WM 2022 | Vorschau Gruppe B: England, Iran, USA und Wales

16. November 2022 | WM-Spotlight | BY Chris McCarthy

In der Gruppe B der Weltmeisterschaft 2022 finden sich gleich vier Nationen aus den Top-25 der FIFA-Weltrangliste: England, Iran, USA und Wales. Bei der WM 2022 zählen die Three Lions bekanntlich zu den Favoriten. Doch bereits in der Gruppe gibt es Stolperfallen. 

WM 2022: Der Spielplan der Gruppe B

England vs. Katar (21. November, 14 Uhr)
USA vs. Wales (21. November, 20 Uhr)

Wales vs. Iran (25. November, 11 Uhr)
England vs. USA (25. November, 20 Uhr)

Iran vs. USA (29. November, 20 Uhr)
Wales vs. England (29. November, 20 Uhr)



England: Football’s coming home?

Ja wann kommt der Fußball denn nun endlich „nach Hause“, auf die Insel? Bei der WM 2018 erreichte England etwas überraschend das Halbfinale. Letztes Jahr bei der Europameisterschaft war das Ende der Trophäen-Dürre seit der WM 1966 noch näher. Doch die Three Lions scheiterten trotz früher Führung nach Elfmeterschießen im Finale an Italien.

Auch bei der WM 2022 gehören die Engländer zum engsten Kreis der Titelfavoriten. Der Kader strotzt nur vor jungem Talent – Jude Bellingham (19), Bukayo Saka (21) oder Phil Foden (22)– und erfahrenen Routiniers – Harry Kane (29), Kieran Trippier (32) oder Jordan Henderson (32). Die Erwartungen auf der Insel sind folglich hoch.

Ob sie erfüllt werden, liegt auch am Trainer. Gareth Southgate (52) hatte England seit seinem Amtsantritt 2016 zwar stabilisiert und weiterentwickelt, geriet nach dem verlorenen EM-Finale 2021 allerdings immer stärker in die Kritik. “Ich weiß, dass ich anhand der Weltmeisterschaft bewertet werde“, sagte er vor dem Turnier. „Ich bin nicht so arrogant, zu denken, dass mein Vertrag mich beschützen wird.“

WM 2022: Warum und wie wir berichten 

Southgate steht England im Weg

Grund für die Kritik an Southgate ist primär die nahezu langweilige Spielweise, die Southgate trotz eines Überangebots an herausragenden Offensivspielern präferiert. Der 52-jährige Ex-Verteidiger will das Spiel kontrollieren anstatt berauschende Fußballfeste zu feiern. Das bedeutet viele lange Ballbesitzphasen, die nicht das Ziel haben, zum Abschluss zu kommen, sondern das Spielgerät vom Gegner fern zu halten.

Dank Quarterback Declan Rice (23) in der Schaltzentrale, dem technisch exzellenten Bellingham an seiner Seite sowie ballsicheren Schienenspielern in Luke Shaw (27) und Trippier klappt das in der Regel auch sehr gut. Darüber hinaus braucht die Offensive, die mit Raheem Sterling (27) und Saka wohl deutlich höheres Torpotential hatte, wenig Chancen, was vor allem Tormaschine Kane zu verdanken ist.

Dieser Ansatz führte dazu, dass bei der EM 2020 jeder Gegner bis ins Finale zermürbt wurde – das erste Gegentor gab es erst im Halbfinale. Aber dieser Ansatz führte eben auch zur Endspielpleite. Die Three Lions gingen gegen Italien bereits nach zwei Minuten in Führung und taten anschließend das, was sie unter Southgate immer machen: Krallen einziehen und in den Verwaltungsmodus schalten. Ein riskantes Unterfangen. Zum einen, weil die Offensive nur schwer aus diesem Trott erwacht – England hatte nach dem 1:0 keinen weiteren Torschuss zu verzeichnen. Zum anderen weil man sich somit auf den wohl schwächsten Mannschaftsteil verlässt. Und irgendwann wird dieser ein Tor zulassen, so wie das 1:1 von Leonardo Bonucci, welches das Elfmeterschießen einleitete und das Homecoming des Fußballs auf den letzten Metern platzen ließ.

