Premier League Vorschau Teil 4: Chelsea, Tottenham, Southampton, Crystal Palace
12. August 2021 | Premier League | BY Julius Eid
Am 13. August startet die Premier League mit dem Spiel zwischen Brentford und Arsenal in die neue Saison. Im vierten Teil unserer großen Saisonvorschau stellen wir den FC Chelsea, die Tottenham Hotspurs, den FC Southampton und Crystal Palace vor.
- Chelsea als Titelkandidat?
- Alles neu bei Tottenham
- Vieira übernimmt bei Crystal Palace
Hier geht es zu Teil 1: Arsenal, Everton, Leeds, Newcastle
Teil 2 findet ihr hier: Manchester United, Brentford, Leicester, Brighton
Hier findet ihr Teil 3:Liverpool, Aston Villa, Norwich City, Burnley
Chelsea (letzte Saison: 4. Premier League)
Chelsea schien schon im vergangenen Sommer für eine starke Saison gerüstet. Auf dem Transfermarkt schlugen die Blues gehörig zu, sicherten sich die Dienste von Kai Havertz (22), Timo Werner (25) oder Thiago Silva (36). Doch Klublegende Frank Lampard (43) schien an der Seitenline nicht die passende Idee für den qualitativ hochspannenden Kader zu haben, am Ende musste er seinen Herzensklub mitten in der Saison verlassen. Und dann tätigte man in London die wohl wichtigste Verpflichtung. Der gerade erst bei PSG entlassene Thomas Tuchel (47) wurde in die Hauptstadt gelockt und stabilisierte die Defensive an der Stamford Bridge im Handumdrehen. Mit einer unglaublichen Stabilität unter dem neuen Coach konnte man sich dann sogar den Champions League Titel gegen Meister Manchester City erringen.
Chelsea auf dem Transfermarkt – Baustelle Sturm geschlossen
Die ganz große Transferoffensive der Blues fand schon im letzten Sommer statt. Der gesamte Kader ist hervorragend aufgestellt. Wenn es noch eine Baustelle gab, dann im Sturm. Timo Werner befand sich zwar zuletzt unter Tuchel auf einem aufsteigenden Ast, seine Effizienz vor dem Tor lässt dennoch weiter zu wünschen übrig. Die Blues adressierten diese Schwachstelle letztendlich mit Romelu Lukaku (28), dessen Transfer mittlerweile fix ist. Circa 115 Millionen Euro soll der Belgier kosten.. Nach seinem letzten Jahr bei Inter ist die Hoffnung groß und berechtigt, dass der Belgier auch in England eine sehr torreiche Spielzeit hinlegen wird.
Auf der Abgangsseite traf es dann mit Olivier Giroud (34) auch direkt einen Angreifer. Den Routinier zieht es zur AC Milan. Auch Eigengewächs Tammy Abraham (23) ist weiterhin ein heißgehandelter Kandidat für einen Wechsel. Unter Tuchel konnte der Engländer sich bis jetzt nicht durchsetzen, durfte kaum noch auflaufen und seine Aussichten auf mehr Spielzeit dürften spätestens mit der Ankunft von Lukaku noch weiter sinken.
Zentrales Mittelfeld als Schlüssel
Das zentrale Mittelfeld von Chelsea sollte tatsächlich bei jedem Verein auf der Welt zumindest für einen angespannten Blick sorgen. Im Zentrum des Feldes sind die Blues so herausragend besetzt wie vielleicht kein anderer Klub im Profifußball. Welch Klasse N´Golo Kante (30) auf den Platz bringt ist schon länger bekannt. Der kleine Franzose hat ein herausragendes Gespür in der Bewegung gegen den Ball, luchst das Spielgerät regelmäßig den verzweifelnden Gegenspielern ab und erledigt an guten Tagen zumindest gefühlt die Arbeit von zwei Mittelfeldspielern. So hält Kanté auch seinen Nebenmännern in der Zentrale den Rücken frei.
Sein Nebenpart Jorginho (29) ist nun final in ähnliche Höhen aufgestiegen. Der amtierende Europameister neben dem amtierenden Weltmeister blickt auf eine starke und unglaublich erfolgreiche Spielzeit zurück. Der italienische Nationalspieler ist ein Meister im kontrollieren des Spieltempos, seine große Stärke ist das clevere Passspiel. Dem Italiener passieren kaum Fehler, mit einer beeindruckenden Ruhe gibt er den Ballverteiler. In der Kombination mit Kanté funktioniert das zentrale Mittelfeld herausragend.
