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Neue Saison, neue Stars: Diese Spieler könnten die Premier League prägen

5. August 2023 | Spotlight | BY David Schöngarth

Vorschau | Die Premier League ist die stärkste Liga der Welt – sportlich wie finanziell. Jahr für Jahr zieht es neue Spieler auf die Insel. Wir haben uns einige Neuzugänge genauer angeschaut.

Joško Gvardiol: Der Königstransfer der Premier League?

Nachdem der italienische Journalist und Transfer-Experte Fabrizio Romano vor wenigen Wochen verkündete, dass das kroatische Abwehr-Talent Joško Gvardiol (21) von RB Leipzig kurz vor einem Wechsel zum Triple-Sieger Manchester City stünde, wurde es zunächst einmal sehr still. Nach lautstarkem Dementi von RB-Sportdirektor Max Eberl machte schließlich auch Romano selbst eine Rolle rückwärts.



Nun sind sich beide Vereine doch einig geworden und Gvardiol wurde von den Cityzens offiziell vorgestellt. Und das ist im Großen und Ganzen betrachtet auch wenig verwunderlich: Gvardiol steht nämlich schon seit geraumer Zeit auf der Liste der Cityzens und der Kroate selbst liebäugelt ebenfalls bereits eine Weile mit dem Wechsel auf die Insel, soll diesen Wunsch bei Leipzig sogar klar hinterlegt haben. Gvardiol, der Manchester City Medienberichten zufolge einen fast dreistelligen Millionenbetrag kosten und somit zum teuersten Verteidiger aller Zeiten aufsteigen wird, dürfte zweifelsfrei der Königstransfer der Premier League, vielleicht sogar der gesamten Fußballwelt in diesem Sommer sein. Denn der Kroate zählt zu den vielversprechendsten Abwehrtalenten im internationalen Fußball.

Der 21-Jährige, der variabel als Innenverteidiger oder Linksverteidiger einsetzbar ist und 2021 zu Leipzig wechselte, dürfte mit seinen Qualitäten gut zu Pep Guardiola passen, der bekannt dafür ist, seine Innenverteidiger ins Mittelfeld vorzuschicken. Gvardiol zeichnet sich durch seine vergleichsweise hohe Ballsicherheit und Passstärke aus: Die Erfolgsquote des 21-Jährigen liegt bei über 90 Prozent und er spielt in 90 Minuten im Schnitt 4,45 progressive Bälle.

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Christopher Nkunku: Chelseas langersehnter Torjäger?

Auch Christopher Nkunku (25) wechselt nach vier Jahren bei RB auf die Insel, allerdings ein paar hundert Kilometer südlich, zum FC Chelsea. Der Transfer des Franzosen hat sich lange abgezeichnet: Angeblich absolvierte Nkunku seinen Medizincheck bereits im vergangenen Jahr. Damals wurden die Blues noch von Graham Potter trainiert.

Ob Nkunku in diesem Sommer, in dem beim FC Chelsea nach einer mehr als enttäuschenden Saison (Platz 12) jeder Stein umgedreht wurde, erneut für 60 Millionen verpflichtet worden wäre? Der neue Trainer Mauricio Pochettino steht vor einem kompletten Neuaufbau. Und auch die Vereinsführung um Todd Boehly scheint verstanden zu haben, dass es wenig Nutzen hat, wild mit Geld um sich zu werfen.

Um die Bücher auszugleichen, hat Chelsea im laufenden Transferfenster bereits zahlreiche aussortierte Spieler abgegeben. Das Innenverteidiger-Talent Levi Colwill (20) stattete man symbolisch für den frischen Wind an der Stamford Bridge mit einem langfristigen Vertrag aus.

RB Leipzig Christopher Nkunku

Ist Christopher Nkunku die Lösung für Chelseas Torflaute? (Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Christopher Nkunku ist nun allerdings da und soll ein großes Problem der Blues lösen: Torgefahr. Nicht erst seit der vergangenen Saison, in der Chelsea lediglich 38 Treffer erzielte, ist dies ein Manko der Blues. Seit Jahren fehlt ein verlässlicher Torjäger.