Besserung im Defensivbereich ist eineinhalb Jahre später nicht zu erwarten. Southgate hatte die Chance auf frische Impulse. Beispielsweise mit Fikayo Tomori (24), aktuell wohl der formstärkste Verteidiger des Landes, entschied sich aber dann doch wieder auf Altbewährtes. Harry Maguire (29), seit Jahren für seine Aussetzer im Mittelpunkt, wird wohl wieder in der Innenverteidigung beginnen.

Southgates Scheu vor Risiken, sowohl bei der Kadernominierung als auch auf dem Platz, sie bleibt Englands größtes Manko.

Player to watch: Harry Kane

Es ist langweilig, aber natürlich wird das Abschneiden der Engländer vor allem von Harry Kane abhängig sein. Wie bei Antonio Contes Tottenham sorgt der 29-jährige Stürmer dank seiner regelrechten Übereffizienz vor dem Tor quasi im Alleingang dafür, dass dieser pragmatischer Spielstil so erfolgreich sein kann. Kein Spieler erzielte in der EM-Quali mehr Tore als Kane (12) – er ist den Druck also gewohnt.

Allerdings wäre es nicht weitsichtig genug, Kanes Einfluss nur anhand seiner Tore zu messen. Der Mittelstürmer hat in den letzten Jahren sein Spiel unglaublich weiterentwickelt. Er ist Vollstrecker und Spielmacher zugleich, lässt sich immer wieder in das offensive Mittelfeld fallen und kann mit präzisen Diagonalbällen das Spiel verlagern oder mit geistreichen Steilpässen gefährliche Situationen einleiten. Er ist der Fixpunkt des englischen Spiels und der Hoffnungsträger der Nation.

Für weitere Motivation – sofern es sie benötigt – werden Kanes Aussichten auf persönliche Rekorde sorgen. Der Torschützenkönig der WM 2018 (6) benötigt nur noch einen Treffer, um Gary Linekers (61) englische Rekordausbeute bei Turnieren zu übertrumpfen (10) und drei, um Englands alleiniger Top-Torjäger zu werden (Wayne Rooney 53).

WM 2022: Alle Kader der Gruppe B

 

Iran: Wenn der Sport in den Hintergrund rückt

Unter normalen Umständen würde man an dieser Stelle rein über den fußballerischen Werdegang der Iraner sprechen. Darüber, dass kein Team aus der Asiatischen Fußball-Konföderation bei der WM 2022 höher gerankt ist (20) und der Iran bereits an der dritten Weltmeisterschaft in Folge teilnimmt. Allerdings ist die WM in Katar kein normales Turnier. Und auch die Umstände, unter denen die islamische Republik am Persischen Golf antritt, lässt den Fußball zur Nebensache werden. Denn die Fußballer, die antreten, haben für viele in ihrem Land eine weitaus größere Aufgabe, als in der Gruppe B gut abzuschneiden.

In Mitten der systemkritischen Protesten und der gewaltsamen Unterdrückung, die zu über 300 Todesfällen und 15.000 Verhaftungen geführt haben, sind die Athletinnen und Athleten des Iran nicht mehr rein sportliche sondern gesellschaftliche Hoffnungsträger. Viele solidarisieren sich mit den Protesten in ihrem Land. Ihre Mittel – etwa das Nicht-Mitsingen der Nationalhymne, Botschaften beim Jubeln, und all das vor einem Millionenpublikum – machen das iranische Regime nervös. Auch damit müssen Trainer Carlos Queiroz (69), der erst im September Dragan Skocic (54) beerbte, und seine Mannschaft bei der WM umgehen.

