Champions League: Prestigeträchtige Gruppe B mit Liverpool, Atlético, Milan und Porto

8. September 2021 | Vorschau | BY Sarom Siebenhaar

Vorschau | Die Verlosung der UEFA Champions League hat mal wieder eine ganz besondere Gruppe parat. Gruppe B bestehend aus dem FC Liverpool, Atlético Madrid, AC Milan und dem FC Porto ist allein von den Namen her schon überaus klangvoll.

  • Liverpool: Endlich wieder in ein CL-Halbfinale
  • Atlético: Der ewige Geheimfavorit
  • Milan nach acht Jahren wieder in der Königsklasse

Champions League | Gruppe B: Der Spielplan

Atlético Madrid vs. FC Porto (15.09., 21.00 Uhr)
FC Liverpool vs. AC Milan (15.09., 21.00 Uhr)

AC Milan vs. Atlético Madrid (28.09., 21.00 Uhr)
FC Porto vs. FC Liverpool (28.09., 21.00 Uhr)

Atlético Madrid vs. FC Liverpool (19.10., 21.00 Uhr)
FC Porto vs. AC Milan (19.10., 21.00 Uhr)

AC Milan vs. FC Porto (03.11., 1.45 Uhr)
FC Liverpool vs. Atlético Madrid (03.11., 22.00 Uhr)

FC Liverpool vs. FC Porto (24.11., 22.00 Uhr)
Atlético Madrid vs. AC Milan (24.11., 22.00 Uhr)

AC Milan vs. FC Liverpool (07.12., 22.00 Uhr)
FC Porto vs. Atlético Madrid (07.12., 22.00 Uhr)

FC Liverpool: Historische Rechnungen in Champions League offen

Die Reaktionen der gemeinen Fußball-Welt waren nach der Champions-League-Auslosung zahlreich. Vor allem zu Gruppe B gab es einige Meinungen. Unter anderem erwartet uns dort das altehrwürdige und seit Mitte der 2000er geschichtsträchtige Aufeinandertreffen zwischen dem FC Liverpool und AC Milan. Neben Milan warten auch der spanische Meister Atlético Madrid sowie das portugiesische Schwergewicht FC Porto auf die Reds. Gruppe B ist die wohl qualitativ stärkste aber gleichzeitig ausgewogenste Gruppe der Königsklasse.

 

„Wir haben, ich weiß nicht wie oft, schon gegen Porto gespielt“, sagte Jürgen Klopp nach der Auslosung. „Mit Atlético und der AC Milan haben wir natürlich noch eine Rechnung offen, eine historische Rechnung natürlich“, erklärte er. Gegen die Rojiblancos schieden Klopp und Co. 2019/2020 als amtierende Champions-League-Sieger bereits im Achtelfinale aus. Mit Milan verbindet Liverpool vor allem das Finale aus der Saison 2004/2005. Nach einem 0:3-Rückstand führte Kapitän und Vereinslegende Steven Gerrard (41) seine Mannschaft damals zum Triumph (3:3, 3:2 i.E.).

Guter Saisonstart, wenig Transferaktivität

Der Saisonstart der Reds war gut. Bislang ist die Mannschaft von Klopp noch ungeschlagen. In der Liga gab es nach zwei Auftaktsiegen gegen Aufsteiger Norwich City (3:0) und den FC Burnley (2:0) ein mitreißendes Unentschieden gegen den FC Chelsea (1:1). Und das, obwohl viele Fans vor der Saison skeptisch waren. Denn Liverpool hat in diesem Sommer lediglich einen Neuzugang verpflichtet. Ibrahima Konaté (22) kam von RB Leipzig. Statt das Geld in teure Neuzugänge zu investieren, wurde es in Vertragsverlängerungen mit einigen Schlüsselspielern gesteckt. So konnte Liverpool Schlüsselfiguren wie Virgil van Dijk (30), Andrew Robertson (27) und Kapitän Jordan Henderson (31) mit langfristigen Arbeitspapieren ausstatten.