Und obwohl Nkunku sich in der abgelaufenen Saison dank 16 Toren die Bundesliga-Torjägerkanone mit Niclas Füllkrug teilte, ist es angesichts des kompletten Neuanfangs bei Chelsea unklar, ob der 25-Jährige die Offensivsorgen der Blues beheben kann. Zu tief und zu strukturell sind die Offensivprobleme. An der Stamford Bridge wartet man auch noch sehnsüchtig darauf, dass Winter-Neuzugang Mykhalo Mudryk (22) sein hohes Preisschild rechtfertigt.

Die Qualität, auch in der Premier League zu brillieren, hat Nkunku allemal. Zunächst muss der Franzose allerdings erst einmal pausieren. Im Vorbereitungsspiel gegen den BVB verletzte sich der 25-Jährige – Rückkehrdatum ungewiss.

Dominik Szoboszlai: Liverpools neue Allzweckwaffe

Drei auf einen Streich: Neben Joško Gvardiol und Christopher Nkunku wechselt auch Dominik Szoboszlai (22) von RB Leipzig in die Premier League. Die Leipziger verlieren damit drei unumstrittene Topspieler, haben das Geld gleichzeitig jedoch bereits wieder in die Zukunft investiert. Dennoch verdeutlicht der Fall Leipzig die Hierarchien zwischen der Bundesliga und der Premier League. Szoboszlai, der 2021 von RB Salzburg zu RB Leipzig wechselte, wagt nun den Schritt auf die Insel und schließt sich für eine Ablösesumme von 70 Millionen Euro dem FC Liverpool an.

Dort ist der ungarische Offensivspieler Teil eines größeren Umbruchs im (offensiven) Mittelfeld und könnte zur neuen Allzweckwaffe der Reds avancieren. Der 22-Jährige kann nämlich sowohl als offensiver Mittelfeldspieler als auch als Flügelspieler eingesetzt werden und dürfte die Liverpool-Offensive um Mo Salah und Luis Diaz qualitativ noch einmal deutlich verstärken. Nach einer enttäuschenden Saison und der verpassten Champions-League-Qualifikation will Liverpool wieder angreifen – Dominik Szoboszlai könnte dabei ein wichtiges Puzzle-Stück werden.

André Onana: Der Erbe von David de Gea

Viele Jahre lang war der Platz zwischen den Pfosten von Manchester United klar besetzt: David de Gea (32) hütete von 2011 bis 2023 hier den Kasten und zählte dabei zeitweise zu den besten Torhütern der Welt. Doch der Spanier ist bereits seit einigen Jahren angezählt und wurde nun endgültig als Nummer eins von United ersetzt: Champions-League-Finalteilnehmer André Onana (27) wechselte für knapp 50 Millionen Euro von Inter Mailand zu Manchester. Zuvor machte sich der Kameruner bereits bei Ajax Amsterdam einen Namen.

90PLUS-Ticker: Andre Onana

Tritt das Erbe von David de Gea an: André Onana (Photo by MARCO BERTORELLO/AFP via Getty Images)

Vielen dürfte der 27-Jährige vor allem für seinen Auftritt im Champions-League-Finale im Gedächtnis stehen, wo er trotz starker Paraden die Niederlage seiner Mannschaft gegen Manchester City nicht verhindern konnte.

Auch mit dem Ball am Fuß ist Onana stark, was ein wichtiger Faktor im Spiel von Trainer Erik ten Hag ist. Dass der Kameruner auf dem Feld kein Blatt vor den Mund nimmt, wurde kürzlich ein einem Vorbereitungsspiel gegen den BVB deutlich, als Onana Harry Maguire (30) nach einem Gegentor lautstark attackierte und für den Treffer verantwortlich machte.

Rasmus Højlund: Manchester Uniteds neue Nummer Neun

Nicht nur im Tor, sondern auch im Mittelfeld, wo mit Mason Mount ein bekanntes Gesicht für stolze 63 Millionen Euro vom Ligakonkurrenten Chelsea verpflichtet wurde, und im Sturm hat Manchester United nachgelegt.

Hier soll künftig Rasmus Højlund (20) der zentrale Zielspieler sein und für Tore sorgen. Der erst 20-jährige Däne kostet United übereinstimmenden Medienberichten zufolge satte 75 Millionen Euro Sockelablöse und wechselt genauso wie André Onana aus Italien nach Manchester. Zuletzt stürmte Højlund für Atalanta.