Irans Nationaltrainer Carlos Queiroz bei einer Videobotschaft vor der WM 2022

(Photo by ATTA KENARE/AFP via Getty Images)

Iran: Die Defensive als Basis

Queiroz, der den Iran bereits zwischen 2011 und 2019 trainierte, hatte seit seiner Rückkehr noch kaum Gelegenheit, seinen Stempel aufzudrücken. Musste er auch nicht, denn die Tinte ist noch frisch. Seine Spielphilosophie ist bei Team Melli fest verankert.

Die Defensivarbeit ist die Basis. Bereits vor der Rückkehr der ehemaligen rechten Hand von Sir Alex Ferguson kassierte der Iran bei der WM-Qualifikation nur vier Tore in zehn Spielen. Und auch in den drei Freundschaftsspielen unter seiner Leitung – 1:0 gegen Nicaragua und Uruguay, 1:1 gegen Senegal – standen Organisation und Abwehrarbeit im Vordergrund. Während die Iraner aufgrund ihrer Kompaktheit nur schwer zu bezwingen sind, ist die Offensive allerdings recht eindimensional.

Das Angriffsspiel funktioniert meist nur nach schnellem, direkten Umschaltspiel. Das kann im gegnerischen Drittel aber auch im eigenen Strafraum beginnen. Torhüter Alireza Beiranvand (30), der bei der WM 2016 den Weltrekord für den weitesten Abwurf aufstellte, ist hierbei kein unwesentlicher Faktor. Aus eigenen Ballbesitzphasen macht sich der Iran jedenfalls nur wenig. Dabei sind die beiden besten Spieler der Mannschaft im Angriff angesiedelt. Sardar Azmoun (27) von Bayer Leverkusen, mit 41 Toren in 65 Länderspielen schon jetzt hinter Ali Daei (74 Tore) der zweiterfolgreichste Torschütze in der Verbandsgeschichte, und Mehdi Terami (30) vom FC Porto (27 Tore in 60 Spielen).

Bleibt Queiroz bei seinem bevorzugten 4-1-4-1/4-5-1-System, wovon auszugehen ist, könnte der 69-Jährige versuchen, den flexibleren Taremi auf den Flügel zu stellen und den kopfballstarken Azmoun auf der Neun zu lassen. Gleichwohl ist zu betonen, dass der 27-Jährige zuletzt an einem Muskelfaserriss laborierte und bei den letzten zehn Pflichtspielen der Werkself nicht mitwirken konnte.

Der Iran ist dazu gebaut, Gegner zu frustrieren. Bei den letzten beiden Weltmeisterschaften mussten das Argentinien (2014, 0:1) sowie Spanien (0:1) und Portugal (1:1) am eigenen Leib erfahren. Gleichzeitig erzielten die Iraner bei diesen beiden Turnier insgesamt nur drei Tore. Es wird es einen offensiven Plan B benötigen, insbesondere bei Rückstand, um erstmals überhaupt die Gruppenphase einer WM zu überstehen.

Player to watch: Mehdi Taremi

In einer Mannschaft, die zu wenig Tore erzielt, ist ein treffsicherer, formstarker und Champions-League-erprobter Angreifer natürlich besonders gefragt. Dabei ist Mehdi Taremi ein Spätzünder. Nach Stationen im Iran und Katar, wagte der mittlerweile 30-Jährige erst im Sommer 2019 den Schritt nach Europa. Nach einer Saison beim portugiesischen Klub Rio Ave FC – samt 21 Pflichtspieltoren – folgte schließlich mit 28 Jahren der Wechsel zu seinem ersten Top-Klub – dem FC Porto.

Hier machte der variabel einsetzbare Stürmer den nächsten Schritt. Sowohl in der heimischen Liga als auch auf dem europäischen Parkett ist Taremi der Fixpunkt der Offensive. Seine Bilanz für den amtierenden Doublesieger: 115 Pflichtspiele, 62 Tore (acht davon in 17 Champions-League-Spielen) und 43 Vorlagen. Auch in dieser Saison führt Taremi mit elf Toren – davon ganze fünf in der Königsklasse – die interne Torjägerliste der Portugiesen an. Ein Hoffnungsschimmer für die iranische Offensive.