Player to Watch: Kai Havertz
Havertz geht in seine zweite Saison bei den Blues und wird in dieser Spielzeit noch einmal deutlich mehr im Fokus stehen. Das deutsche Wunderkind tat sich zu Beginn etwas schwerer mit der Akklimatisierung, schien vom englischen Fußball überfordert. Doch mit Tuchel ging es auch für Havertz aufwärts. Nach und nach gab es für den Offensivmann mehr Einsatzzeit. Wie auch in der Bundesliga profitiert seine Mannschaft von der besonderen Mischung seines Skill-Sets. Der Deutsche bringt Zug zum Tor, Gefühl für den richtigen Raum und die kreativen Elemente eines Spielmachers zusammen.
Vorläufig fand die positive Entwicklung von Havertz seinen Höhepunkt im Champions-League-Finale. Der Angreifer rechtfertigte seine Aufstellung mit dem einzigen Treffer des Abends und schoss die Blues zum Gewinn des Henkelpotts. Nun sollte die erste Spielzeit als wirklicher Stammspieler auf dem Programm stehen und es wird mehr als spannend zu beobachten sein, in welche Höhen sich Havertz noch entwickeln kann.
Saisonprognose Premier League
Die Blues sind amtierender Champions-League-Sieger und haben sich in diesem Transferfenster sogar noch weiter verstärkt. Zudem geht es für Tuchel an der Seitenlinie das erste Mal mit richtiger Vorbereitung in eine Saison an der Stamford Bridge. Es ist gut vorstellbar, dass Chelsea nicht nur um die vorderen vier Plätze, sondern auch um den Titel mitspielt. Dass sie Manchester City einen Titel wegnehmen können, haben sie ja auch schon bewiesen.
Tottenham (letzte Saison: 7. Premier League)
Die erste, komplette Saison ohne Mauricio Pochettino (49) an der Seitenlinie war eine stürmische für die Spurs. Der Start unter Jose Mourinho (58) lief noch ganz gut an, doch die Probleme unter dem Portugiesen kamen bald zum Vorschein. In der guten Startphase konnte das enorm torhungrige Offensivduo aus Harry Kane (28) und Heung-min Son (29) noch Schwachstellen überdecken. Doch irgendwann gelang dies nicht mehr. Ungewöhnlich wacklig zeigte sich die Mourinho-Defensive, oft kassierte man noch späte Gegentore die auch Punkte kosteten. Mourinho musste gehen und am Ende wurde man nur Siebter.
Tottenham auf dem Transfermarkt – Umbau in der Defensive
Nach dem letzten Jahr haben sich die Spurs einiges vorgenommen. Vor allem die Defensive sollte durch den neuen Sportdirektor Fabio Paratici (49) nachhaltig umgestaltet werden. Der erste Schritt hierfür wurde mit dem Verkauf des langjährigen Abwehrchefs Toby Alderweireld (32) nach Katar getan. Ersetzt wird der Verteidiger durch Cristian Romero (23). Den 23-jährigen Innenverteidiger lies man sich rund 50 Millionen Euro kosten. Und auch ein weiterer Neuzugang aus Italien soll noch folgen. Denn das Interesse an Bolognas Takehiro Tomiyasu (22) ist seit Wochen verbrieft. Noch gibt es allerdings Differenzen bei der Ablösesumme beizulegen.
Der junge Japaner kann sowohl in der Innen- als auch in der rechten Außenverteidigung eingesetzt werden. Doch so langsam scheint sich dennoch spät im Transferfenster ein ganz großes Problem in einem anderen Mannschaftsteil anzukündigen. Denn Kane will wechseln und hat seinen Worten mittlerweile auch mit einem Trainingsstreik Nachdruck verliehen. Ein Abgang des Top-Torjägers wäre schon an sich schwer zu kompensieren. Sollte es allerdings erst spät im Sommer zu einem solchen kommen, wartet auf Paratici hier noch eine echte Mammut-Aufgabe.
Alles neu mit Nuno
Die Umbaumaßnahmen beschränken sich bei Tottenham nicht auf die Defensive. Auch auf der Trainerposition wagt man einen Neuanfang. Nach dem unglücklichen Mourinho-Experiment soll Nuno Espírito Santo (47) die Spurs zurück in die Top-6 führen. Die Suche des neuen Coaches wirkte dabei nicht immer glücklich, bis zur Ernennung des neuen Managers dauerte es dann auch länger als erwähnt. Espírito Santo hat sich seine Sporen bei den Wolves verdient, verließ den Klub nun auf eigenen Wunsch und mit weiterhin großer Wertschätzung im Gepäck.
