgsverwöhnten Chelsea FC ist nichts mehr zu spüren, genauso wie das berühmt-berüchtigte Abramowitsch-Regime, dass Trainer trotz Titel vor die Tür setzte, nur noch eine dunkle Erinnerung ist.



Die Übernahme von Chelsea durch ein amerikanisches Konsortium bestehend aus dem Unternehmer Todd Boehly, der Investmentgesellschaft Clearlake Capital und dem schweizer Mäzen Hansjörg Wyss im Sommer 2022 hatte eigentlich viel Optimismus zurück nach Westlondon gebracht, nachdem der Verein aufgrund der Sanktionen gegen den russischen Besitzer Abramowitsch in die Sommerpause getaumelt war. Spannungen zwischen Boehly, der gemeinsam mit Clearlake Capital-Gründer Behdad Eghbali das Gesicht der neuen Chelsea-Besitzerschaft bildet, und dem damaligen Trainer Thomas Tuchel waren von Tag Eins an offensichtlich.

Boehly, zu diesem Zeitpunkt nur als Investor im Baseball und Basketball tätig, soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge Tuchel eine 4-4-3-Formation vorgeschlagen haben, für die zwölf Spieler benötigt wären. Die geplante Verpflichtung von Cristiano Ronaldo, ein Prestigeprojekt Boehlys, wurde durch das Veto von Tuchel verhindert. Es dauerte nicht lange, bis die neuen Verantwortlichen Tuchel vor die Tür setzten. Sein Ersatz, Graham Potter, ereilte gerade einmal sieben Monate nach seiner Verpflichtung das gleiche Schicksal. Trotz, oder vielleicht sogar gerade wegen dem Transferrausch der Blues im Januar 2023. Und Frank Lampards romantisch verklärte Rückkehr als Interimstrainer an die Seitenlinie der Stamford Bridge, die in einem Sieg aus den letzten elf Saisonspielen endete, brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. Chelsea war zum Abschluss der Saison Zwölfter – und damit so schlecht wie seit 30 Jahren nicht mehr – und schoss in der gesamten Spielzeit 38 Tore – zehn weniger als Absteiger Leeds United.

Todd Boehly und Behdad Eghbali laufen über den Rasen der Stamford Bridge, dem Stadion von Chelsea.

Seit 2022 das starke Duo bei Chelsea: Behdad Eghbali und Todd Boehly. (Photo by Clive Rose/Getty Images)

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David Schöngarth

Aufgewachsen mit Grafite, Luca Toni und Co. entfachten Gareth Bale und Mauricio Pochettinos Spurs in David eine Leidenschaft für die Premier League. Interessiert sich für alles, was auf der Insel vor sich geht. Seit 2022 bei 90Plus.


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