Mehdi Taremi vom FC Porto ist bei der WM 2022 einer der Hoffnungsträger der Iraner.

(Photo by MIGUEL RIOPA/AFP via Getty Images)

WM 2022: Alle Tabellen und Gruppen 

USA: Voller Fokus auf 2026

Nach dem enttäuschenden Verpassen der Weltmeisterschaft 2018 musste in den USA ein Umbruch her. Sowohl im Kader als auch auf der Trainerbank. Gregg Berhalter (49) wurde aufgrund seiner geringen Erfahrung auf dem hohen Niveau (Hammarby und Columbus Crew) nicht von allen mit offenen Armen empfangen. Nichtsdestotrotz hat der 49-jährige Ex-Verteidiger nach 56 Länderspielen erst zehn Niederlagen vorzuweisen.

Die Bilanz liest sich noch besser, wenn man in Betracht zieht, dass Verband und Trainer einen radikalen Schnitt machten und auf eine neue Generation setzen. Keine Nation hat sich mit einem geringeren Altersschnitt für die Endrunde in Katar qualifiziert (24.2 Jahre). Denn der Fokus der Amerikaner ist klar: eine schlagkräftige Truppe für die Heim-WM in vier Jahren zu entwickeln.

Bei der WM 2022 gilt es nun, die Mannschaft weiter zu formen, Erfahrung sammeln zu lassen und bestenfalls mit einer Qualifikation für das Achtelfinale eine Bestätigung einzuholen, dass sich die USA auf dem richtigen Weg befinden.

US-Nationaltrainer Gregg Berhalter bei der Bekanntgabe des Kaders für die WM 2022

(Photo by Mike Stobe/Getty Images)

USA: Mittelfeld als Prunkstück – Angriff als Sorgenkind

Definitiv auf dem richtigen Weg scheinen die US-Amerikaner im mittleren Drittel des Platzes zu sein. Der Star der Mannschaft, Christian Pulisic (24), aber auch Brenden Aaronson (22) oder Dortmunds Giovanni Reyna (20), sie alle paaren hohes Potential mit internationaler Erfahrung. Die Schaltzentrale ist dabei das Prunkstück im bevorzugten 4-3-3-System. Mit dem Ex-Leipziger Tyler Adams (23), dem Ex-Schalker Weston McKennie (24) und dem aufstrebenden Yunus Musah (19) verfügt Berhalter hier über einen perfekten Mix aus Lauf- und Defensivstärke, Dynamik, Physis sowie Finesse im Ballbesitz. Die Basis für die pressing- aber auch ballbesitzorientierte Spielphilosophie, die der Trainer implementieren will.

In den anderen beiden Dritteln sind die USA allerdings nicht so gut besetzt. Die Abwehr ist mit Ausnahme der offensiven Außenverteidiger Sergino Dest (22, AC Milan) und Antonee Robinson (25, Fulham) eine Schwachstelle. Das größte Manko ist jedoch das Fehlen eines treffsicheren Stürmers, was zu oft dazu führt, dass spielerischen Ansätze im Sande verlaufen. Von den 21 Toren, die die USA in der CONCACAF-Qualifikation erzielten, waren nur vier Stürmertore – drei davon erzielte der Augsburger Ricardo Pepi (aktuell an den FC Groningen verliehen) und der 19-Jährige schaffte es nicht mal in den Kader. Jesus Ferreira dürfte die erste Option im Sturm sein, doch der 21-Jährige ist eher ein Gestalter als ein Vollstrecker.

Zu Berhalters Sorgen reihen sich einige Verletzungsprobleme, die ein Einspielen einer ersten Elf verhinderten, und eine vielleicht nicht so unverbundene Formdelle. Die Testspiele vor dem Turnier, ein 0:2 gegen Japan und ein 0:0 gegen Saudi Arabien, ließen Zweifel daran aufkommen, wie gut die USA wirklich sind ob der Meilenstein „WM-Achtelfinale“ für dieses junge Team womöglich nicht zu früh kommt.