Seine Aufgabe wird es nun sein, die Mannschaft um eine neue Verteidigung herum zu ordnen. Auch in der Offensive dürfte spannend zu beobachten sein, wie sein Pressing-Fußball zu einer Mannschaft passt die unter Mourinho noch deutlich passiver agierte als es der Fußballidee ihres neuen Trainers entspricht. Mit Son steht ihm einer der besten Flügelspieler der Liga zur Verfügung, sollte Kane allerdings gehen fehlt erst einmal der Mittelstürmer, auf den Santo auch schon bei den Wolves gerne setzte.
Player to Watch: Cristian Romero
Jahrelang war die Innenverteidigung der Spurs fest in belgischer Hand. Der Umbruch in der Abwehrreihe begann schon, als Jan Vertonghen (34) den Klub verließ und vollzieht sich nun mit dem Abgang von Alderweireld. Der neue Chef im Ring soll Cristian Romero werden. Der Argentinier kommt von Atalanta und lief für die Bergamasci in der letzten Saison 31 Mal in der Serie A auf. Der 23-Jährige konnte überzeugen, auch sein Preisschild macht klar, welche Erwartungen man bei Tottenham an Romero hat.
Der Innenverteidiger bringt dabei alle Voraussetzungen mit um auch auf der Insel Erfolg zu haben. Physisch robust und dennoch mit eine guten Grundgeschwindigkeit ausgestattet, repräsentiert Romero den neuen Innenverteidiger-Typus. Auch sein Spiel mit dem Ball ist gut, seine Spieleröffnung sollte dazu beitragen, dass sich die Spurs auch bei eigenem Ballbesitz wieder leichter tun. Die Doppel-Belgier-Zentrale der vergangenen Jahre hatte gerade bei diesem Aspekt noch Verbesserungsbedarf. Nicht nur der hohe Preis, auch der Zeitpunkt der Verpflichtung macht deutlich, dass man bei den Spurs fest plant, Romero als Herzstück einer neuen Ära einzusetzen. Nun wird der Spieler beweisen müssen, dass er diesen Erwartungen gerecht werden kann.
Saisonprognose Premier League
Es ist ohne Frage eine Saison des Umbruchs für Tottenham. Neuer Trainer, neue Abwehr, eventuell dann auch noch der Abgang des besten Vereinstorschützen. Nach dem siebten Platz im letzten Jahr wird die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb höchste Priorität genießen, alleine schon aufgrund der damit verbundenen Einnahmen für den Klub. Ein Selbstläufer wird das allerdings nicht, zu stark ist auch die direkte Konkurrenz um Klubs wie Everton mittlerweile aufgestellt. Sollte es am Ende für einen Platz unter den ersten Sechs in der Tabelle reichen, wäre Espírito Santos erste Saison als Erfolg zu bewerten.
Southampton (letzte Saison: 15. Premier League)
Zumindest tabellarisch will die vielbeschworene Entwicklung unter Ralph Hasenhüttl (54) bei den Saints nicht voranschreiten. Auch im letzten Fußballjahr musste man sich wieder in der unteren Tabellenhälfte einordnen. Platz 15 stand am Ende unter den Strich. 15 Punkte vor einem Abstiegsplatz musste man sich zwar keine großen Sorgen um einen Abstieg in die Championship machen, so richtig konnte man die Hoffnungen der Anhängerschaft allerdings auch nicht befriedigen. Weiterhin ist die Mannschaft einfach zu sehr Wundertüte.
Southampton auf dem Transfermarkt – Offensiver Aderlass
Richtig schmerzt der Abgang von Danny Ings (29). Der Torjäger hatte sich bei den Saints zu einem der Top-Stürmer der Liga entwickelt und wird in Zukunft nun für Aston Villa auf Torejagd gehen. Ersetzt hat man den besten Angreifer der letzten Jahre mit Adam Armstrong (24). Der Engländer kam von Zweitligist Blackburn Rovers, bei denen er in der vergangenen Saison 28 Tore erzielte, und kostete knapp 18 Millionen Euro. Ansonsten zeigten sich die Saints bisher sparsam. Linksverteidiger Romain Perraud (23) kam für 12 Millionen Euro von Brest, Valentino Livramento (18) für rund sechs Millionen vom Chelsea FC. Neben dem Youngster soll auch Theo Walcott (32) die rechte Mittelfeldseite verstärken. Er kommt ablösefrei vom Everton FC zurück zu seinem Jugendverein.