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Darüber hinaus ist Klopp überzeugt von der Qualität und Tiefe seines Kaders. Zuletzt setzte er auch vermehrt auf Eigengewächs Harvey Elliott (18), der seine Sache bislang sehr gut gemacht hat. Die einzige Baustelle war die Abwehrzentrale. Das machte sich in der letzten Saison bemerkbar, als van Dijk, Joel Matip (30) und Joe Gomez (24) allesamt mehrere Monate ausfielen und es keinen adäquaten Ersatz in der zweiten Reihe gab.

Atlético Madrid: Der ewige Geheimfavorit ohne Titel

Der amtierende spanische Meister zählt, wie eigentlich jedes Jahr, zum Favoritenkreis. Allerdings nicht zum engeren. Dafür fehlte in den letzten Jahren das letzte gewisse Etwas. Nichtsdestotrotz ist immer mit der Mannschaft von Trainer Diego Simeone (51) zu rechnen. Darüber hinaus hat sich Atlético Madrid mittlerweile als europäischer Top-Klub etabliert, ist seit 2013 ein Dauergast in der Königsklasse. Nur einmal war bereits in der Gruppenphase Schluss, das liegt nun allerdings auch schon vier Jahre zurück.

Der Zeitraum zwischen 2013 und 2017 war der wohl erfolgreichste auf internationaler Ebene. Zweimal erreichte Atleti das Finale, einmal das Halbfinale sowie das Viertelfinale. Das Manko: Am Ende sprang nichts Zählbares raus, zudem war in jeder dieser Partien ausgerechnet Erzrivale Real Madrid für das Leid der Atleti-Fans verantwortlich. Das große Plus über all die Jahre war stets der Kern der Mannschaft, der sich in diesem ganzen Zeitraum kaum verändert hat.

Koke (Atlético) gibt Anweisungen

Photo: Ruben Albarran /PRESSINPHOTO / Imago

Insgesamt sechs Spieler sind fünf Jahre oder länger im Verein. Eigengewächs Koke (29) ist der Dienstälteste im Kader von Atlético, erhielt 2011 seinen ersten Profivertrag und ist seinem Verein seitdem treu geblieben. Zu Beginn der CL-Saison dürfte es allerdings schwer werden, da mit Luis Súarez (34, Knieprobleme) und João Félix (21, Knöchelbruch) zwei essentielle Stammspieler ausfallen werden.

Griezmann als Heilsbringer?

Kompensieren sollen das Neuzugang Matheus Cunha (22) und Rückkehrer Antoine Griezmann (30). Griezmann brillierte in der Rolle des zentralen Stürmers bereits während seiner ersten Zeit bei den Rojiblancos. Insgesamt 120-mal bot Simeone seinen Schützling als Mittelstürmer auf, der sich mit starken 92 Torbeteiligungen (69 Treffer, 23 Assists) bedankte. Um eine Rückkehr überhaupt zu ermöglichen soll der Franzose sogar enorme Gehaltsbußen in Kauf genommen haben. Rund 40 Prozent weniger Gehalt soll Griezmann angeblich kassieren.

Außerdem verstärkte sich Atlético auch im zentralen Mittelfeld, verpflichtete den spielerisch starken Rodrigo de Paul (27) von Udinese Calcio. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Bereits in der letzten Saison zeichnete Konstanz die Mannschaft aus, außerdem profitierte man von Patzern der Konkurrenz. Nach drei Spieltagen in der LaLiga ist Simeones Truppe immer noch ungeschlagen, steht gemeinsam mit sieben Punkten mit drei anderen Teams an der Spitze der Liga.