Player to watch: Yunus Musah

Als Kapitän und derzeit namhaftester US-Export ruhen die Hoffnung der Amerikaner natürlich auf Christian Pulisic. Allerdings bleibt es abzuwarten, ob der 24-Jährige nach einem wechselhaften Kalenderjahr 2022 und in einer strauchelnden Offensive wirklich so große Impulse setzen können wird.

Womöglich lohnt der Blick in das zentrale Mittelfeld der USA. Hier entwickelt sich Yunus Musah zu einem äußerst spannenden Spieler. Nach ersten Schritten in Italien, schloss sich der 19-Jährige 2012 der Jugendakademie des FC Arsenal an, ehe er sich 2019 dem Nachwuchs des FC Valencia anschloss. Hier gelang Musah mit 17 Jahren 2020 der Durchbruch. Kurze Zeit später folgte für den gebürtigen Amerikaner, der auch für Ghana, Italien und England spielberichtigt gewesen wäre, das Debüt für die USA.

Musah ist ein technisch versierter, sehr mobiler Spielgestalter, der sich durch viel Energie und einer beachtlichen Pressingresistenz auszeichnet. Paart er seinen natürlichen Offensivdrang noch mit Toren, könnte sein Name bald in aller Munde sein.

Der Amerikaner Yunus Musah, hier im Trikot des FC Valencia, ist einer der interessantesten Talente bei der WM 2022

(Photo by Aitor Alcalde/Getty Images)

Wales: Plötzlich Turnierstammgast

58 Jahre lang konnten es sich die Waliser pünktlich zu den Europa- und Weltmeisterschaften auf der Couch gemütlich machen und zusehen, wie sich andere auf der größten Bühne präsentieren durften. Eine größere Rolle spielten sie nicht. Bis sich die Drachen 2016 erstmals überhaupt für die Europameisterschaft qualifizierten. Mittlerweile gehört Wales genau so zu den internationalen Turnieren wie das Panini-Album. Auf die EM 2016 und EM 2020 folgt nun – nach dramatischer Qualifikation über die Playoffs – die erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft sei 1958.

Vater des jüngsten Erfolgs ist Rob Page (48), der nach der Verhaftung von Ryan Giggs (48) 2020 den Nationaltrainerposten ursprünglich als Interimslösung übernahm und nach einer respektablen EM 2020 nun Historisches schaffte. Doch trotz der fantastischen Trainerleistung und eines fünffachen Champions-League-Gewinners als Kapitän (Gareth Bale, 33), wird auch in Katar die Mannschaft der Star sein.

Es mag wie ein Klischee klingen, doch der eigene Wappenspruch – Gorau Chwarae Cyd Chwarae (Am besten spielen – zusammenspielen) – er wird bei jedem Spiel 90 Minuten lang in die Tat umgesetzt.

Wales ist unter Nationaltrainer Rob Page (rechts) ein Stammgast bei internationalen Turnieren.

(Photo by Michael Steele/Getty Images)

Wales: Am besten spielen – zusammenspielen

Die größte Stärke der Waliser ist Homogenität und Kontinuität. Genau das ist auch der Grund, wieso Page nahezu den identischen Kader zur EM 2020 nominiert hat. Dazu gehören auch Chris Gunter (33, AFC Wimbledon, 109 Länderspiele) und Jonny Williams (29, Swindon Town – „Sunderland ‚till I die“-Fans werden ihn kennen), die bereits bei der EM 2016 tragende Rollen spielten, aber mittlerweile in der vierten Liga spielen!