Neben Ings verabschiedet sich auch Takumi Minamino (26) aus der Offensivabteilung Southamptons. Den Japaner zieht es, zumindest erst einmal, zurück zum Liverpool FC. Schon in dieser Aufstellung wird also deutlich, dass die Saints zum jetzigen Stand einen deutlichen Qualitätsverlust im Angriffsdrittel hinnehmen müssen.
Das Problem mit der Konstanz
Das größte Problem der Mannschaft von Hasenhüttl blieb auch im letzten Jahr die Konstanz. Immer mal wieder scheint das Pressing-System des Trainers gut zu greifen und dann machen es die Saints tatsächlich jedem Gegner in der Liga sehr schwer. Doch die Spielidee des Österreichers bleibt risikobehaftet und die Qualität seiner Mannschaft scheint nicht immer auszureichen, um unvermeidliche Fehler dann noch rechtzeitig wieder auszubügeln. Von außen betrachtet zeigt sich der Manager etwas zu uneinsichtig, hält bewusst an seiner Spielidee fest und trägt damit dazu bei, dass die Leistungen des Teams so stark schwanken.
Denn Southampton ist zu gleichen Teilen Kandidat auf einen Überraschungssieg gegen eine Topmannschaft der Liga und potentieller Totalausfall. In der Vergangenheit gab es nach guten Auftritten dann auch mal die höchsten Niederlagen der gesamten Saison. In dieser Saison mit den Saints ist die Frage, ob Hasenhüttl eine Mannschaft langfristig weiterentwickeln kann dringender als je zuvor und der Coach ist gefragt diese zu beantworten. Ohne Ings im Sturm dürfte es allerdings ein noch schwereres Unterfangen sein die gewünschte Antwort zu geben.
Player to Watch: Che Adams
Armstrong wird sicherlich einige Zeit benötigen, um sich auf dem neuen Niveau zurechtzufinden. Bis dahin müssen die sich bereits in der letzten Saison im Kader befindlichen Stürmer das Team auf Kurs halten. Che Adams (25) ist Mittelstürmer im Kader von Southampton und war schon in der letzten Saison unter Hasenhüttl gesetzt, lief in 36 Ligapartien für die Saints auf. Das Problem dabei ist allerdings die Torausbeute. Nur neunmal durfte Adams in der vergangenen Spielzeit einen Treffer bejubeln. Schon notgedrungen wäre es nun an der Zeit, mehr Effizienz in das eigene Spiel zu bekommen und so in die Rolle des neuen Zielspielers hineinzuwachsen.
Im Gegensatz zu Ings wird Adams hierbei deutlich weniger auf die eigene Kopfballstärke setzen können. Mit einer Größe von 1,79 Metern zählt der Schotte nicht zu den groß gewachsenen Mittelstürmern. Dafür überzeugt er mit Tempo und Wendigkeit, wäre deshalb auch prädestiniert als Abschlussspieler im Kontersystem Southamptons. Ohne Ings liegt es nun an Che Adams, die nötigen Tore zu erzielen und die Grundvoraussetzungen hierfür sind durchaus gegeben. Es könnte seine Saison werden.
Saisonprognose Southampton
Ob Armstrong die Lücke von Ings füllen kann, wird sich zeigen müssen. Das System von Hasenhüttl ist an guten Tagen in der Lage auch einen Mangel an individueller Qualität zu überspielen. Aber für eine positive Überraschung wirkt das ganze Gebilde des Österreichers weiterhin viel zu wacklig. Akute Abstiegsgefahr herrscht in diesem Jahr wohl nicht, doch viel mehr als ein zweistelliger Tabellenplatz sollte auch in dieser Spielzeit nicht drin sein.
Crystal Palace (letzte Saison: 14. Premier League)
Crystal Palace hat wieder einmal das eigene Saisonziel Nummer Eins, den Klassenerhalt, erreicht. Mit Platz 14 und 44 Punkten fanden sich die Eagles am Ende ziemlich genau da in der Tabelle wieder, wo auch die Qualität des Kaders anzusiedeln ist. Roy Hodgson (74) bewies einmal mehr, dass er als Stabilisator und unaufgeregter Lenker an der Seitenlinie hervorragend funktioniert und hielt die Mannschaft über weite Strecken der Saison schadlos. Unzufrieden dürften die wenigsten rund um den Klub mit dem Endergebnis gewesen sein.