AC Milan: Glanz vergangener Tage wieder aufpolieren

Kaum zu glauben, aber es stimmt: Acht Jahre lang mussten Fußballfans darauf warten, dass die AC Milan mal wieder an einer Endrunde der UEFA Champions League teilnimmt. Das letzte CL-Duell absolvierten die Rossoneri im März 2014. Damals setzte es im Achtelfinal-Rückspiel eine 1:4-Niederlage gegen Atlético Madrid. In dieser Saison standen noch Spieler wie Kaká (39), Robinho (37) oder Mario Balotelli (31) für Milan auf dem Platz. Gefühlt eine andere Zeitrechnung. Nun, acht Jahre später, wird die altehrwürdige Champions-League-Hymne also wieder im San Siro ertönen.

Robinho Mario Balotelli Kaká (alle Milan) jubeln gemeinsam in Champions League Duell

Photo by Imago

Die glorreichen Zeiten bei Milan sind längst nur noch Geschichten einer anderen Epoche. Die letzte italienische Meisterschaft datiert aus dem Jahr 2010/2011, was zugleich auch der letzte nennenswerte Titelgewinn war. Nach Jahren des Mittelmaßes hat sich nun wieder etwas entwickelt in der italienischen Modehauptstadt. Durch kluge Transfers und eine grundlegend andere Philosophie arbeitete man sich wieder nach oben. In der letzten Saison platzte dann der Knoten, am Ende sprang Platz zwei raus. Lediglich Stadtrivale Inter, der ebenfalls nach Jahren der Ernüchterung wieder erfolgreich ist, war besser.

Der Start in die neue Saison war vielversprechend: Zwei Spiele, zwei Siege, 5:1 Tore. Und das, obwohl einige Leistungsträger den Verein verlassen haben. Und das sogar ablösefrei. Eigengewächs Gianluigi Donnarumma (22), der den neu eingeschlagenen Weg maßgeblich verkörperte, zog es zu Paris Saint-Germain. Normalerweise hätte ein Transfer des hochveranlagten Keepers auf dem normalen Markt wohl eine sehr hohe zweistellige Millionensumme einbringen können (Marktwert 60 Mio. Euro). Hakan Calhanoglu (27) war seit seiner Ankunft im San Siro ebenfalls eine Säule der Mannschaft und verließ die Rossoneri auch ablösefrei. Pikant: Der Türke entschied sich für einen Wechsel zu Erzrivale Inter.

Neue junge Achse: Tonali und Co. verkörpern das „neue“ Milan

Die Abgänge kompensierte Milan allerdings durchaus adäquat. Zwischen den Pfosten steht nun Mike Maignan (26), der vergangene Saison mit dem OSC Lille französischer Meister wurde. Für die Innenverteidigung wurde Fikayo Tomori (23), der zuvor nur ausgeliehen war, fest verpflichtet. Im Mittelfeld legte man ebenfalls nach. Yacine Adli (21) kam von Girondins Bordeaux, Leihspieler Sandro Tonali (21) wurde ebenfalls dauerhaft gebunden. Brahim Díaz (22), der letzte Saison schon von Real Madrid ausgeliehen war, spielt nun leihweise bis 2023 für die Mailänder, die auch eine Kaufoption für den Spanier besitzen. Auf der Sechs soll Tiemoué Bakayoko (27) für Stabilität sorgen. Der Franzose gehört eigentlich dem FC Chelsea, Milan hat aber eine Kaufpflicht für den Mittelfeldspieler.

Sandro Tonali, Hernández (Milan) bejubeln Treffer

Photo: Andrea Staccioli / Insidefoto / Imago

Die neue Generation wird vor allem durch junge Spieler verkörpert. Tonali, Díaz, Adli und Co. sollen das Grundgerüst bilden, auf dem in Zukunft aufgebaut werden kann. Durch die lange internationale Durstrecke wurde Milan in der Auslosung der Gruppenphase nur Topf vier zugeteilt und hat dementsprechend eine starke Gruppe erwischt. Nichtsdestotrotz ist der Klub qualitativ kein normales Topf-Vier-Team. Zum Vergleich: Dort finden sich Teams wie Dynamo Kiew, Club Brügge oder Neuling Sheriff Tiraspol. Trainer Stefano Pioli (55) ist ein Coach mit klarem Plan und hat in den letzten Jahren etwas aufgebaut. An guten Tagen kann diese Mannschaft auch Liverpool und Atlético gefährlich werden.