Rasmus Hojlund steht vor einem Wechsel zu Manchester United.

High risk, high reward? Manchester United greift für Rasmus Højlund tief in den Geldbeutel (Photo by Jure Makovec / AFP).

Die Verpflichtung des Dänen ist, vor allem mit Blick auf den Preis, nicht ohne Risiko. Im Januar 2022 wechselte er vom FC Kopenhagen zu Sturm Graz, ein halbes Jahr später ging es zu Atalanta. Viel Erfahrung auf höchstem Niveau hat der Däne also nicht. Gleichzeitig besitzt er die Anlagen, um zu einem Topstürmer zu reifen.

Vergangene Saison gelangen Højlund neun Treffer und vier Assists in 32 Spielen in der Serie A. Trotz seiner Körpergröße von 1,92 Meter und physischer Präsenz verfügt der Däne über einen beeindruckenden Antritt, ist agil, kann mit beiden Füßen abschließen und fügt sich als ständige Anspielstation in das Offensivgefüge seiner Mannschaft ein.

Selbstverständlich ist der Däne in vielerlei Hinsicht noch ein Rohdiamant, der erst geschliffen werden muss. Gelingt United-Coach Erik Ten Hag das, könnte Rasmus Højlund zu einem der zukünftigen Stars der Premier League werden.

Sandro Tonali: Ein Hauch Italien im Norden Englands

Ein Transfer zwischen Newcastle und der AC Milan in Höhe von 70 Millionen Euro? Das ist kein Fußball-Manager sondern moderne Fußball-Realität. Die neureichen Magpies müssen nach der vergangenen Traumsaison am Kader schrauben, um der Doppelbelastung durch die Champions League gerecht zu werden. Dabei hat Newcastle tief in die Taschen gegriffen und sich mit dem in der Königsklasse erfahrenen Sandro Tonali (23) im zentralen Mittelfeld verstärkt.

Dem Erben von Andrea Pirlo wird man in Mailand mit Sicherheit hinterhertrauern. Immerhin absolvierte der erst 23-Jährige in drei Jahren 130 Spiele für Milan. Künftig wird Tonali jedoch die Schaltzentrale im Mittelfeld der Magpies sein und sich in der Premier League behaupten müssen.

Pau Torres: Ein neues Zeitalter für Aston Villa

Es ist nicht einmal ein Jahr her, da stand Aston Villa nach der Entlassung von Trainer Steven Gerrard nur knapp über den Abstiegsrängen auf Platz 16 der Premier League. Seitdem hat sich das Schicksal der Villans komplett gewandelt. Nachdem Unai Emery das Ruder übernommen hat, läuft es für Aston Villa. Zum Ende der vergangenen Saison sicherte sich der Verein sogar noch die Teilnahme an der Conference League. Und der sportliche Aufschwung spiegelt sich auch neben dem Platz wider.

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Mit Pau Torres (26) und Moussa Diaby (24) setzten die Villans zwei große Ausrufezeichen auf dem Transfermarkt und bringen neue, aufregende Spieler aus Spanien respektive Deutschland in die Liga.

Der spielstarke spanische Innenverteidiger Torres wechselte für etwas mehr als 30 Millionen Euro zu Villa und hat das Potenzial, voll einzuschlagen. Der Durchbruch gelang ihm in den letzten Jahren nämlich beim FC Villareal, trainiert von Unai Emery. Zuvor waren auch vermeintlich größere Teams an Torres interessiert. Dass er nun zu Villa wechselt zeigt, wie interessant das Projekt in den West Midlands gerade ist und wie die gesamte Premier League mit aufstrebenden Teams wie Brighton, Aston Villa und Newcastle an sportlicher Attraktivität und Wettbewerb hinzu gewinnt.

(Photo by Justin Casterline/Getty Images)

David Schöngarth

Aufgewachsen mit Grafite, Luca Toni und Co. entfachten Gareth Bale und Mauricio Pochettinos Spurs in David eine Leidenschaft für die Premier League. Interessiert sich für alles, was auf der Insel vor sich geht. Seit 2022 bei 90Plus.


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