Sie beide aber verkörpern nicht nur die Philosophie der Waliser, sie kennen auch die Spielweise aus dem Effeff. Und diese richtet sich vor allem nach dem Motto: reagieren statt agieren. Wales verzichten bewusst auf eigene Spielanteile und fokussiert sich vor allem auf eine tiefe Grundausrichtung und Kontersituationen. Nach Ballgewinn wird Aaron Ramsey (31) im zentralen Mittelfeld gesucht. Der passsichere 31-Jährige (derzeit von Juventus an OGC Nizza verliehen) hat dann gleich mehrere Optionen auf den Außen: die dynamischen Schienenspieler Connor Roberts (27) und Neco Williams (21) sowie die inversen, offensiven Flügel Gareth Bale und Daniel James (25) oder Brennen Johnson (21). Darüber hinaus verfügt Page mit dem großgewachsenen Kieffer Moore (30, 1,95 Meter) über eine Geheimwaffe in der Spitze. Der 30-jährige ist seit der Ankunft des 48-jährigen Trainers nicht nur ein nützlicher Wandspieler, sondern nach Bale (sieben Tore) auch der gefährlichste Schütze (sechs Tore).

Wales wird in Katar spielerisch keine Bäume herausreißen und ist für eine Mannschaft, die sich gerne hinten rein stellt, überraschend porös in der Defensive. Nichtsdestotrotz werden die Drachen dank ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit für jeden Gegner ein Dorn im Auge sein. Wales hat 2022 kein einziges Mal mit mehr als einem Tor Unterschied verloren. Insbesondere die Nachbarn aus England dürfen sich auf einen heißen Tanz vorbereiten.

Player to watch: Gareth Bale

Natürlich Gareth Bale. Während der 33-Jährige seine Karriere in Los Angeles ausklingen lässt, ist er noch immer das Gesicht des walisischen Fußballs.

Auf Vereinsebene mag der Linksfuß in den letzten Jahren deutlich an Magie verloren haben. Doch getreu dem Motto „Wales. Golf. Madrid. In that order“, avanciert Bale stets zum Unterschiedsspieler, wenn er das Trikot der walisischen Nationalmannschaft überstreift. Das war nicht nur bei den letzten Europameisterschaften sondern auch bei der Qualifikation zur WM 2022 der Fall, als er trotz limitierter Einsatzzeiten die meisten Tore (fünf) und Vorlagen (vier) seiner Mannschaft beisteuerte.

Für die Waliser werden Bales Erfahrung, Präsenz, Führungsqualitäten und Tore auch in Katar von elementarer Bedeutung sein. Genau so wie das Gespür für die entscheidenden Momente, das er auch mit 33 Jahre nicht verloren hat. Erst vor elf Tagen rettet er LA FC mit seinem 3:3 in der achten Minute der Nachspielzeit der Verlängerung in das Elfmeterschießen des MLS-Cup-Finales, das sein Team dann auch gewann.

Gareth Bale, Hoffnungsträger der Waliser bei der WM 2022, jubelt.

(Photo by Dan Mullan/Getty Images)

WM 2022: Prognose zur Gruppe B

England ist natürlich der klare Favorit der Gruppe B, verfügt über die größte individuelle Klasse und hat nun auch fortgeschrittene Turniererfahrung. Während Platz eins sicher sein sollte, haben die Three Lions aufgrund der jüngsten Form und Zweifel an Trainer Gareth Southgate durchaus „Flop-Potential“. Dahinter wird viel vom direkten Duell zwischen den USA und Wales am ersten Spieltag abhängen. Das Team von Gregg Berhalter ist sehr jung, sowohl ein Erfolg als auch eine Niederlage im ersten Spiel könnten einen großen Einfluss auf das Selbstbewusstsein haben. Wir gehen eher von Letzterem aus und prognostizieren, dass sich die Erfahrung der Waliser durchsetzen wird. Beim Iran sind die Unruhen im eigenen Land ein nicht zu unterschätzender Faktor, der lähmen sowie beflügeln könnte. Allerdings scheinen die Fragezeichen hinsichtlich Qualität und Spielweise zu groß zu sein.

(Photo by Marco Luzzani/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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