FC Porto kann die „Großen“ der Champions League ärgern

Der portugiesische Spitzenklub wird aller Voraussicht nach mit Milan um Platz drei und damit den „Abstieg“ in die Europa League konkurrieren. Beide Teams befinden sich qualitativ auf Augenhöhe. Trainer Sérgio Conceição (46) ist die Konstante beim FC Porto, sitzt seit nunmehr vier Jahren auf der Trainerbank und leistet sehr gute Arbeit. Auf nationaler Ebene holten die Drachen in den letzten vier Jahren zweimal die Meisterschaft, zweimal beendete man die Saison auf Platz zwei. Diese Bilanz kann sich sehen lassen. Und auch international sorgt Conceição mit seiner Mannschaft für Furore.

In der letzten Spielzeit trotzte man in der Gruppenphase dem späteren Finalisten Manchester City und qualifizierte sich souverän für das Achtelfinale. Dort setzte sich Porto gegen Juventus durch (2:1-Sieg; 3:2-Niederlage, n.V.). Das Viertelfinale hielt man gegen den späteren Titelgewinner FC Chelsea ebenfalls lange offen, musste sich aber am Ende knapp geschlagen geben (0:2-Niederlage, 0:1-Sieg). Schlüsselspieler der vergangenen Saison waren drei Spieler, die unter Conceição nochmal einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht haben. Die Rede ist von Mehdi Taremi (29), Luis Díaz (24) und Otávio (26).

Mehdi Taremi (FC Porto) bejubelt Tor in Champions League gegen Juve

Photo: Nuno Guimaraes / Imago

Vor allem Taremi scheint im späten Fußballeralter noch einmal einen Gang hochzuschalten. In der Liga erzielte der Iraner vergangene Saison in 34 Partien 16 Tore und bereitete 15 Treffer vor (31 Scorerpunkte). Für Aufsehen sorgte der Angreifer im Rückspiel gegen Chelsea, als er sehenswert per Fallrückzieher zum 0:1 traf. Wie bereits erwähnt agiert Porto mit Milan auf Augenhöhe, ist aber aufgrund der regelmäßigen internationalen Erfahrung sogar eher etwas stärker einzuschätzen als der italienische Traditionsklub. Zudem hat man letzte Saison gegen ManCity, Juve und Chelsea bewiesen, dass man an guten Tagen mit den europäischen Spitzenklubs mithalten kann.

Prognose

Gruppe B ist eine hochspannende Konstellation. Mit Liverpool und Atlético sind zwei absolute Spitzenteams dabei, Milan und Porto sind zudem an guten Tagen immer für eine Überraschung gut. Ein Patzer oder Unentschieden der vermeintlichen Favoriten würde reichen, und einer der beiden könnte am Ende nur den undankbaren dritten Platz belegen. Jedes der Teams ist auf dem Papier ein Kandidat für das Achtelfinale. Letztlich werden aber Liverpool und Atlético den Gruppensieg unter sich ausmachen, Milan und Porto kämpfen um Platz drei und damit die Europa League.

Photo: ActionPlus David Blunsden / Imago

Sarom Siebenhaar

Die Oranje-Connection entfachte seine Leidenschaft für den HSV. Durch zahlreiche Tiefen schmecken die vereinzelten Höhen umso süßer. Schätzt attraktiven Offensivfußball genauso wie kämpferische Höchstleistungen. Internationaler Top-Fußball findet sich nicht nur in den Big Five. Seit 2021 bei 90PLUS.


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