Crystal Palace auf dem Transfermarkt – Viele ablösefreie Abgänge
Wenn man ablösefreie Abgänge als schlechte Planung ansieht, dürfte man bei einem Blick auf die Abgänge von Crystal Palace wohl die Hände vors Gesicht schlagen. Andros Townsend (30), Patrick van Aanholt (30) oder Mamadou Sakho (31) sind allesamt nach Vertragsablauf gegangen und haben so keinen Cent in die Kassen des Klubs gebracht. Somit schlagen die Ausgaben für die beiden Innenverteidiger Marc Guehi (21/für 23 Millionen Euro von Chelsea) und Joachim Andersen (25/für 17,5 Millionen Euro von Olympique Lyon) auch noch stärker zu Buche.
Zusätzlich sicherte man sich dann für 9,5 Millionen Euro die Dienste vom Youngster Michael Olise (19) vom FC Reading. Damit ist es, ohne dass sich die Qualität des Kaders stark verbesserte, ein kostenintensives Transferfenster geworden. Viele Hoffnungen dürften auf Olises Verpflichtung ruhen. Der Youngster überzeugte für Reading in der Championship und ist definitiv ein „Player to Watch“.
Hodgson Rente als Risiko und Chance
Roy Hodgson stand in den letzten Jahren für Souveränität und Stabilität bei Crystal Palace. Wirklich spektakulär war es selten bei den Eagles, aber eben auch ohne großes Drama und Abstiegsangst. Der englische Trainer machte Palace bei seiner letzten Trainerstation zu einer der positivsten Definitionen des Mittelfeldteams gemacht. Nun nimmt der Routinier seinen Hut, wird in den Ruhestand gehen. Mit seinem Abgang sorgt Hodgson für ein Risiko, aber auch für eine Chance. Als was sich das Ganze am Ende herausstellt, dafür soll Patrick Vieira (45) verantwortlich sein. Der ehemalige Superstar kehrt damit als Trainer in die Liga zurück, in der er mit Arsenal seine größten Erfolge feierte.
Und es wird wohl ein gemeinsamer Aufbruch werden. Es ist kaum vorstellbar, dass alles einfach ruhig und gleichförmig weiterläuft wie unter Hodgson. Und damit ist eben das Risiko verbunden, dass auch die Sicherheit abhanden kommt und man rund um Palace mehr zittern muss als in den letzten Jahren. Andererseits bietet der Ausbruch aus den Gewohnheit eben auch die Chance, sich weiterzuentwickeln. So sicher man mit Hodgson in der Liga blieb, so klar war auch, dass man nicht in die obere Tabellenhäfte vordringen wird. Mit einem neuen Trainer könnte der Puzzlestein gefunden sein, der Palace nachhaltig in eine positive Richtung bewegen wird.
Player to Watch: Michael Olise
Olise wird in der kommenden Saison das offensive Mittelfeld von Crystal Palace verstärken. Der 19-Jährige zählt zu den zahlreichen, hochtalentierten Spielern der neuen Generation. Im letzten Jahr durfte er sein Können für den Reading FC in der Championship unter Beweis stellen. In einer der härtesten Ligen der Welt gehörte der Youngster auch in seinem zweiten Profijahr zur Stammbesetzung und wusste zu überzeugen. Olise wurde am Ende sogar zum besten jungen Spieler der Saison gewählt und dürfte spätestens jetzt bei vielen Klubs auf dem Radar aufgetaucht sein.
Dass sich Palace eines der begehrtesten Talente der Branche sichern konnte, ist schon an sich ein Erfolg. Dass man dann auch noch günstig einkaufen konnte, weil der Vertrag des Toptalents im nächsten Jahr ausgelaufen wäre, rundet die Geschichte ab. Nun kommt es darauf an, wie Olise den Schritt in die Premier League meistert. Körperlich sollte er nach zwei Jahren in der Championship nicht mehr so leicht einzuschüchtern sein, sein Talent am Ball ist darüber hinaus unbestritten. Der Shootingstar der zweiten Liga könnte sich schon in seiner ersten Spielzeit im Oberhaus zum Shootingstar in der Premier League entwickeln.
Saisonprognose Crystal Palace
In der ersten Saison nach Roy Hodgson wird es, trotz des großen Namens auf der Trainerbank, hauptsächlich darum gehen den Übergang schadlos zu moderieren. Die Qualität des Kaders in der Gesamtheit lässt kaum auf einen Ausreißer nach oben hoffen. Vieira sollte dennoch ausreichend gute Spieler zur Verfügung haben um nicht ganz tief abzurutschen. Alles deutet damit eher auf eine unspektakuläre Rückkehr des ehemaligen Arsenal-Stars in die Premier League hin. Ein ähnlicher Tabellenplatz wie im letzten Jahr wird wohl das Endergebnis dieser sein.
Photo by Miguel Perreira
Julius Eid
Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.